Die Clubräume befinden sich an der Hagener Straße 129. Das alte Industriegebäude direkt hinter der Lasbecker Brücke biete die perfekte Lage, wie Justin Taleb Sobreiro erzählt. „Die Auflagen sind hoch. Man muss zum Beispiel alle möglichen Abstandsgrenzen einhalten“, erklärt er, während er die Gittertreppen hinaufläuft. Ein wenig Sportlichkeit ist schon gefragt, denn der Clubraum ist ganz oben. Noch ist der Raum fast leer. Es gibt aber schon eine beleuchtete Theke. „Dort wird später die Ausgabe stattfinden“, berichtet der Clubgründer. Auch eine Couch gibt es schon. „Und in die Mitte soll noch ein Billardtisch.“
Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Cannabis Social Club zu gründen? „Ich habe Fußball gespielt. Irgendwann bekam ich Rheuma. Es wurden verschiedene Therapien versucht. Zum Beispiel habe ich ein verdünntes Medikament bekommen, das normal in der Chemotherapie eingesetzt wird. Als nichts mehr half, habe ich selbst recherchiert und bin auf Cannabis gestoßen“, erzählt er. Weil es so gut half, sei er immer weiter in die Materie eingestiegen. Und so sei schließlich auch die Idee zum Club entstanden. Er möchte gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen hochwertigen Cannabis in Bio-Qualität anbieten. Fachkenntnisse hat Justin Taleb Sobreiro unter anderem durch seine Arbeit bei einem namhaften, heimischen Pharmaunternehmen. Dort ist er inzwischen nicht mehr, er studiert aktuell Agrarmanagement. „Bei dem Pharmaunternehmen hatte ich täglich mit Behörden zu tun. Ich weiß genau, worauf geachtet werden muss und was es für Vorschriften gibt – beispielsweise im Bereich Hygiene“, erklärt er.
Wer einen solchen Club gründen möchte, müsse sich einer Menge Bürokratie stellen. „Ich habe einen 200-seitigen Antrag bei der Bezirksregierung eingereicht. Der war so groß, dass er nicht einmal in deren System hochgeladen werden könnte. Einen solchen Antrag, hat mir der Mitarbeiter erzählt, hätte es noch nie gegeben“, freut sich Justin Taleb Sobreiro. Die Bezirksregierung habe schließlich grünes Licht gegeben. „Wir müssen etliche Auflagen erfüllen. Beispielsweise auch in Sachen Brandschutz. Und wir haben eine Alarmanlage, die direkt auf die Polizei geschaltet ist“, berichtet der Clubgründer. Er führt den Club übrigens nicht allein. Er hat dafür einen Verein gegründet. „Kollegen und Freunde sind dabei. Jeder hat unterschiedliche Fähigkeiten. Einer kennt sich beispielsweise mit Buchhaltung aus, ein anderer mit Technik, natürlich haben wir auch einen Präventionsbeauftragten – und so ergänzen wir uns gut“, erzählt Justin Taleb Sobreiro. Aktuell macht er das Ganze übrigens Ehrenamtlich. Denn ein Cannabis Club darf nicht gewinnorientiert arbeiten. „Wir geben den Cannabis später zum Selbstkostenpreis ab. Aber natürlich ist das Ziel, dass der Club mich einstellt und ich Vollzeit hier arbeite und ein Gehalt bekomme. Anders kann man das ja auch gar nicht managen.“
Der Cannabis, der an der Hagener Straße über die Theke geht, wird von den Clubmitgliedern selbst angebaut. Wo genau das stattfindet, wird aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Für den Start sind Pflanzen mit einem Gesamtgewicht von 60 Kilogramm bei der Bezirksregierung angemeldet worden. Später, wenn der Club mehr Mitglieder hat, sollen es einmal 300 Kilogramm werden. „Die Pflanzen brauchen Liebe, Wasser, Licht und gute Erde“, erklärt Justin Taleb Sobreiro. Aktuell hat der Club bereits 150 Mitglieder. Im ersten Schritt werden nicht mehr als 200 angenommen. „Das Ganze soll ja ordentlich laufen. Daher wachsen wir dann nach und nach“, erklärt der Vorsitzende. Die Nachfrage sei auf jeden Fall da.
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Im Bereich der Pflanzen werde 100 Prozent biologisch gearbeitet und sogar der Strom für die Produktion werde mit Wasserkraft selbst hergestellt. Durch den biologischen Anbau hätten die Pflanzen später eine hohe Reinheit und eine Qualität. „Es gibt keine Rückstände. Geschmack und Aroma sind einfach anders als beispielsweise in der Apotheke, wo Produkte angeboten werden, die einen Gewinn erwirtschaften sollen. Im Supermarkt schmecke ich ja auch den Unterschied zwischen den regionalen Bioprodukten und den gespritzten und rein auf gewinnoptimierten Produkten“, erklärt Justin Taleb Sobreiro.
Wer Mitglied im Club werden möchte, muss zuvor zu einem persönlichen Gespräch kommen. Außerdem müssen Mitglieder mindestens 21 Jahre alt sein. „Aktuell sind die Meisten deutlich älter. Ich schätze zwischen 40 und 65 Jahre. Das sind gestandene Menschen aus allen Schichten, die zum Teil auch in Führungspositionen arbeiten“, berichtet der Clubchef, der jedes Mitglied kennengelernt hat.
Konsumieren dürfen die Clubmitglieder den Cannabis dort nicht. Auch 100 Meter rund um die Ausgabestelle ist es verboten. „Ich gehe auch davon aus, dass die Polizei das streng kontrollieren wird“, sagt Justin Taleb Sobreiro.
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