Für die Organisatoren war dieses Feuerwehrfest durchaus eine Herausforderung, denn eine Feier für ein neues Gerätehaus ist nicht alltäglich und auch das weitläufige Gelände wollte mit zahlreichen Attraktionen belebt werden.
Der Zuspruch aus der Bevölkerung war enorm. Pressesprecher Christian Schwanke konnte stattliche Zahlen vermelden: „4000 Gäste waren es“, lautete am Abend die offizielle Schätzung. Darunter waren nicht nur interessierte Bürger jeden Alters, sondern auch zahlreiche Vertreter benachbarter Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen. Der Kiersper DRK Ortsverband war ohnehin mit ausgestellten Fahrzeugen aktiv beteiligt, das THW aus Halver kam zur Stippvisite, und die Meinerzhagener Wehr rückte kurzerhand mit einem Fahrzeugkonvoi samt Drehleiter an und gab ein Martinshorn-Ständchen.
Kameradschaft wird in Hilfsorganisationen groß geschrieben, denn diese ist Grundlage für die Bereitschaft vieler Menschen, mitunter sehr viel Freizeit in den ehrenamtlichen Dienst zu investieren. Bei Einsätzen ist es unabdingbar, sich aufeinander verlassen zu können, denn immer wieder geht es sogar um die Rettung von Menschenleben. Das schweißt zwischenmenschlich zusammen und bei Großlagen sogar über die eigene Einheit hinaus. So war das Festwochenende des neuen Innenstadt-Löschzug 1 „Stadtmitte“ ein Ziel für zahlreiche Feuerwehrleute der Region, um gemeinsam zu feiern.
Währenddessen den Grundschutz zu sichern, um jederzeit in Notfällen für die Bevölkerung einsatzbereit zu sein, war durchaus eine logistische und organisatiorische Herausforderung, doch darum brauchte sich niemand Sorgen zu machen.
Ein Unwägbarkeitsfaktor war das Wetter. Doch auch das spielte perfekt mit. Am Sonntag waren die Temperaturen trotz Sonne viel angenehmer als Tags zuvor und die befürchteten Waldbrände blieben zum Glück aus. Damit wurde durchaus gerechnet. Und tatsächlich gab es am Samstag einen Waldbrand in Kierspe, der jedoch keine großen Ausmaße annahm.
So konnten sich alle Beteiligten den zahlreichen Attraktionen widmen. Davon waren viele natürlich gesetzt: Ohne Kaffee, Kuchen, Grill und Bierstand braucht man das Rolltor für so eine Veranstaltung gar nicht erst hochzuziehen. Wie man am Zuspruch der Gäste sehen konnten, wurde ihr Geschmack zu 100 Prozent getroffen. Überhaupt wurden die Gastgeber förmlich überrannt.
Die Tombola war bereits am späten Nachmittag „verlost“ und alle Gewinne abgeräumt. Eine Hüpfburg für die zukünftigen Löschzwerge erwies sich für die gesamte Zeit als Magnet für Kinder mit Spaß am Toben. Die Kleinen durften an Schlauch und Kübelspritze auch schon Zielgenauigkeit üben und Löschangriffe auf die Hausfassade üben, die fast schon fester Bestandteil von Veranstaltungen in Kierspe ist.
Deutlich umfangreicher waren schon die Vorführungen, die sowohl die Kinderfeuerwehr als auch die Jugendabteilung ableisteten. Diese realitätsnahe Demonstration entsprach im Wesentlichen der Arbeit, wie sie bei Kleinbränden tagtäglich auch erbracht wird. Was der Lösch-Nachwuchs hier im monatelangen Training erlernt und beim Tag der offenen Tür präsentiert hat, bot Gänsehaut-Garantie.
Vor allem die realistische Anfahrt: Kurz nachdem ein Sirenensignal aus der Lautsprecheranlage ertönte, startete das altehrwürdige Hilfeleistungslöschfahrzeug mit dem Spitznamen „Red Bull“ die Einsatzfahrt von der Wendeplatte unterhalb des Gerätehauses. Natürlich mit „Sonderrechten“, eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht. Die staunenden Besucher erlebten hautnah, welche Einzelschritte nötig sind, bis ein Brand aus mehreren Strahlrohren bekämpft werden kann.
Und wieviel Arbeit das Aufräumen macht: Schläuche mussten wieder aufgerollt werden, Verteiler wieder an den richtigen Platz im Fahrzeug. Die Kids hatten das so gut im Griff, dass ihre Ausbilder nach eigenem Bekunden ergriffen waren. Hier wurden Augen nicht nur vom Löschwasser feucht!
Für die Besucher war es lehrreich, die Ausrüstung der Fahrzeuge in Aktion zu erleben. Ohnehin war das Interesse an den Fahrzeugen sehr groß und nicht nur die Kleinsten hatten Spaß am Probesitzen!
Das großzügige Gelände des neuen Gerätehauses bietet beste Möglichkeiten, den umfangreichen Fuhrpark zu präsentieren. Dieser wurde im Rahmen der Feierlichkeiten gleich um zwei Feuerwehrautos erweitert, die sich den neugierigen Blicken der Gäste stellten: Obgleich das „neue“ Hilfeleistungslöschfahrzeug bereits seit rund zwei Jahren im Dienst steht – Pandemie bedingt folgte erst jetzt die feierliche Übergabe. Dazu gesellte sich ein neuer „Gerätewagen Logistik“ mit einem Abroll-Container für alles, was bei größeren Einsatzlagen benötigt wird, wie etwa ein Nachschub von frischen Atemschutzgeräten.
Damit wurde die Modernisierung der Fahrzeuge deutlich vorangetrieben, zumal der Gerätewagen eine echte Ergänzung darstellt. Beim „HLF“ war seinerzeit das Basisfahrzeug Grund für den Austausch. Die technische Ausstattung selbst war bereits auf einem modernen Stand.
Um 18 Uhr war das geplante Ende vom „Tag der offenen Tür“. Bis in den späten Abend hinein wurde aber noch aufgeräumt und die Einsatzbereitschaft wiederhergestellt. So bleibt nur zu hoffen, dass die Beteiligten sich nun erstmal einige Tage erholen können, denn letztlich sind auch gelungene Feste ein wenig anstrengend.
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