Im Internet fragen die ersten ungläubig, ob das vielleicht ein Scherz ist. Aber es stimmt. Dort, wo jetzt der Altar steht, wird bald geklettert bis unter die Kuppel und im Kirchenschiff könnte ein Fußballfeld entstehen. Die Idee dazu hatte Stefan Rapp von der Lennekirche.
Wie bereits länger bekannt ist, wird die katholische Pfarrei St. Matthäus Kirche und Vereinshaus bis spätestens 2024 abgeben. Nun könnte aber alles noch schneller gehen. Wie die Pfarrbeauftragte Sandra Schnell am Mittwoch mitteilte, möchte die Pfarrei beides an die Freie evangelische Gemeinde Lennekirche verkaufen.
Was genau geplant ist, verrät Stefan Rapp von der Freien Gemeinde: „Das Vereinshaus wollen wir zukünftig für unsere Gottesdienste nutzen. Die finden aktuell noch in der Sekundarschule statt. Und die Kirche wollen wir zu einer Sportkirche verwandeln.“ Als Rapp davon hörte, dass die Kirche zum Verkauf stünde, begann er mit seinen Überlegungen. „Sandra Schnell sagte, wir sollen doch mal ein Konzept einreichen, was wir mit dem Standort vor hätten. Das haben wir dann entwickelt“, erzählt Stefan Rapp.
Ein Ort für Kinder und Familien
Gemeinsam habe man überlegt, was in Nachrodt gefragt sein könnte. „Wir wollten gerne Familien und Kinder ansprechen. Und so entstand die Idee. Gerade jetzt, wo mit dem Abriss der Lennehalle eine weitere Sporthalle fehlt“, erklärte Rapp. Sein Konzept wurde schnell immer runder und so konnte er es zeitnah bei der Pfarrei einreichen. „Nachdem mehrere mögliche Käufer der Pfarrei gegenüber ihr Interesse an dem Grundstück an der Hagener Straße bekundet hatten, haben sich die Gremien der Pfarrei jetzt mehrheitlich für das Konzept der Lennekirche entschieden“, freute sich Sandra Schnell.
Neben der Tatsache, dass es sich bei der Lennekirche um einen christlichen und regionalen Interessenten handele, habe überzeugt, dass die Gemeinde in der Kirche zukünftig ein Freizeit- und Bewegungsangebot für alle Kinder und Jugendlichen in Nachrodt-Wiblingwerde schaffen möchte. Unter anderem sieht das Konzept der Lennekirche für den Innenraum eine Multisportarena und eine Kletterwand sowie einen Café-Bereich vor.
Doch von heute auf morgen wird der Verkauf nicht über die Bühne gehen, wie die Pfarrbeauftragte erklärt: „Nach der Entscheidung der Pfarrei-Gremien stehen bis zum Abschluss des endgültigen Kaufvertrags zunächst noch weitere Schritte an, unter anderem die Beantragung der Nutzungsänderung für die Kirche.“ Für diese ist der Märkische Kreis zuständig und es ist ungewiss, wie lange der Prozess dauert.
Komme es zum Vertragsabschluss, werde die katholische Gemeinde, die derzeit noch in St. Josef ihre Gottesdienste feiert, voraussichtlich in die Michaelskapelle am katholischen Friedhof umziehen. „Wie wir als Pfarrei uns von unserer Kirche St. Josef verabschieden, planen wir, wenn klar ist, wann wir das Gebäude tatsächlich abgeben“, kündigt Schnell an. Bis dahin gebe es in St. Josef weiter regelmäßig Messfeiern und Wortgottesdienste.
Die Mitglieder der Lennekirche planen das Angebot in der Sportkirche für alle Nachrodt-Wiblingwerder zu öffnen – unabhängig von Glaubensrichtung oder Konfession. Auch Schulen und Vereine könnten die neue Sportmöglichkeit dann nutzen. Ebenso wären Kindergeburtstage denkbar.
Was das Thema Verkündigung betrifft, wird es eine klare Regel geben: „Natürlich ist es eine Kirche und wo Kirche drauf steht, sollte auch Gott drin sein“, erklärt Stefan Rapp. Das bedeute aber nicht, dass immer eine Predigt stattfinde. „Wenn wir als Lennekirche dort Veranstaltungen machen, wird es dort Verkündigung geben. Wenn die Kirche gemietet wird, werden wir uns zurückhalten“, betonte Rapp.
Finanziert werden soll das Projekt unter anderem durch Spenden und Fördergelder. „Natürlich muss das hinterher auch ein Stück weit wirtschaftlich sein. Aber wir haben einen guten Finanzplan“, sagt Stefan Rapp. Wie viel Geld die Lennekirche für die Gebäude zahlt, wurde übrigens nicht verraten auch nicht, was der Ausbau kosten soll.