In dem Projekt „Herausforderung“ werden die Neuntklässler der Primusschule drei Wochen lang in die große, weite Welt rausgeschickt. Außerhalb der Schule sollen sie Erfahrungen sammeln, eigene Grenzen ausloten, Bewährungsproben bestehen und Krisen meistern.
Nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Eltern stellt das Projekt eine kleine Herausforderungen dar. Ihre Rolle besteht darin, ihren Kindern Vertrauen und Mut zu schenken. Zum Start werden jedem Schüler 150 Euro zur Verfügung gestellt.
Ein Praktikum an der Nordsee
Joshie, Justus und Jasper verfolgten ein gemeinsames Ziel: Die Nordsee. Die drei Primusschüler wollten eine „echte Herausforderung“ – und diese organisierten sie von Anfang bis Ende. Zu Beginn reichte das Budget von insgesamt 450 Euro nicht aus. Schnell wurde den Schülern klar, dass sie arbeiten mussten, um Lebensmittel, Campingplätze, Zugtickets und die Rückfahrt mit einem volljährigen Begleiter zu finanzieren. Daher verdoppelten sie ihr Budget fast, indem sie Waffeln im Rewe verkauften und Einnahmen in Höhe von 431 Euro erzielten. Bevor es dann offiziell losging, hatten sie die vielen Zwischenstopps und Übernachtungen in einer Excel-Tabelle sorgfältig geplant – eine gute Vorbereitung war das A und O.
Also stand der Gruppe nichts mehr im Wege: Am Mittwoch, 10. August, starteten Joshi, Justus und Jasper zusammen mit ihrem Begleiter in Münster. Sie radelten über einen Zeitraum von sieben Tagen bis zur Nordsee, wobei sie täglich etwa 49 Kilometer zurücklegten. Mit einem Campingkocher ausgestattet, bereiteten sie ihre Mahlzeiten selbst zu. Nach ihrer Ankunft begannen sie sofort ihr Praktikum in der DJH Jugendherberge Esens-Bensersiel, die sie sich selbst ausgesucht hatten. Sie arbeiteten sechs Stunden am Tag, aufgeteilt in verschiedene Bereiche wie Küche, Hausmeister, Reinigung und Spülküche, und hatten das Wochenende zur freien Verfügung, das sie mit Freizeitaktivitäten füllten.
Mit dem Zug an die Ostsee
Während es für Joshie, Justus und Jasper an die Nordsee ging, zog es Timo (15) und Joel (14) in den Osten. Circa sieben Stunden ging es mit dem ICE zum Hofcafé Obsthof Schneekloth in Grömitz an die Ostsee. Die beiden Freunde meisterten ihre Herausforderung gemeinsam und teilten ihre Aufgabenbereiche untereinander auf.
„Unsere Aufgaben waren, den Pferde- und Hühnerstall sauber zu machen oder Pflaumen und Äpfel zu pflücken“, verrät Joel. Morgens gab es ein kostenloses Frühstück, am Abend bereiteten sie sich selbst etwas zu essen oder wurden von der Betreiberfamilie eingeladen. „Übrig gebliebene Küchenstücke durften wir uns auch nehmen“, sagt Timo augenzwinkernd.
Timo und Joel übernachteten in einem eigenen Wohnwagen. Die restliche Zeit außerhalb der Arbeit füllten sie mit verschiedenen Freizeitaktivitäten: Die Schüler verbrachten ihren Tag am Strand, im Skatepark, in einer Trampolinhalle, gingen Joggen oder fuhren Fahrrad.
Die eigentliche Herausforderung für die Jungs stellte sich beim Bahnfahren heraus. Wie, wo und wann der Zug abfährt, stellte sich als eine stressige Angelegenheit heraus. Umso stolzer sind die Neuntklässler, die Herausforderung eigenständig gemeistert zu haben.
Arbeiten an der niederländischen Grenze
Vielfältige Aufgaben erwarteten Paulina, Leonie, Hanna und Liya an der niederländischen Grenze in Gronau. Dort arbeiteten sie für zweieinhalb Wochen auf dem Ferienbauernhof Landhuus Laurenz. „Wir haben jeden Tag eine andere Aufgabe bekommen“, sagt die 14-jährige Liya im Gespräch mit LokalDirekt. Einen Tag arbeiteten sie im Service oder halfen in der Küche aus, während sie sich am nächsten Tag im Reitstall um die Pferde kümmerten oder im „Happy Club“ die Kinder entertainten.
Durch ihre Arbeit im Hotel wurden ihnen ein kostenfreier Schlafplatz zur Verfügung gestellt – am Buffet durften sie sich am Essen bedienen. Nach etwa sieben Stunden Arbeitszeit blieb den Jugendlichen viel Freizeit, die sie mit Fahrradtouren gestalteten.
„Ich denke, dass wir viel selbstständiger und selbstbewusster geworden sind“, freut sich Paulina. Solch eine lehrreiche Erfahrung sei keine alltägliche. Auf die Frage, ob die Gruppe diese Chance erneut ergreifen würde, antwortete Paulina mit einem „sofort!“.
Zoés Reise nach Berlin
Zoé zog es alleine in die Hauptstadt, wo die 14-Jährige an eine Berliner Kunstschule unterrichte. Die Kunstaffine arbeitete mit vier- bis achtjährigen Kindern zusammen und brachte ihnen das Zeichnen bei – Zoés Lieblingsbeschäftigung. Sie selbst konnte neues Wissen mit nach Hause nehmen, wie etwa die Arbeit mit Ton.
Für Zoé war es das erste Mal in Berlin – nach der Arbeit konnte sie Ausflüge zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten anschließen. In ihrem persönlichen Blog hielt sie ihre Eindrücke als Tagebucheintrag fest. „Ich würde direkt wieder zurückfahren, wenn ich könnte“, resümiert Zoé und blickt mit positiven Erfahrungen auf die Herausforderung zurück.