Nach dem Spitzengespräch zur aktuellen A45-Rahmedetalbrücke-Situation mit Vertretern aus Politik (auch Bundes- und Landtagsabgeordnete), Wirtschaft und Interessenverbänden (etwa der BUND) standen anschließend vier Teilnehmer gegenüber der Presse Rede und Antwort.
Lüdenscheids Bürgermeister – gleichzeitig auch Brückenbeauftragter – Sebastian Wagemeyer, die Direktorin der westfälischen Niederlassung der Autobahn GmbH Elfriede Sauerwein-Braksiek, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes Stephan Krenz und der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr Oliver Luksic traten vor die Pressevertreter und gaben über die aktuelle Lage rund um den Abbruch/Neubau der Rahmedetalbrücke Auskunft.
Zunächst zog Sebastian Wagemeyer eine kurze Bilanz über das „Verkehrskatastrophengebiet“ – so wurde unsere Region in der ZDF-Reportage „Teuerland“ genannt, die ebenfalls am Dienstabend ausgestrahlt wurde – und erteilte dann Oliver Luksic (MdB) das Wort. Luksic erzählte, dass man am Tag mit weiteren Bundestagsabgeordneten die aktuelle Baustelle besucht habe und „durch alpines Gelände geklettert“ sei, um sich die Vorbereitungen für das Fallbett der Brücke anzuschauen. Er betonte – und das gleich dreimal -, das „die Verschiebung der Sprengung keinen Einfluss auf die Bauzeit“ habe.
In Bezug auf die Bauzeit der neuen Brücke laufe die Ausschreibung noch bis zum 21. November. Dabei habe man deutlich gemacht, dass nicht unbedingt der Günstigste den Auftrag bekommen könne, sondern der Schnellste. Hier solle die Innovationsfähigkeit genutzt werden, da es sich um ein „komplexes Verfahren mit vielen Variablen“ handle. Prinzipiell werde „mit absolutem Hochdruck gearbeitet und an der Baustelle hat sich bereits viel getan“, stellte Luksic abschließend fest.
Stephan Krenz teilte mit, dass „viele Themen parallel“ laufen würden, alle „Grundstücksangelegenheiten geklärt“ seien, nun die Hänge abgesichert, die Gasleitung geschützt würden und auch der Galvanik-Betrieb unterhalb der Brücke weiter arbeiten könne.
Der Betrieb und die Häuser unterhalb würden geschützt: Dazu wird eine hohe Mauer aufgebaut. Die wird aus See-Containern, die mit Sand gefüllt werden, bestehen, diese dann während der Sprengung den Bauschutt abfangen. Zudem wird mit rund 7000 Lkw-Ladungen Sand und Erde in der Hanglage ein waagerechtes Fallbett errichtet, das etwa sieben Meter über Straßenniveau liegen wird. Krenz betonte allerdings, dass dies „nur zum Teil ausdefiniert“ sei, da der wesentliche Faktor dabei das noch laufende Ausschreibungsverfahren sei. Um die Bauzeit zu optimieren, sei es eine funktionale Ausschreibung, schloss Krenz seine Ausführungen.
Sebastian Wagemeyer betonte noch einmal, dass es „schon enttäuschend“ sei, dass kein Sprengtermin vorgelegt werden könne, da damit auch entscheidende Zeitfaktoren verbunden seien, etwa um nötige Straßensperrungen vornehmen zu können. Aber, so Wagemeyer weiter, „ein Termin, der nicht eingehalten wird, macht keinen Sinn“. Was die Umleitungsstrecke beträfe, geben es ein Durchfahrtsverbot und „Tempo 30“ werde bald kommen: „Wo und wie genau, wird noch geklärt“.
Weiterhin, so Wagemeyer, habe man auch auf die Autobahn GmbH Druck ausgeübt und die Arbeit verlaufe „extrem positiv und gut“, man ziehe gemeinsam an einem Strang, müsse nun aber auch den „Leuten den Raum lassen, ihre Arbeit zu machen“ und nicht unnötig „an Schrauben drehen“.
Laut Wagemeyer sei es wichtig, dass „Lüdenscheid zukunftsfähig“ bleiben müsse und nicht in fünf Jahren vor dem Ruin stehe.
Auch dass Mario Bredow das Brückenbüro verlasse werde, sei bekannt, da ihm der Posten des Beigeordneten der Stadt Overath angeboten worden sei. Da dies viel näher an seinem Wohnort Kürten liege, sei sein Schritt nachzuvollziehen. Ein Nachfolger für die Leitung des Brückenbüros stehe bereits fest und Bredow werde die Überleitung noch durchführen.
Stephan Krenz kam noch einmal auf das Ausschreibeverfahren zurück und wollte wohl klarstellen, dass man „die drei besten Anbieter raussuchen“ würde, die dann ihr Gebot abgeben könnten. „Die beste Mischung aus Bauzeit und Wirtschaftlichkeit“ werde gewählt werden, wobei die Preisvorstellung ebenso wichtig sei wie der Faktor Bauzeit.
Elfriede Sauerwein-Braksiek pflichtete Krenz bei und betonte, dass die Anbieter auch Nachweise liefern müssten. Auch wenn die Arbeiten zwischen Sprengung und Neubau übergangslos seien, gäbe es auch Planungs-Puffer, etwa zur Klärung von Baurechtsverfahren. Zudem sei ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt und auch die Umweltbelange bedacht worden. Dies habe auch der BUND bestätigt. Nachdem am vergangenen Wochenende die „Grunderwerbsverhandlungen im Einvernehmen abgeschlossen“ seien, könne man jetzt baulogistisch festlegen, wo etwa Baustraßen für den Neubau sinnvoll herführen könnten.
Die Nennung eines konkreten Zeitpunkts der Brückenfertigstellung blieb allerdings aus. Auch der im Verkehrsausschuss des Landtages genannte 30. September 2026 wurde nicht bestätigt. Krenz zog sogar etwas zurück und meinte, dass die Nennung eines Endtermins „zum aktuellen Zeitpunkt nicht redlich“ sei. Offensichtlich fährt auch hier das „träge Bürokratiemonster Deutschland 2022“ (ebenfalls aus der „Teuerland“-Reportage, d. Red.) seine Krallen aus, um alles fest im Griff zu halten.
Staatssekretär Oliver Luksic schloss das Pressegespräch mit den vollmundigen Worten: „Die Menschen können sich darauf verlassen, dass an allen Hebeln zwecks Beschleunigung gedreht wurde.“