Er ist der Neue – und vielen Halveranern doch längst bekannt. Nils Hermann ist seit dem 1. April bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger für Halver. Er übernahm den Betrieb von Hans-Eberhard Kopp, bei dem er zuvor elf Jahre lang angestellt war.
Der Schornsteinfeger stellt sich vor:
Kopp war es auch, der den damals 21-jährigen Ahlhorner – das liegt bei Oldenburg – nach Halver holte. „Er war mein Dozent auf der Meisterschule in Dülmen und bot mir einen Job an“, sagt Hermann. Er wagte den Umzug, lernte hier später seine Ehefrau kennen.
„Kenne manche Häuser besser, als die Hausbesitzer selbst“
Inzwischen lebt der 32-jährige Schornsteinfegermeister mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in Ennepetal.
Die richtige Lage, um etwas Abstand zur Arbeit zu haben und trotzdem nah genug dran zu sein. „Von 7 bis 17 Uhr bin ich Schornsteinfeger; bis 21 Uhr dann nur noch Papa“, sagt er. Den Großteil des Tages ist Hermann in Halver unterwegs.

Von Anschlag bis zum Wieselweg reicht sein Bezirk. Das sind ziemlich viele Häuser – und die kenne er teilweise besser, als die Hausbesitzer selbst.
Er lacht und ergänzt, dass er zu den meisten Kunden ein vertrauensvolles Verhältnis habe. „Viele deponieren den Schlüssel für mich, wenn sie nicht zu Hause sind“. Dieselben Menschen über viele Jahre hinweg zu begleiten, ihre Veränderungen zu verfolgen, das schätzt Nils Hermann .

Und auch die Abwechslung, jeden Tag einen anderen Arbeitsplatz zu haben, mache seinen Beruf zu einem besonderen. Herausfordernd sei es dennoch. Und wie war die Umstellung vom Angestellten zum Chef? „Hart“, antwortet er.
Dinge abzugeben, mehr zu verwalten und die Informationsflut zu bewältigen, das forderte ihn definitiv. Am 1. Mai stellte Hermann einen Mitarbeiter ein, der ihn unterstützt. Und: Er sucht noch einen Auszubildenden.
Im Video verrät er, welche Eigenschaften ein Schornsteinfeger mitbringen sollte:
Schornsteinfeger in der 3. Generation
Der Beruf des Schornsteinfegers hat in seiner Familie Tradition. Nils Hermann ist bereits der Vierte – in dritter Generation. Opa, Vater und Bruder wählten denselben Beruf. Zwar interessierte er sich kurzzeitig für einen Job bei der Polizei, doch fühlte sich Hermann schlussendlich ebenfalls zum Schornsteinfegen berufen. Und das beinhaltet so viel mehr, als das reine Kehren. Der 32-Jährige ist nämlich auch Gebäudeenergieberater und staatlich geprüfter Brandschutztechniker.
Wir begleiten den Schornsteinfeger bei seiner Arbeit:
Sein Beruf sei ständig im Wandel. Die Energieberatung werde zur Kernkompetenz seinen Berufsstandes. Ab dem 1. Januar tritt zum Beispiel das neue Energiegesetz in Kraft. Möglichst jede neu eingebaute Heizung soll dann mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden.
„Das schafft keine Solaranlage. Und Wärmepumpen werden gelobt und verteufelt zugleich. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen“, sagt Hermann. Er sieht auf seine Kollegen und sich eine große Herausforderung zukommen. Seine Prognose: Heizungen würden weniger und Kamine wieder häufiger genutzt.
„Manchmal bin ich auch Seelsorger“
Schornsteinfeger zu sein bedeutet also auch stets auf dem Laufenden zu bleiben. Sich fortzubilden. Politische Entscheidungen zu verfolgen. Und Hauseigentümern kompetent zur Seite zu stehen.
Aber für Hermann ist sein Beruf noch mehr: Für einige, meist ältere Leute, sei der Schornsteinfeger fast der einzige, der mal vorbeikommt und berichtet was es Neues gibt. „Manchmal, gerade bei schlechtem Wetter, bin ich dann bei einer Tasse Kaffee eine Art Seelsorger vor Ort“, sagt der Ennepetaler, der Halvers Häuser und Menschen so gut kennt, wie kaum ein anderer.
Bringen Schornsteinfeger das Glück ins Haus?