Wird Kierspe gezielt von kriminellen Banden aufgesucht? Das glaubt die SPD und fordert in einem Antrag die Gründung einer neuen Polizeiwache für Kierspe (wir berichteten). Ein Anliegen, das laut SPD-Vorsitzendem Christian Reppel polarisieren könnte, da die Verantwortung dafür nicht bei der Kommune, sondern beim Landes-Innenministerium liegt. Wesentliche Entscheidungen trifft außerdem die Kreispolizeibehörde (KPB) des Märkischen Kreises.

Ein langer Prüfungsprozess geht einer neuen Polizeiwache voraus, erklärt die Märkische Kreispolizeibehörde auf Nachfrage: „Organisatorische Änderungen, wie die Einrichtung einer neuen Polizeiwache, unterliegen einem intensiven behördlichen Prüfungsprozess und entsprechender Entscheidung des Behördenleiters sowie einem Genehmigungsvorbehalt des Innenministeriums NRW“, sagt Marcel Dilling, Polizeihauptkommissar der Kreispolizeibehörde.
„Das Innenministerium NRW weist den Kreispolizeibehörden (KPB) das für die Aufgabenbewältigung erforderliche Personal zu. Das zugewiesene Personal wird anschließend durch unsere Behörde auf Basis organisatorischer, personalwirtschaftlicher und belastungsbezogener Aspekte in der Fläche verteilt. Hier wird bisher ein möglichst dezentraler Ansatz verfolgt, was sich in den kreisweit zehn Wachstandorten widerspiegelt“, erläutert Dilling.
Ein offizielles Ersuchen der SPD liege laut Dilling allerdings noch nicht vor. Man bereite sich aber darauf vor.
Kreispolizeibehörde für neue Polizeiwache hauptverantwortlich
Das Innenministerium sorgt vor der Bearbeitung durch die Kreispolizeibehörde für einheitliche Rahmenbedingungen in den KPB, etwa mit einem Organisationserlass. Mit dem Erlass übergibt das Ministerium die weitere Verantwortung an die Behörde.
„Dazu gehört auch, dass die KPB eigenverantwortlich über die Anzahl und den Standort der Polizeiwachen entscheiden. Dies folgt dem Ansatz, dass die KPB vor Ort am ehesten bewerten können, welche Struktur für die Aufgabenerledigung sachgerecht ist“, erklärt der Sprecher des Innenministeriums für Polizeiangelegenheiten Christoph Wickhorst auf Nachfrage von LokalDirekt zum allgemeinen Verfahren.
Stelse: Mehr Personal statt neue Wache
Der Kiersper Bürgermeister Olaf Stelse würde einen anderen Ansatz wählen, um die Sicherheit in Kierspe zu gewährleisten: „Ich gebe vor dem Hintergrund der Personalfrage zu bedenken, ob tatsächlich die Einrichtung einer neuen Polizeiwache oder vielmehr eine personelle Aufstockung der bestehenden Wachen zielführender wäre.“
Denn: „Derzeit sind insgesamt zehn Polizeiwachen im Märkischen Kreis installiert. Zudem gibt es Bezirksbeamte, die beispielsweise auch im Kiersper Rathaus präsent sind“, so Stelse.
Allerdings erklärte der Meinerzhagener Polizeihauptkommissar Marian Kosanke im Gespräch mit LokalDirekt, dass die Kollegen im Bezirksdienst einen anderen Bereich abdeckten, als Krisen- und Unfallsituationen, wie die kürzlichen Sprengungen der Bankfilialen (wir berichteten). Zu den Aufgaben der Bezirksbeamten zählten demnach die Schulwegsicherung, die Fahrerermittlung nach Geschwindigkeitsdelikten sowie die Vollstreckung der Haft bei kleinen Delikten. Außerdem seien sie Ansprechpartner für Kindertagesstätten und Schulen für die Verkehrserziehung sowie bei einem Nachbarschaftsstreit. Bei anderen Einsätzen würden sie laut Kosanke nur einspringen, wenn diese in ihre Arbeitszeit fallen.
Stelse: „In Kierspe vergleichsweise sicher“
Dennoch meint Stelse: „Grundsätzlich habe ich die Wiederbesetzung der Bezirksbeamtenstellen in Kierspe mehr als begrüßt und bin sehr froh über die Stationierung im Rathaus. So kann eine direkte Abstimmung mit dem Ordnungsamt erfolgen. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizeiwache in Meinerzhagen läuft bestens.“
Zur Kriminalstatistik meint Stelse: „Die neu vorgelegte Kriminalstatistik für Kierspe könnte den Schluss nahelegen, dass eine Polizeiwache vor Ort erforderlich ist. Dennoch ist eine Steigerung der Straftaten auch gegenüber den Zahlen vor der Corona-Pandemie zu verzeichnen, was sicherlich bedenklich ist. Dennoch glaube ich, dass wir in Kierspe noch vergleichsweise sicher sind.“