Gegenüber dem Vorjahr stieg die Anzahl der Unfälle um 14,48 Prozent. Der Vergleich mit dem Corona-Jahr ist für die Polizei allerdings nicht repräsentativ. Darum verglichen die Gesetzeshüter die Unfallentwicklung mit dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Seinerzeit wurden 132 Unfälle weniger notiert.
Die Verkehrsunfallstatistik stellten Landrat Marco Voge in seiner Funktion als Leiter der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis sowie die Leiter der jeweils mit der Verkehrssicherheit befassten Dienststellen vor.
Überhöhte Geschwindigkeit weiterhin eine Hauptunfallursache
„Jeder Mensch, der im Straßenverkehr sein Leben verliert, ist einer zu viel“, so Landrat Marco Voge. Deshalb setze die Polizei im Kreis auch massiv auf Kontrollen und Prävention. „Auch wenn das nicht immer allen gefällt“, sagte Voge. Als Beispiel nannte er überhöhte Geschwindigkeit, immer noch eine Haupt-Unfallursache.
Auf den Umleitungsstrecken für die gesperrte Rahmedetalbrücke an der A45 habe man mehr Unfälle registriert. Voges einfache Erklärung: „Mehr Verkehr, mehr Unfälle“. Und die Situation werde auch nach der für den 7. Mai angekündigten Sprengung der Brücke nicht besser werden. „Die Altenaer Straße wird in der Folge sechs bis acht Wochen gesperrt werden.“

Mareen Weische, Leiterin der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde, erläuterte die Unfallzahlen im Detail und fütterte sie mit erschreckenden Einzelheiten an. Sie hatte sich zwei Zielgruppen speziell herausgenommen – die Motorradfahrer und die Senioren. Fünf Kradfahrer wurden im vergangenen Jahr getötet, 39 schwer- und 62 leichtverletzt. Weische erläuterte anhand eines tödlichen Motorradunfalls vom 23. Juli 2022 in Balve-Langenholthausen, bei dem ein 53-Jähriger ums Leben kam: „Dort ist Tempo 100. Anhand der festgestellten Unfallspuren gehen wir von einer Geschwindigkeit von etwa 200 km/h aus.“
Besonders bedrückend für den Balver Marco Voge: „Er war in der Nähe zu Hause, er kannte die Strecke genau.“ Weitere Unfälle mit tödlichem Ausgang gab es in Werdohl (2), Balve, Menden (2), Lüdenscheid (2), Halver (2), Kierspe, Plettenberg und Neuenrade. Besonders traurig: Ein Verkehrsteilnehmer hätte bei einem Crash in Werdohl nicht sterben müssen, er war nicht angeschnallt gewesen. Erfreulicherweise sei kein Kind, Jugendlicher oder junger Erwachsener Todesopfer eines Unfalls geworden.
Die Statistik unterscheidet zwischen Kindern (bis 14 Jahre), Jugendlichen (15 bis 17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre). Insgesamt sind bei Verkehrsunfällen 139 Kinder verletzt worden, 25 davon
schwer. Bei den Verkehrsunfällen unter aktiver Beteiligung von Kindern liegen Fahrräder (36) und Fußgänger (39) als Verkehrsbeteiligung in etwa gleich auf. Ein großes Risiko stelle für Kinder jedoch nach wie vor die Mitfahrt im Pkw dar. Hierbei wurden 48 Kinder verletzt, sechs davon schwer.
Verletzte Jugendliche zählt die Statistik 114, davon waren elf schwer verletzt. Bei den jungen Erwachsenen wurden 283 Männer und Frauen verletzt. 72 Verunglückte waren Mitfahrer, 36 Personen verletzten sich schwer und 247 leicht.
Bei den Erwachsenen im Alter von 25 bis 64 Jahren kamen im Jahr 2022 neun Menschen durch Unfälle ums Leben. Das sind fünf mehr als noch im Vorjahr. Insgesamt verunglückten 924 Erwachsene, ein Plus von 36,69 Prozent. Bei den Schwerverletzten stieg die Anzahl der Verunglückten von 118 auf 149 Männer und Frauen an.
Insgesamt verletzten sich 1243 Menschen bei Verkehrsunfällen
Die Anzahl der Verkehrsunfälle der Kategorie 1 (Unfälle mit Getöteten), Kategorie 2 (Unfälle mit Schwerverletzten) und Kategorie 3 (Unfälle mit Leichtverletzten) ist um 247 Fälle auf 1243 gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 24,80 Prozent. Die Zahl der Schwerverletzten stieg auf 235. Die schwerwiegenden Sachschadensunfälle sind auf nunmehr 432 Fälle gestiegen. Sachschadensunfälle unter Alkohol- und Betäubungsmitteleinfluss sind mit 82 Fällen hingegen leicht rückläufig.
Haupt-Unfallursachen bleiben überhöhte Geschwindigkeit, mangelnder Abstand, Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Überholen. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Unfallflucht stieg um 402 auf 3.187. Das entspricht einem Zuwachs von 14,43 Prozent, so die Statistik.
Zunehmend Sorgen bereitet den Gesetzeshütern die Personengruppe der Senioren – 173 Verunglückte. Mareen Weische: „Fünf Getötete waren 65 Jahre oder älter. Drei starben als Fußgänger, einer als Fahrzeugführer und einer als Pedelec Fahrer. Insegsamt wurden 43 Senioren wurden schwer und 125 leicht verletzt. Das ist ein Höchststand bei uns.“ Zum ersten Mal überhaupt sei ein Pedelec Fahrer bei einem Verkehrsunfall getötet worden. Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Pedelecs, E-Bikes oder E-Scootern im Straßenverkehr befürchtet die Polizei weiter steigende Unfallzahlen in diesem Bereich.
Polizei setzt weiter auf viel Präventivarbeit und Kontrollen
Wegen der hohen Spritpreise seien immer mehr Personen auf das Fahrrad, das E-Bike oder den Scooter umgestiegen. Dass man die Unfallzahlen nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen und dann zur Tagesordnung übergehen kann, verdeutlichte Polizeidirektor Tom Eckern, stellv. Abteilungsleiter Polizei bei der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis: „Der wirtschaftliche Schaden durch Verkehrsunfälle ist höher als durch die Kriminalität.“ Nicht nur deshalb, auch wegen der größtmöglichen Verkehrssicherheit für die rund 410.000 Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis, werde die Polizei weiter viel Präventivarbeit leisten, aber auch bei den Kontrollen nicht nachlassen.
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Hinweis der Redaktion:
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