„Das ist ein Rohdiamant im Vergleich zu anderen Städten“, glaubt er. Der Student aus Köln hat sich im Rahmen seiner Abschluss-Arbeit mit ungenutzten Geschäftsräumen in Meinerzhagen beschäftigt. Bewusst hat er sich nach einer Kommune im ländlichen Raum umgeschaut, bei der zwei Bedingungen erfüllt sein sollte: die Problemlage Leerstand, aber auch „eine Stadt in Bewegung“.

Ursachen für die Leerstände sieht er in verändertem Kaufverhalten wie Online-Handel, aber auch in der Auslagerung großer Geschäftsflächen aus dem City-Bereich. Schrumpfende Bevölkerung, die im Märkischen Kreis als besonders relevant prognostiziert wird, und Nachfolgeprobleme bei Einzelhändlern. Schwierig sei zudem „zum Teil das Verhalten von Eigentümern“.
Zentrale Ergebnisse einer Online-Umfrage mit 250 Teilnehmern waren, dass nur wenige den Ortskern als „lebendig“ einstuften. Leerstände wurden als relevantes Problem benannt. Es gebe zu wenig Einkaufsmöglichkeiten und kaum Treffpunkte. Ein „reflexartiger Wunsch“ sei gewesen: Da muss was rein.
„Orte für Begegnung schaffen“ und Bürger einbinden
Im Kopf hätten offenbar viele die lebendige Innenstadt früherer Zeiten mit kleinen Läden. Als „gute Nachricht“ folgert Till von Pock aus seiner Erhebung, den „Wunsch nach Begegnung“. Sein Vorschlag: „Orte schaffen, die alle niedrigschwellig nutzen können.“ Dazu gehörten etwa „offene Werkstätten und Ateliers, in denen sich Besucher kreativ betätigen könnten“, aber auch ein Repair-Café. Solche Konzepte müssten „mit der Bevölkerung vor Ort entstehen“.
Partizipation, hat er bei seiner Arbeit in Meinerzhagen festgestellt „wird in der Breite nicht angenommen“. Gleichwohl sei es „total wichtig, Themen nicht von oben herab zu beschließen“. Das geplante Einkaufszentrum an der Stadthalle hat er dabei „als kontroverses Thema“ wahrgenommen.
Der Student der TH Köln, dessen Fokus auf der Stadtforschung liegt, hält eine „Gleichzeitigkeit von Maßnahmen“ für nötig, um die Innenstadt zu beleben. Er setzt dabei auf die Derschlager Straße. Für ihn „ein Rohdiamant“ mit Potenzial. Mit der Fußgängerzone habe Meinerzhagen vergleichbaren Kommunen gegenüber einen Vorteil. Angesichts der Unsicherheiten im Einzelhandel plädiert Till von Pock für Zwischennutzungen: Geschäfte sollten nicht leer stehen, sondern als Räume für Ausstellungen und Begegnungen genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit sieht er in „Gemeinwohl-orientierten Einrichtungen“ oder Begegnungsorten, an denen man sich nach Feierabend treffen kann. Muster könnte die klassische Kneipe sein.
Ausstellung soll „Konzepte begreifbar machen“
Angesichts der Leerstände müssten die Mieten sinken – theoretisch jedenfalls. „Marktmechanismen funktionieren wohl nicht“, vermutet er. Nur: Wie kommt der Stein ins Rollen? Till von Pock sieht dabei Verwaltung und Stadtgemeinschaft, also Bürgerschaft, gleichermaßen in der Pflicht, Ideen zu entwickeln. Er plädiert dafür Leerstand nicht als Problem sondern als Ressource zu sehen.
Nach den theoretischen Überlegungen will der TH-Student „Konzepte visualisieren und begreifbar machen“ und dazu beitragen, „Ideen zu entwickeln.“ Überlegungen gehen dahin, im Frühsommer seine Konzepte in einer Ausstellung zu präsentieren und damit „Möglichkeitsräume in den Köpfen entstehen zu lassen.“