Die gute Nachricht hatte Kriminaldirektor Stefan Winkler zur Präsentation der 2024er Kriminalstatistik für die Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis gleich zu Beginn mit ins Iserlohner Kreishaus gebracht: „Der Märkische Kreis ist eine sichere Region!“ Sicher ist dabei eine Ansichtssache. Immerhin mussten die Kriminalstatistiker für die Region zwischen Ruhrtal und Ebbegebirge insgesamt 23.857 Straftaten zu den Akten nehmen – 208 oder 0,88 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. „Die Aufklärungsquote ist dagegen leicht gesunken, um 1,35 Prozent auf 57,53 Prozent“, hatte der Leiter der Kreispolizeibehörde MK, Leitender Polizeidirektor Ralf Wagener, in seiner Begrüßung verraten. Er wies darauf hin, dass seine Behörde wegen der Fußball-Europameisterschaft zahlreiche Kräfte an andere Polizeidirektionen hatte abstellen müssen. Die Aufklärungsquote lag aber immer noch deutlich über der des Landes Nordrhein-Westfalen. Dort wurden 53, 46 Prozent der insgesamt fast 1,4 Millionen Straftaten aufgeklärt. Auch Wagener hatte eine positive Meldung für den Kreis dabei: „Es gab deutlich weniger Rauschgift-Delikte.“ Das führt der oberste Gesetzeshüter auch auf die Cannabis-Freigabe zurück.
Lüdenscheid vor Iserlohn und Menden
Schaut man sich die Kriminalhäufigkeitszahlen bezogen auf die 15 kreisangehörigen Städte und Gemeinden pro 100.000 Einwohner an, liegt die Kreisstadt Lüdenscheid mit 7.568 Straftaten an der Spitze, gefolgt von Iserlohn (6.456) und Menden (6.314). Schlusslichter sind die Stadt Neuenrade (2.969), die Gemeinde Herscheid (3.076) sowie die Stadt Balve (3.221). Die tatsächliche Anzahl an Straftaten liegt natürlich deutlich niedriger, weil keine Stadt, keine Gemeinde, im Märkischen Kreis die 100.000 Einwohnerzahl erreicht. Auffällig: Die höchste Steigerungsrate verzeichnet die Stadt Hemer mit +303 Straftaten, am deutlichsten gesunken ist die Kriminalität im vergangenen Jahr in Kierspe mit -199.
Keine Geldautomaten-Sprengung
Erfreulich für die Ermittler: Es gab im Jahr 2024 keine einzige Geldautomaten-Sprengung im Märkischen Kreis. Im Jahr davor waren es noch zwei, 2022 sogar 5. Stefan Winkler: „Der Rückgang war auch in Nordrhein-Westfalen von 182 auf 42 zu notieren.“ Leicht gestiegen, um 1,5 Prozent auf 31,2 Prozent, ist der Anteil der nicht deutschen Tatverdächtigen unter den insgesamt 10.367 Straftätern. Leicht rückläufig ist der Anteil der bis zu 21 Jahre alten Tätern. Ihre Zahl sank um 21.5 Prozent auf 2.230. „Die Jugendkriminalität liegt mir besonders am Herzen“, so Stefan Winkler. Hier gelte es Kriminalitäts-Karrieren rechtzeitig zu verhindern. Zurückgegangen, von 396 auf 363, ist auch die Anzahl der Wohnungseinbrüche. „Die Aufklärungsquote liegt mit 21,2 Prozent hier verhältnismäßig hoch. Darauf sind wir echt stolz“, erklärt der Kriminaldirektor.
Mehr sexueller Missbrauch von Kindern
Sorge bereitet den Gesetzeshütern im Kreis der Anstieg beim sexuellen Missbrauch von Kindern. Bei den für den MK durch die Kriminalhauptstelle im Polizeipräsidium Hagen bearbeiteten Fällen ist in 2024 eine Zunahme von neun auf 86 aktenkundig geworden. Erfreulich hier: Die Aufklärungsquote ist mit 90,7 Prozent sehr hoch. Leicht um 64 auf 1.483 gestiegen ist auch die Anzahl der beurkundeten Fälle von häuslicher Gewalt. Auch hier ist die Aufklärungsquote mit 97,9 Prozent sehr hoch. Winkler: „Das liegt ja auf der Hand, die Täter sind bekannt.“
Perfide Fälle von „Enkelanrufen“
Gestiegen ist auch die Zahl der Taschendiebstähle (526), der Betrugsfälle (3.229) sowie der Waren- und Warenkreditbetrügereien (1.307). Besonders perfide Fälle von sogenannten „Enkelanrufen“ stellten die Ermittlungsbeamten vor. Da wurde vorgegaukelt, ein Kind sei bei einem Unfall schwer verletzt worden und liege im Krankenhaus, oder eine Tochter habe in Menden ein Kind totgefahren, 50.000 Euro wären nötig, um die Festnahme zu verhindern. Die Schadenssumme sei zwar auf 313.348 Euro gesunken, aber immer noch sehr hoch. Sie betrage pro vollendeten Fall durchschnittlich 10.115 Euro. Die Polizei warnt noch einmal ausdrücklich vor solchen Anrufen und bei Verdacht sofort die 110 zu wählen.
484 Gesetzeshüter im Einsatz verletzt
Die Polizistinnen und Polizisten geben ihr Bestes für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger. Nicht selten werden sie bei ihren Einsätzen Opfer von Widerstand oder tätlichen Angriffen. 484 von ihnen wurden im vergangenen Jahr verletzt und waren dienstunfähig.