Eigentlich macht sie gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Urlaub in der Heimat. Gebürtig stammt die junge Frau aus Wiblingwerde. Im Rahmen eines Auslandsjahrs in der elften Klasse des Hohenlimburger Gymnasiums reiste sie nach Wisconsin und lernte an der Schule ihre zukünftigen Ehemann Kelab kennen und lieben. Zu ihrer großen Liebe nach Amerika zog es die Wiblingwerderin allerdings erst später. Zunächst begann sie American-Studies und Politikwissenschaften in Mainz zu studieren. Im Anschluss folgte sie dann doch ihrem Herzen in die USA. Im Rahmen eines Praktikums arbeitete sie als Koordinatorin für das „National Digital Newspaper Program“ an der Wisconsin Historical Society. „Ich habe dort alte Zeitungen digitalisiert und unglaublich viel über deutsch-amerikanische Beziehungen gelernt. Die erste Zeitung erschien 1833“, erzählt Randi Ramsden. Zeitungen seien damals so etwas wie die sozialen Medien gewesen. „Es stand einfach alles drin. Wer eine Party gefeiert hat, wer dabei wie angezogen war – und jeder wusste dann auch, wer nicht eingeladen war“, erzählt die Auswanderin. Bei der Arbeit seien ihr auch die Rezepte aufgefallen, die in den Zeitungen veröffentlicht wurden.
Aus Spaß habe sie angefangen, einzelne Rezepte mit einer Arbeitskollegin selbst auszuprobieren und schnell herausgefunden, dass das gar nicht so einfach war: „Es gibt zum Beispiel keine einheitlichen Maßeinheiten. Und auch keine Angaben, wie lange Kuchen in den Ofen müssen oder wie lange etwas kochen muss.“ Gerd Schröder, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, kann sich nicht erinnern, dass auf dem historischen Ofen mal gekocht wurde. „Es ist ja auch wirklich schwer, da die richtige Hitze zu finden. Wir haben ihn immer nur genutzt, um den Raum zu heizen“, erzählt er lachend. Für Randi Ramsden war es ein Traum, in der Heimatstube zu kochen. Sie hatten den Ofen bereits auf der Hochzeit ihrer Schwester entdeckt. „Es gibt wirklich nicht viele Möglichkeiten, so einen Ofen zu nutzen. Ich halte immer die Augen offen, wo es so etwas gibt“, erzählt die Köchin.

Pilzbratlinge und einen schnellen Sonntagskuchen möchte die Auswanderin zubereiten. Das Kuchen-Rezept ist 1879 in Minnesota im Nordstern erschienen. Das Rezept für die Bratlinge hat die junge Frau aus dem Sonntagsboten, der 1906 in Milwaukee erschien. Dass sie Rezepte gut lesen kann, verdankt sie übrigens einer AG, die sie in ihrer Wiblingwerder Grundschulzeit besuchte: „Da haben wir gelernt, die Schrift zu lesen und zu schreiben.“
Wirklich viel gesünder ernährt hätten sich die Menschen damals nicht. In allen Rezepten werde viel Butter und Zucker verwendet. Auf die Zugabe von Aromen sei um 1900 jedoch eher verzichtet worden. „Es hieß, dass Aromen den Geschmack verfälschen. Außerdem würden Aromen zum Masturbieren und Alkohol trinken verleiten“, berichtet Ramsden. Wie auch heute, habe es immer wieder verschiedene Trends gegeben. Beispielsweise hätten die Menschen damals viel in Papier gegart. „Das war quasi der Thermomix der 1900er-Jahre“, berichtet die junge Frau. Das habe natürlich nicht immer gut funktioniert. Denn wenn die Temperatur im Ofen zu hoch war, fing das Papier Feuer und die Speise war verbrannt. Ramsden: „Ich denke eh, dass die Leute damals viel zubereitet haben, was nicht geschmeckt hat. Insbesondere bei den Kuchen. Da muss man sich ja schon an die genaue Rezeptur halten eigentlich.“
Typisch für die Küche in der USA sei viel Mais. Bohnen wurden zudem häufig als Fleischersatz genutzt – beispielsweise im Auflauf. Ein historisches Lieblingsrezept der Hobbyköchen seien gefüllte Zwiebeln: „Wir nutzen Zwiebeln ja eher für die Würze. Damals war es mehr ein richtiges Gemüse.“ Gut schmecken würde auch Fisch mit Kokosnuss. Die seien schon um 1840 in die USA importiert worden.

Wenn Randi Ramsden ihre Heimat besucht, darf kulinarisch vor allem eines nicht fehlen: „Lakritz. Ich liebe Lakritz und das gibt es bei uns einfach nicht“, verrät sie lachend. Beim Einkaufen stieß sie jedoch an die Grenzen der dörflichen Strukturen. „Ich brauchte für die Pilzbratlinge ein Weißbrot. Das ist mir aber erst abends eingefallen. Meine Schwester hat mich schließlich gerettet und eines gebacken“, berichtet die 32-Jährige. Grundsätzlich seien Lebensmittel in Deutschland deutlich günstiger als in den USA – und das trotz der Preissteigerung.