Die geplante Schließung bis Ende 2024 ist Teil einer weiterreichenden Umstrukturierung des Konzerns. Von den geplanten Maßnahmen werden voraussichtlich etwa 200 Stellen in Deutschland betroffen sein. Outokumpu beabsichtigt, umgehend Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern in Deutschland aufzunehmen unter vollumfänglicher Berücksichtigung der geltenden Gesetze und Praktiken.
„In den Verhandlungen wollen wir ein gemeinsames Verständnis mit unseren Mitarbeitern schaffen, während wir unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa langfristig stärken wollen. Outokumpu wird sich bestmöglich dafür einsetzen, innerhalb und außerhalb des Konzerns nach Möglichkeiten für unsere Mitarbeiter in Dahlerbrück und Hockenheim zu suchen und gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern einen Sozialplan zu vereinbaren“, wird Thomas Anstots, Präsident Geschäftsbereichs Advanced Materials, in einer Pressemitteilung zitiert.
Für die heimische IG Metall kommt dieser Schritt völlig überraschend. „Die Ankündigung ist ein neuer Hammer für die Region“, sagt Torsten Kasubke, Erster Bevollmächtigter der IG Metall im Märkischen Kreis. „In Zeiten großer Unsicherheit unternimmt der Arbeitgeber hier den einfachsten Schritt. Er will Standorte schließen und hinterlässt große Unsicherheit bei den Beschäftigten. Auch in Krisenzeiten hat zu gelten, dass Arbeitgeber ihrer sozialen Verantwortung nachkommen müssen. Outokumpu hat nun schnell darzulegen, was der Plan für die Zukunft ist. Wir werden gemeinsam mit dem Betriebsrat nun um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Da nur wenige Informationen vorliegen, können wir zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Ausführungen vornehmen.“
Bereits am Mittwoch hat sich Torsten Kasubke mit den Outokumpu-Betriebsräten zu einer ersten Krisensitzung getroffen. Dass das Unternehmen die Schließungspläne zurücknehmen könnte, hält er derzeit für ausgeschlossen.
Der finnische Stahlkonzern mit Sitz in Helsinki und rund 8500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit, ist in Europa in die roten Zahlen gerutscht. Bei der Präsentation der Quartalszahlen sagte am Dienstag Vorstandsvorsitzender Heikki Malinen man wolle „die Aktivitäten in Deutschland straffen, um sicherzustellen, dass wir unsere Anlagen so effizient wie möglich nutzen.“
Von den geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen werden voraussichtlich etwa 200 Stellen in Deutschland betroffen sein. Zu diesen Maßnahmen gehört die vollständige Zusammenführung der Advanced Materials-Produktion in Deutschland am Standort in Dillenburg. Konkret bedeutet dies die Absicht, die Produktion dünne Präzisionsbänder von Dahlerbrück nach Dillenburg zu verlagern. Gleichzeitig plant Outokumpu die Schließung seines Coil-Service-Centers in Hockenheim inklusive Verlagerung des Volumens an andere Standorte.
Dazu heißt es in der Mitteilung des Unternehmens weiter: „Die Bündelung des Expertenwissens, des Produktportfolios und der Betriebsabläufe unter einem Dach in Dillenburg soll es uns ermöglichen, unser Produktportfolio zu erweitern und den Standort neben unseren Werken in Schweden als zentralen Wertschöpfungsfaktor innerhalb unseres Geschäftsbereichs Advanced Materials neu zu positionieren. Nach der möglichen Verlagerung wäre der Standort Dillenburg in der Lage, das gesamte Spektrum unserer Advanced Materials-Produkte anzubieten, von einer breiten Palette an Standard- und Spezial-Edelstahlsorten mit unterschiedlichen Oberflächengüten bis hin zu dünnsten Präzisionsbändern.“
Etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten, so das Unternehmen, im Werk in Dillenburg weiter beschäftigt werden.