Seit Jahren leiden die Anwohner von Anschlag und Hohenplanken an der Kreisstraße 3 unter Motorradlärm und überhöhtem Tempo. Anträge, das Tempo auf 30 km/h zu beschränken, wurden beim zuständigen Straßenverkehrsamt in Lüdenscheid bislang abgelehnt. Nun wagt die CDU Halver einen erneuten Vorstoß und bekräftigt ihr Vorhaben mit einem entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung.

Rund 50 Bürger und Anwohner der Ortschaften Anschlag und Hohenplanken folgten am Mittwoch, 3. September, der Einladung von CDU-Bürgermeisterkandidat Sascha Gerhardt, um sich vor Ort über das leidige Thema Verkehrslärm und Tempo 30 auszutauschen. Insbesondere Motorräder gaben in den vergangenen Jahre immer wieder Anlass zur Beschwerde bei Stadt und Kreis - bislang ohne Erfolg. Während des Gesprächs auf dem Spielplatz in Anschlag wurde deutlich, was die Anwohner nervt: Immer wieder donnerten Autos, landwirtschaftliche Maschinen und vor allem Sportmotorräder vorbei.

„Dass wir hier etwas tun müssen, steht außer Frage. Allein unser Gespräch hier zeigt ja, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Die Lautstärke der Motorräder beeinflusst die Wohn- und Lebensqualität in Anschlag.“, sagte Sascha Gerhardt vor Ort.

CDU-Bürgermeisterkandidat Sascha Gerhardt im Gespräch mit Bürgern in Anschlag.
Foto: Lara Diederich / LokalDirekt

Einmal mehr brachte der Polizist die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 vor, wohlwissend, dass ähnliche Anträge in der Vergangenheit abgelehnt worden seien, sich die rechtliche Lage aber inzwischen geändert habe. „Seit letztem Jahr gibt es neue Richtlinien. Eine Temporeduzierung ist nun leichter möglich, wenn es sich um Schulwege handelt. Hier in Anschlag haben wir genau das: Die Bushaltestellen sind nur zu Fuß erreichbar, und mit dem Spielplatz mitten im Ort erfüllt der Bereich eine weitere wichtige Bedingung“, so Gerhardt.

Doch nicht alle Anwohner waren überzeugt, dass eine Tempo-30-Zone das Problem löst. Zwar sahen viele den Nutzen für die Sicherheit der Kinder; hinsichtlich der Lärmbelastung waren die Zweifel jedoch groß. Ein Anwohner, selbst Motorradfahrer, erklärte: „Bei Tempo 30 fährt man oft in einem niedrigeren Gang als bei 50. Der Motor dreht höher und klingt dadurch lauter. Das heißt: Weniger Geschwindigkeit kann am Ende sogar mehr Krach bedeuten.“

CDU-Bürgergespräch zu Tempo 30 in Hohenplanken und Anschlag
Foto: Lara Diederich / LokalDirekt

Tatsächlich hängt die Lautstärke bei Motorrädern nicht allein von der gefahrenen Geschwindigkeit ab, sondern vor allem von der Motordrehzahl. In niedrigeren Gängen läuft der Motor lauter – und genau das könnte in einer 30er-Zone häufiger der Fall sein.

Gerhardt betonte, dass man zunächst genau prüfen müsse, ob Tempo 30 tatsächlich die gewünschte Wirkung hätte. Als ersten Schritt wolle er deshalb – sollte er Bürgermeister werden – ein sogenanntes digitales Smiley-Schild aufstellen lassen. Dieses zeige Autofahrern direkt an, ob sie sich an die erlaubte Geschwindigkeit halten. Parallel sollen Messungen ohne Kennzeichenerfassung erfolgen, um ein klares Bild zu bekommen, wie schnell Autos und Motorräder in Anschlag tatsächlich unterwegs sind.

CDU reicht Antrag beim Bürgermeister ein

Im Nachgang an das Bürgergespräch reichte der CDU-Stadtverband einen entsprechenden Antrag beim Bürgermeister ein. Darin heißt es, die Stadtverwaltung möge beim Märkischen Kreis als zuständigem Straßenbaulastträger für die Kreisstraße 3 („Am Anschlag“ und „Hohenplanken) die Einrichtung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h im Bereich der Ortsdurchfahrten beantragen. Gleiches gilt für den angrenzenden Bereich der „Wipperstraße“ (K37), "soweit eine Zuständigkeit der Stadt Halver gegeben ist".

In der Begründung heißt es, mit der jüngsten Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) werde die Rechtsgrundlage geschaffen, Tempo-30-Anordnungen auch im Umfeld von Spielplätzen und Schulwegen einzurichten. Damit bestehe nun die Möglichkeit, Kinder im unmittelbaren Umfeld besser zu schützen und die Verkehrssicherheit vor Ort nachhaltig zu erhöhen. Weiter: "Gefahrenerhöhend wirkt sich der fehlende Gehweg in Teilbereichen der Ortsdurchfahrten aus. In der Ortschaft Anschlag befindet sich ein Spielplatz, der unmittelbar an die Kreisstraße 3 („Am Anschlag“) sowie an die „Wipperstraße“ grenzt. Insbesondere in den Nachmittagsstunden und an Wochenenden wird dieser Bereich stark durch Kinder und deren Familien genutzt. Das bestehende Tempolimit wird der besonderen Gefährdungssituation nicht gerecht."

Eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h entspreche laut CDU Halver dem Schutzzweck der neuen StVO-Regelung und trage zu einer deutlichen Erhöhung der Verkehrssicherheit bei.