Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) hatte auf Initiative des Lüdenscheider Unternehmers und CDU-Landtagsabgeordneten Ralf Schwarzkopf zu dieser Veranstaltung eingeladen. SIHK-Präsident Ralf Stoffels bezeichnete das Treffen salopp als „erste Lüdenscheider Sicherheitskonferenz“. Sein Ausgangspunkt: Die heimische Wirtschaft müsse in schwierigen Zeiten neue Felder in den Blick nehmen. Die Verteidigungsbranche sei angesichts aktueller Krisen und anschwellender Bedrohungen ein wachsender Markt. Dies als Chance anzunehmen, wäre gut und richtig. Das Potenzial in den heimischen Unternehmen sei aufgrund der hohen Fertigungskompetenz vorhanden.
Das unterstrich Ralf Schwarzkopf: „Südwestfalen ist die Werkstatt Deutschlands.“ Die Kompetenz sei vorhanden. Zudem zeige das große Interesse an der Veranstaltung die Bereitschaft der Unternehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es dürfe unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten nicht länger als unappetitlich gelten über Kontakte zur Rüstungsindustrie nachzudenken. Gerade hier sei ein hohes Maß an Innovationen zu finden. „Die Drohnentechnologie in Estland ist sensationell“, stellte Ralf Schwarzkopf fest.

An der Notwendigkeit zu mehr Anstrengungen ließ Nathanael Liminski, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der NRW-Staatskanzlei, keinen Zweifel aufkommen. Russland habe mit seinem Angriff auf die Ukraine „die Stärke des Rechts in das Recht des Stärkeren“ verkehrt. Der Angriff gelte nicht nur territorialen Grenzen, sondern richte sich gegen liberale Demokratien. Deshalb müsse Europa seine Verteidigungsfähigkeit ausbauen. „Auch, weil die Geduld unserer amerikanischen Freunde zu einem Ende kommen wird.“ Nathanael Liminski forderte ein „strategisches Erwachen“ Deutschlands und der europäischen Länder, weil „wir in eine neue Realität katapultiert worden sind“.
Wie schnell die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen auf die veränderte Lage reagiert haben, schilderte Florian Schröder, geschäftsführender Vorstand der Deutsch-Baltischen Handelskammer. In seiner Begleitung befanden sich Vertreterinnen und Vertreter aus 17 baltischen Unternehmen, die eigens für die Veranstaltung in Lüdenscheid eine Delegation zusammengestellt hatten. Sie präsentierten sich auf einigen Stellwänden in kurzen Steckbriefen und suchten das Gespräch mit den Unternehmerkollegen aus Südwestfalen. „Tauschen Sie fleißig Visitenkarten aus“, ermunterte Florian Schröder die Besucherinnen und Besucher.
Arndt Kirchhoff, Präsident des Verbandes Metall- und Elektroindustrie NRW, sieht Chancen, kritisierte aber die Rahmenbedingungen, die die Unternehmen lähmen. „Ich sehe einen Trend zur De-Industrialisierung.“ Engere Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie könne mehr Sicherheit bringen und Wohlstand bewahren. Aber: „Zuerst müssen wir unsere Industrie wieder wettbewerbsfähig machen.“ Die Politik müsse ein neues Grundempfinden für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands entwickeln, forderte Arndt Kirchhoff.

Mirko Loos, Vice President Einkauf der Unternehmensgruppe Rheinmetall, versicherte, das Technologieunternehmen sei immer auf der Suche nach innovativen Partnern. Rheinmetall ist Deutschlands größter Rüstungskonzern und Zulieferer für die Autoindustrie. Vor diesem Hintergrund müssten neue Partner sorgfältig ausgewählt werden.