Vor fünf Jahren, damals noch weniger bekannt, hatte der KUK-Verein sie erstmals eingeladen. Inzwischen hat die studierte Diplom-Volkswirtin sich in der Szene einen Namen gemacht. 2023 wurde sie mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. „Klima“ ist Teil ihres Programmtitels. In den Fokus rückt sie immer wieder polit-ökonomische Zusammenhänge, zeigt Widersprüche auf, ermuntert, nicht alles hinzunehmen und trägt die Botschaft auf ihrem T-Shirt: Gehet hin und wehret euch.
Im ersten Teil geht es eingängig um neun Lügen zum Klimawandel, die sie aufzeigt und widerlegt. Für 97 Prozent der Wissenschaftler sei klar, dass der Klimawandel von Menschen gemacht wird, Zweifler also irrelevant sind. Dass Deutschland nur zwei Prozent der CO2-Emissionen verursache erscheine zwar gering. Und das auch nur, weil ein Teil der Produktion ins Ausland verlagert worden sei. Entscheidend sei aber der Pro-Kopf-Ausstoß. Und der ist neben dem in den USA der größte weltweit. Und wenn sie hört, Atomkraft sie Co2-frei „kriegt sie Kernschmelze im Gehirn“. Rechnet man die ökologischen Fußabdruck ein sei Atomstrom dreimal so teuer wie Energie aus Windkraftanlagen. Dazu die Langzeitfolgen. Fast 40 Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl sind Pilze noch belastet. – Wir haben dazu einen „verstrahlten Söder“.
Auch mit der Vorstellung, durch Konsum könne man den Klimawandel beeinflussen, räumt sie auf, hat aber eine Lösung. Stünde der CO2-Wert auf der Verpackung, „könnten wir Kaufentscheidungen bewusst treffen“. Während zu Corona-Zeiten alles vorgeschrieben würde, kneife die Politik beim Tempolimit. Für Anny Hartmann ist Klimaschutz kompromisslos: „mit Physik kann man nicht verhandeln.“ Sie stützt sich auf die Expertise des Vizepräsidenten der Weltbank Nichola Stern und sein Postulat: Jede einzelne Klimaschutzmaßnahme ist günstiger als die Folgen des Nichttuns.
Kooperation statt Konkurrenz
Grundsätzlicher, philosophischer wird es nach der Pause. Anny Hartmann zeigt die Widersprüche im Kapitalismus auf. Das Prinzip der Natur sei Kooperation, das des Kapitalismus sei Konkurrenz. Das Prinzip mit den Herrschaft zementiert würde sei das Spiel mit der Angst. Sie entziehe der Demokratie die Grundlage meinte sie mit Verweis auf die weltweite Entwicklung hin zu Oligarchien. „Angst ist eine großartige Revolutions-Prophylaxe“, sagt sie und fragt: „Warum machen wir als Mehrheit nicht den Mächtigen Angst?“

Einerseits jubelten die Massen dem Adel, der auf Kosten der Gesellschaft lebt zu, andererseits würden die, die nichts haben an den Rand gedrängt. Anny Hartmann analysiert nicht nur, sie macht auch Vorschläge, fordert mehr Kooperation statt Konkurrenz. Würde man Fußballtranfers und Kunsthandel mit nur einem Prozent besteuern, „kommt eine Menge zusammen“ und das belaste nicht die Normalbürger.
Harte Fakten lockert sie mit Witzen und Coaching zur Lebenshilfe auf. Einfach mal „Huii“ rufen, wenn man um die die Ecke biegt. Das mache gleich gute Laune. Vor allem „die Lebensfreunde nicht verlieren. Das löst keine Krise“, rät sie zum Schluss. Und „Huii“ waren zwei Stunden rum.
Anders als vor fünf Jahren waren die Zahl der Besucher diesmal bescheiden. Für KUK-Vorsitzenden Rolf Muck auch eine Zeitenwende, verbunden mit dem trotzigen Bekenntnis: „Wir halten dem politischen Kabarett die Treue.“ Auch dafür gab es Beifall.