„Während die Sonne über Halver lacht und sich vermutlich vor Freude die Hände reibt, fragt sich der Rest der Welt wohl, was Deutschland da eigentlich treibt. Wir haben es geschafft, die grandiose Idee zu haben, unsere Energiekrise mit einem wohlüberlegten Plan zu lösen: einfach die bestmögliche verfügbare Fläche mit Solaranlagen zuzupflastern. Wer braucht schon Grünflächen oder einen Hauch von Ästhetik, wenn man stattdessen eine endlose Fläche glänzender Solarmodule haben kann?
Halver wird zweifellos zum Pionier in diesem innovativen Ansatz, der darin besteht, keine Ahnung zu haben, was man eigentlich tut. Warum nicht einfach eine riesige Freiflächenanlage hier, eine weitere dort – wer braucht schon stadtplanerische Konzepte oder ökologische Überlegungen? Hauptsache, wir folgen dem Pfad der Bundesregierung, die uns mit ihrer blinden Energiepolitik in den Sonnenuntergang führt.
Aber Moment mal, war da nicht etwas mit den Dachflächen? Könnten wir nicht einfach die bereits vorhandenen Strukturen nutzen, um Solarpanels zu installieren? Das lohnt sich ja nicht wirklich für Unternehmen und Eigentümer. Das ist ja auch nicht weiter schlimm, schließlich ist es viel effizienter, riesige Landflächen zu verbrauchen und dabei auch noch Unmengen an Geld an diejenigen zu zahlen, die ihre Grundstücke zur Verfügung stellen. Aber wer braucht schon Effizienz, wenn man Geld aus dem Fenster werfen kann?
Und natürlich, wie könnten wir vergessen, an Naturkatastrophen zu denken? Immerhin könnte jederzeit eine Aschewolke wie im Jahr 1783 auftauchen, oder als im Frühjahr 2010 nahezu der gesamte europäische Flugverkehr durch einen vergleichsweise kleinen Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull auf Island lahmgelegt wurde und uns den Spaß an der Sonnenenergie verderben.
Keine Sonne, kein Strom – da haben wir es wohl versäumt, unsere Solaranlagen mit Aschewolkenabwehrsystemen auszustatten. Aber wer braucht schon Planungssicherheit, wenn man stattdessen auf Hoffnung und Gebete setzen kann? Denn nichts beruhigt die Gemüter in Krisenzeiten besser als die Zuversicht, dass uns die Sonne schon irgendwie aus der Patsche helfen wird.„
Jan Rademacher, Halver
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