Dass die Stadtbibliothek ihre Ausleihe über den Bereich der Medien hinaus ausdehnt, hat einen besonderen Grund: Dahinter steht der Gedanke der Nachhaltigkeit. Wie Bücher und andere Medien sollen Produkte gemeinschaftlich genutzt werden.
„Bevor man etwas kauft, kann man mit Hilfe der Objektothek beispielweise testen, ob man es wirklich braucht“, sagt Emily Noll. „Auch Dinge, die selten gebraucht werden, können hier ausgeliehen werden.“ Die Auszubildende hat zusammen mit Jessica Stracke und Bufdi Nina Bayerl das neue Angebot ausgetüftelt.
Wie funktioniert das Angebot, das andernorts „Bücherei der Dinge“ oder schlicht „Jedöns“ heißt? Kernstück der Objektothek ist eine Stellwand im Markt der Bücherei. Hier sind Karten zu finden, die auf Objekte in den vier Kategorien „Erzählen und Lernen“, „Musik und Party“, „Technik und Makerspace“ sowie „Freizeit und Do it yourself“ verweisen. Die Karten enthalten alle wichtigen Hinweise, unter anderem auch die Ausleihdauer. Wer ein interessantes Objekt gefunden hat, geht mit der Karte zum jeweiligen Ausleihort (Servicetheke, Kinderbücherei oder zentrale Information). Hier wird die Karte gegen das gewünschte Objekt getauscht und im Büchereiausweis verbucht. Die Rückgabe erfolgt an dem Ort, an dem das Objekt abgeholt worden ist.
Zurzeit umfasst die Objektothek 61 Gegenstände vom Architekturbaukasten über den Erzählkoffer bis zum Ozobot. „Sie soll nach und nach mit neuen interessanten Gegenständen befüllt werden“, kündigt Büchereileiterin Dagmar Plümer an und fordert die Nutzer auf: „Machen Sie gerne selbst Vorschläge.“ Es können auch Dinge gespendet werden. Das Büchereiteam prüft allerdings, ob die Spende zum Profil des neuen Angebots passt.
„Auf der Suche nach einem passenden Namen haben wir viel überlegt und schließlich auch Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt“, berichtet Damar Plümer. Die neue Technologie lieferte schließlich die Bezeichnung die, oh Wunder, sowohl zu Bibliothek und Artothek passt. In der Artothek der Stadtbücherei können Interessenten Kunstwerke ausleihen.
Ganz neu ist die Bücherei der Dinge übrigens nicht. In den Sammlungen der Universität Gießen befindet sich ein auf das Jahr 1727 datierter Kupferstich. Er zeigt den Blick in eine „Objektothek“ des 18. Jahrhunderts.