Es ist ein ruhiger und sonniger Dienstagvormittag im Schalksmühler Ortskern. Die Tür zum Café Breddermann ist geöffnet – ausnahmsweise. Normalerweise steht diese seit einigen Monaten nur noch bei Veranstaltungen offen. An diesem Morgen jedoch kocht Christian Breddermann Kaffee – für sich selbst und LokalDirekt.
„Tut mir leid, dass es hier noch so chaotisch ist“, entschuldigt er sich und deutet auf die gestapelten Stühle im Laden, die nicht so recht zum restlichen Inventar passen wollen. „Aber gestern war so viel los, dass sich die Gäste teilweise noch eigene Stühle mitbringen mussten.“ Am Vortag, so erklärt er weiter, hätten sie ein Kneipenquiz veranstaltet – und der Laden sei voll gewesen.
Seit Anfang Juni hat Breddermann die Öffnungszeiten des Cafés angepasst. Das Tagesgeschäft sei nur sehr schleppend gelaufen, deshalb öffnet er jetzt nur noch nach Bedarf – also für Kulturveranstaltungen, Konzerte oder geschlossene Gesellschaften.
Auf die Frage hin, ob in der Gemeinde nun nicht ein Café fehlen würde, schüttelt er den Kopf: „Das Problem ist eher das Unterangebot im Ortskern, was sowohl die Gastronomie als auch den Einzelhandel betrifft. Wir haben kaum noch Laufkundschaft, die es in die Innenstadt zieht. Das mag früher anders gewesen sein, aber hinterher habe ich an schlechten Tagen draufgezahlt. Das konnte ich mir tatsächlich irgendwann einfach nicht mehr erlauben.“

Dennoch: Kunst und Kultur sollen sein roter Faden bleiben. Er lebe sowieso – entgegen der landläufigen Meinung, wie er scherzhaft betont – von der Musik und nicht vom Café. Vor vier Jahren, im Jahr 2019, habe er bei der Polizei gekündigt, die sichere Beamtenlaufbahn gegen das Dasein als Berufsmusiker eingetauscht. Und die Entscheidung nicht bereut, obwohl er immer gerne Polizist gewesen sei.
Die Wahl zwischen zwei Traumjobs
„Ich hatte am Ende die Wahl zwischen zwei Traumjobs, die aber nicht mehr miteinander zu vereinbaren waren.
Wegen des Schichtdienstes konnte ich schlecht bis gar nicht im Voraus planen, habe Buchungen für Auftritte teilweise ein Jahr im Voraus angenommen, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, ob der Termin mit meinem Dienstplan zu vereinbaren ist – das ging am Ende einfach nicht mehr.“

Im Jahr 2021 übernahm der Schalksmühler dann das ehemalige Bistro an der Bahnhofstraße. Mit dem klaren Ziel vor Augen, einen kulturellen Anlaufpunkt zu schaffen, frei nach dem Motto des Cafés: „Kleiner Ort. Große Kunst.“ Dort finden also seitdem nicht nur Konzerte, sondern auch Lesungen und Kabarettaufführungen statt.
Fünf Leerstände weniger dank Förderprogramm
Für die Planung habe er die Zeit während der Pandemie genutzt: „Ich wollte vorbereitet und startklar sein für die Zeit nach Corona.“ Erleichtert habe ihm diesen Schritt auch das Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW: Durch die Fördermittel waren nur noch 20 Prozent der Kaltmiete zu zahlen. Von den Mitteln profitierte übrigens nicht nur Christian Breddermann: Insgesamt fünf Leerstände in Schalksmühle konnten durch die Förderung beseitigt werden (LokalDirekt berichtete).
Insgesamt, so betont Christian Breddermann nicht ohne Stolz, sei sein Plan aufgegangen: „Das Angebot wird angenommen, der Laden ist fast immer voll, das Feedback aus der Gemeinde durchweg positiv. Und gerade für so Abende wie gestern mache ich es gerne.“ Ganz alleine sei das „natürlich nicht zu wuppen“ – und so sind mittlerweile sieben Mini-Jobber im Café beschäftigt.
„Am Ende geht der Hut rum“
Christian Breddermann nimmt generell keinen Eintritt für die Veranstaltungen, sondern garantiert den Künstlern eine Gage – und am Ende geht der Hut rum. „Da zeigen sich die Leute meist sehr großzügig, ich muss nur sehr selten noch etwas dabei tun.“
Das Café steht übrigens nicht nur Künstlern für ihre Veranstaltungen, sondern auch Privatpersonen für Feiern offen: Bis zu 60 Personen finden Platz, die Gäste können sich für ein Grillbuffet entscheiden – hier arbeitet Christian Breddermann mit regionalen Partnern wie Edeka Clever, der Fleischerei Geier und dem Partyservice Wilmsmann zusammen. Es sei aber ebenso gut möglich, Pizza zu bestellen oder sich selbst etwas mitzubringen: „Da sind wir wirklich sehr flexibel und fair.“ Für die Getränke an diesen Abenden sorgt dann das Café.

An Ideen mangelt es Christian Breddermann nicht: „Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, demnächst regelmäßig Kinder-Kino-Nachmittage anzubieten – mit Kindercocktails zum Preis von jeweils einem Euro.“ Fokussieren wolle er sich vorerst jedoch auf Kultur, Konzerte und geschlossene Gesellschaften.
„Wir bleiben Schalksmühle erhalten“
Und was bringt die Zukunft? „Wir bleiben Schalksmühle erhalten“, betont Breddermann entschieden, „ich habe gerade erst den Mietvertrag für drei weitere Jahre verlängert.“ Er will am Café und an Schalksmühle festhalten, denn: „Wir machen mit Sicherheit nicht alles, aber doch sehr vieles hier richtig.“
Kontakt, Veranstaltungskalender und weitere Informationen:
Café Breddermann
Kleiner Ort. Große Kunst.
Bahnhofstraße 14-24
58579 Schalksmühle
Tel: 02355/6699
Mail