„Der geplante Arbeitsplatz-Abbau wäre ein schwerer Schlag für die ohnehin gebeutelte Industrieregion. Die Fertigung im Bereich der Automobil-Elektrik bei Kostal gehört zur DNA der heimischen Industrieregion“, erklärte Fabian Ferber, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Märkischer Kreis und zuständiger Gewerkschaftssekretär für den deutschen sowie den europäischen Kostal-Betriebsrat, auf der Facebookseite der IG Metall Märkischer Kreis. Über Generationen hinweg hätten Menschen aller Herkunft und Bildungsgeschichte dort die Möglichkeit gefunden, ihr Leben über ihre Arbeit selbstbestimmt zu gestalten.
Durch die Umsetzung der Pläne würde Kostal nur noch in den Bereichen „Kontakt Systeme“ und „Industrie-Elektrik“ in der Region Arbeitsplätze in der Produktion vorhalten, die traditionelle Produktion in der Automobilzulieferung würde nur noch im Ausland stattfinden. Verbunden mit dem Aufbau der „Kostal Business Services“ in Ungarn, einer zentralen Einheit für unternehmensinterne Dienstleistungen, wolle die Unternehmensgruppe mehr als ein Viertel der heimischen Arbeitsplätze abbauen.
„Der komplette Wegfall der Produktion in dem Sektor würde unwiderruflich sein. Betriebsrat und IG Metall werden deswegen gemeinsam mit den vom Betriebsrat beauftragten Partnern nach Vorlage aller hierfür notwendigen Unterlagen durch die Kostal-Gruppe alles dafür tun, dass dieser angekündigte Einschnitt verhindert werden kann“, sagte Ferber. Schon vor einiger Zeit hätte der Betriebsrat die Rechtsanwaltskanzlei silberberger.lorenz aus Düsseldorf sowie die Unternehmensberatung PCG aus Essen beauftragt, die Beschäftigtenvertretung in Zeiten des industriellen Wandels zu begleiten. Der Wegfall der Produktion in der Zulieferbranche müsse gestoppt werden. Ferber: „Es drohen ein Kompetenzverlust und in der Folge auch der Verlust weiterer Arbeitsplätze für die gesamte deutsche Autoindustrie sowie die schleichende De-Industrialisierung in Südwestfalen. Insbesondere in der Autoindustrie standen in den letzten zwei Jahren mehrfach wegen gebrochener Lieferketten die Bänder still. Durch die Stilllegung der Fertigung werden Lieferketten noch unsicherer.“
Die beabsichtigte Eröffnung des Kostal Business Centers in Ungarn und auch der übrige branchenweite Prozess der Aus- und Verlagerung von Jobs nach Osteuropa zeigte, dass nicht nur Kollegen in der Produktion betroffen seien.
Fabian Ferber moniert: „Der Arbeitgeber hat den Betriebsrat erst spät über das Vorhaben informiert, konkrete Zeitschienen und Maßnahmenvorschläge liegen noch nicht auf dem Tisch. Hierbei ist unnötig Zeit verloren gegangen. Dennoch wollen wir jede Minute nutzen, um von einem anderen Konzept zu überzeugen, wie uns das schon in anderen Unternehmen der Region gelungen ist. Der Arbeitgeber muss nun die notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen, damit alle Maßnahmen diskutiert werden können, die Arbeitsplätze erhalten.“ Dazu gehörten auch freie Plätze in den anderen Unternehmensbereichen, die Weiterbildung von Beschäftigten und tarifpolitische Möglichkeiten, die einen Aufbau einer emissionsarmen Fertigung unterstützen könnten.
Die internationalen Konflikte wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Erfahrungen der Corona-Pandemie und die Knappheit von Ressourcen zeige, wie fragil Lieferketten geworden seien. Gleichzeitig zeige sich, dass die Expansion deutscher Unternehmen in Regionen, in denen Rechtsstaatlichkeit und demokratische Bewegungen verhindere beziehungsweise verboten werde, zu keinem Wandel geführt hätte. Deswegen müsse es in der Industrie zu einem Umdenken kommen.
Ferber: „Der vom geplanten Produktionsschluss unabhängige Schritt der Kostal-Gruppe, Dienstleistungen nach Ungarn zu verlagern, ist angesichts der Äußerungen der Orban-Administration gegen die ukrainische Führung und der bekannten fragwürdigen Praktiken gegen demokratische Bewegungen und Mitbestimmung, nicht nachzuvollziehen.“