„Wir sind mittendrin im Klimawandel.“ Das machte Dr. Tobias Kemper bei seinem Vortrag zur Klimafolgenanpassung am Dienstagabend, 11. November, deutlich. Der Experte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima NRW sprach auf Einladung des Ortsverbandes der Grünen über die Auswirkungen des Klimawandels und die Handlungsmöglichkeiten.

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Die schleichenden Auswirklungen der Erwärmung werden alle treffen. Gefordert seien nicht nur Politik und kommunen. Jeder einzelne müsse sich wappnen, um Extremwetterereignissen, aber auch den Folgen zu begegnen. „Klimaresiliente Stadtgestaltung“ sieht der Dezernent für Klimafolgenanpassung beim Landesamt in Düsseldorf als „zentrale Aufgabe“ an. Der Klimawandel werde längst spürbar. Mit Daten zu Temperatur und Niederschlägen zeichnete Tobias Kemper die Entwicklung nach. Seit 1990 sei es in NRW bereits ein Kelvin (entspricht Grad Celsius, die Red.) wärmer geworden.

Lokale Daten zeigen Temperaturanstieg

„Die Sommer werden trockener, die Winter nasser.“, so der Experte. Auf Meinerzhagen gemünzt heißt das: 2024 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.  2023 sei das „nässeste Jahr in NRW“ überhaupt gewesen – mit mehr als 2000 mm Niederschlag. Die Tage mit Waldbrandgefahr haben sich seit 1961 verachtfacht. Es gibt deutlich weniger Tage mit Frost oder geschlossener Schneedecke (minus 19 Tage seit 1961). Im gleichen Zeitraum hat die Zahl der Sonnenstanden im Volmetal um 121 Stunden zugelegt.

Was machen freut, hat aber auch erhebliche Konsequenzen. Die Folge ist eine Zunahme von extremen Wettereignissen wie Hitzeperioden, Starkregen, Hochwasser, Dürreperioden und letztlich die Verfügbarkeit von Trinkwasser. Zu den schleichenden Auswirkungen zählen Grundwasserschwankungen, Verschiebung der Klimazonen und Verlust an Artenvielfalt, bzw. Einwanderung fremder Arten. Anhand von Karten aus dem Klimaatlas NRW zeigte Tobis Kemper, wo in Meinerzhagen Flächen durch Starkregen gefährdet sind und wo eine besondere Hitzebelastung zu erwarten ist.

Fassadenbegrünung, Straßenbäume und Entsiegelung gelten als wirksame Maßnahmen, um Städte klimaresilienter zu machen.
Foto: Grafik: LANUK

Anpassung im Bestand nötig

Wesentliche Anpassungen an den Klimawandel sind „im Bestand nötig“, so Kemper. Hier seien alle Akteure gefordert: Kommunen, Unternehmen, Hausbesitzer. Klimafolgenanpassung müsse bei allen Planungen mitgedacht werden. Als wesentliche Punkte nannte er Vermeidung von Schottergärten, Beschattung von Gebäuden, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung und Entsiegelung von Flächen, aber auch „multifunktionale Flächen“, die bei Starkregen Wasser auffangen und speichern können. Im Fachjargon: Schwammstadt.

Beispiele, wie die Folgen des Klimawandels abgefedert werden können, gab es reichlich. Das Interesse an dem Vortrag war überschaubar. 20 Besucher, davon die Hälfte Mitglieder des Ortsverbandes der Grünen, sich für das Thema, das über die künftige Lebensqualität entscheidet. Offen blieb auch, welche Konzepte in Meinerzhagen verfolgt oder geplant werden (Hitzeaktionspläne).

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