Dabei soll es sich um 52 Euro aus der Kasse, Münzgeld aus einem Verkauf, Zigaretten, Gummibärchen, einen Powerriegel und ein Feuerzeug gehandelt haben. Der Gesamtwert beläuft sich auf 117,20 Euro. Die Frau verliert ihren Job und der Chef erstattet Anzeige wegen Unterschlagung. Der Prozess findet im Amtsgericht Lüdenscheid statt.
„Meine Mandantin ist total aufgeregt“, erklärt die Verteidigerin zu Beginn des Termins. Das Ganze belaste die Rentnerin sehr. Die 72-Jährige räumt den Großteil ein. Aber: „Als Diebstahl habe ich das nicht wahrgenommen. Im Laufe der Zeit hat sich meiner Meinung nach ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt (mit dem Chef). Wir haben zusammen gefeiert.“ Sie habe sich Dinge nehmen dürfen und dann Zettel für den Chef hinterlassen. In der Regel habe sie die Waren schnell bezahlt.
Im Tatzeitraum sei allerdings einiges in ihrem Privatleben passiert. „Meine Schwiegermutter ist gestorben“, erklärt die Lüdenscheiderin. Außerdem seien bei ihr selbst einige Krankheiten diagnostiziert worden. Dadurch habe sie nicht alles sofort bezahlt und auch vergessen, umgehend Zettel zu schreiben.
Die Entnahme der 52 Euro streitet die Angeklagte ab. Ja, sie habe das Geld zunächst in ihre Handyhülle gesteckt. Später habe sie es aber mit in den Safe gelegt.
Wenn das Verhältnis so gut gewesen sei, warum hatte der Chef sie dann angezeigt, wundert sich der Richter. „Vielleicht weil ich seine Tochter (ebenfalls im Kiosk angestellt) kritisiert habe. Sie war immer am Handy. Ich habe immer alleine den Laden geputzt. Ich bin immer da gewesen. Ich verstehe das nicht“, sagt die 72-Jährige und bricht in Tränen aus. Der Chef habe ein Gehalt von 436 Euro einbehalten, erklärt die Verteidigerin. Damit sei der Schaden überkompensiert. Mit Blick darauf und weil die Lüdenscheiderin keine Vorstrafen hat, stellt das Gericht ihr Verfahren gegen Zahlung von 200 Euro an das Hospiz der Arche in Lüdenscheid vorläufig ein.