Licht spielte in Sandra Schnells Predigt eine hervorgehobene Rolle. Gerade in Zeiten von Dunkelheit sei es wichtig, sich für Frieden, Hoffnung und eine bessere Welt einzusetzen. Die Pfarrbeauftragte betonte: „Werden wir nicht müde, Lichtträger und Lichtträgerinnen zu sein“. Ganz nach dem Pfadfinder-Motto „Jeden Tag eine gute Tat“, könnte sich jeder im Kleinen für eine bessere Welt einsetzen, betonte Schnell. Ob Spenden, Hilfsgüter oder Ehrenamt – jede gute Tat unterstütze die Menschen und setze ein Zeichen. Symbolisch geschah dies bereits im Gottesdienst: Die Gäste brachten kleine Teelichter nach vorne und platzierten sie um das Bild einer Friedenstaube, welche die Kinder zuvor aus bunten Handabdrücken gebastelt hatten.
Das Friedensgebet sollte Raum für alle Emotionen schaffen, die mit dem Krieg verbunden sind – ohne
dabei in Hilflosigkeit und Ohnmacht zu verfallen. „Wir wollten eine ausgewogene Mischung schaffen“, sagte Schnell. So vermittelten die Programmpunkte Stimmungen von Trauer bis zur Hoffnung. So war es still in der Kirche, als Anna Mukomela, die mit ihren Kindern vor dem Krieg floh, ihre Erfahrungen teilte. Die Zeit stehe für sie seit dem 24. Februar des vergangenen Jahres still, so vieles habe sich verändert, erzählt Mukomela. Sie sei froh, dass ihre Kinder in Sicherheit sind und sei den Menschen hier vor Ort dankbar, für ihr Verständnis und die Unterstützung, die sie erfahren habe.

„Wir haben überlebt, wir heilen geistig und beginnen vorsichtig über die Zukunft nachzudenken“, sagt Mukomela und erinnert auch an die vielen Menschen, die ihr Leben durch den Krieg verloren haben. Das Programm wurde auf Deutsch und Ukrainisch gehalten. „Uns war es wichtig, dass sich keiner ausgeschlossen fühlt, egal welche Sprache er spricht. Alle sollen einbezogen werden“, erklärte die Pfarrbeauftrage.
Die ukrainischen Familien waren an der gesamten Gestaltung zentral beteiligt: Sie teilten ihre Erfahrungen, sangen ukrainische Lieder und lasen einige Fürbitten vor, wie auch Nachrodt-Wiblingwerdes Bürgermeisterin Birgit Tupat und Altenas Bürgermeister Uwe Kober. Auch die Kinder wirkten mit: Gemeinsam mit ihren Müttern sangen sie ein Lied, dass alle ukrainischen Familien seit dem Beginn des Konflikts im Jahr 2014 auswendig können. Es handelt von einer starken Nation und einem freien Volk, welches auch über Ärger nicht zerbrechen wird.

Organisiert wurde der Gottesdienst durch die Nachbarschaftshilfe „Jeder soll jedem helfen“ aus
Nachrodt-Wiblingwerde, die katholische Pfarrei St. Matthäus, die evangelische Trinitatis
Kirchgemeinde Mark, die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde und die Stadt Altena.
Anfangs wollte auch die Nachrodt-Wiblingwerder SPD eine Veranstaltung am Jahrestag planen. Da es keine Konkurrenz geben sollte und diese Veranstaltung bereits organisiert war, wurden die Pläne jedoch wieder eingestampft. Stattdessen besuchte eine Delegation von vier Sozialdemokraten die Veranstaltung in Altena.
Begegnungen im Pfarrhaus
Schon das Begegnungstreffen im Pfarrsaal am Nachmittag war gut besucht. Rund 50 bis 60 Menschen kamen zusammen, um sich auszutauschen. Das Angebot sei gut angenommen worden, berichtete Sandra Schnell, sowohl ukrainische Familien, Besucher der Wärmeinsel und Bürger der beiden Gemeinden kamen zusammen. Besonders gefreut habe sie, dass sich die Gäste bunt mischten und sich über Sprachbarrieren hinweg unterhielten.

Mit einer APE, einem dreirädrigen Fahrzeug, möchte die katholische Pfarrei St. Matthäus – wie bereits berichtet – auch zukünftig für mehr Begegnungen sorgen. Bei Kaffee und Waffeln sollen sich Menschen unverbindlich treffen und austauschen können. „Wir möchten damit einen Schritt auf die Menschen zugehen“, sagte Sandra Schnell. Nach Ostern soll es mit dem Projekt losgehen und verschiedene Orte angefahren werden – wie zum Beispiel Wiblingwerde aber auch Hochwassergebiete.