Für Gunter Urban war es eigentlich der zweite feierliche Abschied, denn offiziell in Pension entlassen ist er bereits seit Mai 2020. Doch damals machte die Corona-Pandemie einen gemeinsamen Gottesdienst, geschweige denn ein gemeinsames großes Fest, unmöglich.
Die Entpflichtung fand damals im ganz kleinen Kreis im Melanchthon-Haus statt, mit vier Personen, auf Abstand.

„Heute also ein zweites Mal Abschied“, sagte der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Hagen, Henning Waskönig, in seiner Festansprache zum Verabschiedungsgottesdienst, der bei strahlendem Sonnenschein um 10 Uhr begann.
„Da passt es vielleicht ganz gut, dass der Wochenspruch über diesen Sonntag aus dem 2. Korintherbrief stammt.“ Es sei der letzte Vers, den Paulus schreibt: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes – sei mit euch allen.“
„Gemeinschaft gestiftet“
Dieser Satz sei besonders, so Waskönig, denn in diesem Brief sei der Segensgruß besonders weit gefasst: „Paulus ahnte wohl bereits, dass Gottes Wesen ein Beziehungsgeschehen ist und, dass die Liebe Gottes am ehesten im Bild der Beziehung zu denken und zu verstehen ist.“ Und was Beziehungen angehe, so habe Gunter Urban fast 37 Jahre lang in der Jakobuskirchengemeinde Beziehungen gestaltet: „Du hast die Gnade Jesu Christi verkündigt, Gottes Liebe bezeugt – in Wort und mit Taten – und du hast Gemeinschaft gestiftet“, sagte Waskönig an Urban gewandt.
Als er im Vorfeld zu diesem Festgottesdienst mit ihm gesprochen habe, sei ihm eindrücklich bewusst geworden, wie sehr Gunter Urban mit Breckerfeld und den Menschen im Ort verbunden sei – und umgekehrt, was die zahlreichen Videobotschaften zu Urbans Eintritt in den Ruhestand gezeigt hätten.
Dank an die Familie
Sein Segensgruß aus dem Korintherbrief gelte am Tag seines zweiten Abschieds aber nicht nur Gunter Urban allein, sondern auch dessen gesamter Familie: „Denn nur durch sie und durch ihre Unterstützung, so hast du gesagt, war dein Dienst so möglich wie er gewesen ist.“ Waskönigs Dank galt hier vor allem auch Heike Rosengarth-Urban, die in eigener Verantwortung und mit ihrem Mann zusammen vieles auf den Weg gebracht habe: „Insbesondere an Meditation und geistlichem Leben.“

Auch den Abschied und die Entpflichtung aus dem pastoralen Dienst Paul-Gerhard Diehls verband Henning Waskönig mit den Schlussworten des Paulus aus dem 2. Korintherbrief : „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes – sei mit euch allen.“
Auf den Plural in diesem Satz habe Waskönig bereits zuvor hingewiesen und er beziehe sich nicht nur auf den großen Adressatenkreis der Segenszusage: „Der Plural taucht auch schon zu Beginn von Paulus Worten auf: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus.“ Der Apostel stelle sich also mitten in die Gemeinschaft der Glaubenden: „Er steht nicht daneben oder darüber, sondern ist mittendrin dabei.“
„Mittendrin statt nur dabei“
Auch Paul-Gerhard Diehl sei in seiner Pfarrzeit immer mittendrin statt nur dabei gewesen: „Du warst und bist an der Seite der Menschen“, sagte Henning Waskönig, der anschließend an einige Projekte erinnerte, die Diehl angestoßen, weitergeführt oder begleitet habe: Familienfreizeiten in Tirol, die ‚Living Voices‘, die Kontakte nach Palästina, das Zeltlager, die Notfallseelsorge, das Seniorenprojekt ‚Gesund in Breckerfeld‘ und vieles andere mehr.
Dank für mahnende Worte
„Ich weiß, dass du es mit ‚deiner‘ Kirche nicht immer leicht hattest“, sagte Waskönig zu Diehl. „Sie ist dir zuweilen zu schwerfällig, zu stark mit sich selbst beschäftigt.“
Und er dankte ihm für seine mahnenden und kritischen Worte, dass der Kreissynodalvorstand den Gemeinden auch mal sagen müsse, wohin die Entwicklung der Kirche gehen solle: „Vielen Dank für diese klare Ermunterung, sie wird mich treu begleiten.“

Wie Gunter Urban sei auch Paul-Gerhard Diehl ein Beziehungsmensch: „Kontakte waren und sind euch immer wichtig – das sehen wir heute hier auf der Wiese“, betonte Waskönig angesichts Hunderter Gäste, die zum Festgottesdienst zur Verabschiedung der beiden Pfarrer gekommen waren und auf den Stühlen oder mitgebrachten Decken auf der Wiese am Martin-Luther-Haus Platz genommen hatten.
Sie alle waren gekommen, um sich auf dem Fest im Anschluss an den Gottesdienst von ihren langjährigen Pfarrern beziehungsweise Wegbegleitern zu verabschieden.
Viele von ihnen überreichten Grußkarten mit persönlichen Zeilen, nicht wenige verdrückten eine – oder auch zwei – Tränen.

Fröhlich in den Ruhestand
Und trotzdem war es alles andere als ein wehmütiges oder sentimentale, sondern ein fröhliches und ausgelassenes Fest, dass bis in den Nachmittag hinein bei Würstchen vom Grill, Eis und Getränken gefeiert wurde. Denn Gunter Urban und Paul-Gerhard Diehl werden – da sie nun einmal Breckerfelder sind – auch im Ruhestand sicher auch weiterhin in der Hansestadt „mittendrin statt nur dabei“ sein.