Die Ausschuss-Mitglieder kamen schnell überein, dass ein Mahnmal in Halver von ihrer Seite aus durchaus gewünscht und auch ein Standort in Bahnhofsnähe sinnvoll sei. Denn vom Halveraner Bahnhof gingen die Deportationen seinerzeit aus. Allerdings wisse man derzeit noch nicht, wie mit einer eventuellen Baugenehmigung umzugehen sei.
Während Matthias Clever (Bündnis 90/Die Grünen) ein klares Zeichen setzen wollte und dafür plädierte, die für das Mahnmal nötigen 25.000 Euro direkt in den Haushalt einzustellen, waren damit nicht alle Mitglieder einverstanden. Besonders Kämmerer und 1. Beigeordneter Simon Thienel wies darauf hin, dass das nicht so einfach sei. Als dann die Möglichkeit von Spendengeldern angegeben wurde, bot Thienel daraufhin eine Alternative: Man könne das Geld einstellen und direkt wieder als Spende neutralisieren. Das sei haushälterisch kein Problem und durchaus praktikabel, betonte Thienel.
Aber auch diesen Vorschlag lehnte Clever als „Augenwischerei“ zunächst ab und die Debatte heizte sich kurzzeitig auf. Es waren Thomas Gehring (Leiter Fachbereich Bürgerdienste) und Kristian Hamm (UWG), die nochmals auf das gemeinsame Vorgehen und Ziel aufmerksam machten. Hamm ging gleich noch einen Schritt weiter und wies auf den Bildungscharakter eines Mahnmals hin, das, an einem zentralen Ort aufgestellt, auch cross-medial aufgearbeitet werden könnte.
Auch Martina Hesse (CDU) unterstrich die Wichtigkeit des Projektes, mahnte aber dazu, nichts zu übereilen, das Unterfangen aber dennoch im nächsten Jahr in Angriff zu nehmen.
Hintergrund
Auslöser für die Diskussion um ein Mahnmal war ein Schreiben vom 10. Mai diesen Jahres, in dem sich Ricardo Lenzi Laubinger, Vorsitzender der Sinti Union Hessen und Bevollmächtigter der Bunderegierung für die Ausstellung von Beglaubigungen zum dauerhaften Erhalt der Grabstätten NS-verfolgter Sinti und Roma, persönlich an den Bürgermeister gewandt hatte.
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In seinem Brief weist Laubinger auf das Schicksal seiner Familienmitglieder aus Halver hin, die am 9.
März 1943 durch Handlanger des NS-Regimes deportiert wurden. Nur eines der Kinder der Familie überlebte die folgenden Aufenthalte im Konzentrationslager. Die Eltern konnten kurz vor Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz fliehen, die Mutter verstarb kurz darauf.
In seinem Brief regt Laubinger an, in Halver eine Gedenkstätte zu errichten, die an das Schicksal der
Familie erinnert. Dieses Anliegen wurde dem interfraktionellen Arbeitskreis vorgestellt und
dort positiv aufgenommen.
In einem persönlichen Gespräch am 4. Oktober in Halver wurden diese Gedanken erörtert
und vertieft. Seitens der Stadt wurde angeregt, in diesem Zusammenhang an alle Opfer und
Verfolgten des NS-Regimes zu erinnern und das Schicksal der Familie, das durch die Buchveröffentlichung „Vergessene Schicksale – NS-Opfer in Halver“ (Denker Verlag) von Matthias Clever gut dokumentiert ist, hier besonders herauszustellen, weil es auf grausame Weise exemplarisch ist.
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In diesem Gespräch wurden auch erste Überlegungen zur Art und Ausführung sowie zum
Standort angestellt. Herr Laubinger sagte zu, sich über bereits bestehende Gedenkstätten
und Mahnmale und deren Ausführung zu informieren und schickte am 10. Oktober mehrere Mahnmal-Beispiele zu.