Denkt Jochen Bernsdorf, Inhaber des „Haus Glörtal“, an die vergangenen Saisons zurück, dann ahnt er nichts Gutes für den Winter 2023/24: „Der Weg hierher wurde bei Frost und Schnee schon von vielen Gästen gemieden. Wenn Anfang Oktober die Sanierung der Glörstraße beginnt, dürfte das sicher zusätzlich abschrecken.“
Gerade winters hänge es aber oft allein von der Wetterlage ab, ob und wie gut das „Haus Glörtal“ besucht sei: „Natürlich sind wir für Weihnachtsfeiern immer gut ausgebucht, auch unsere Aktionen wie der Weihnachtsbrunch werden super angenommen“, sagt Bernsdorf. „Aber die Zahl der Gäste, die spontan bei uns essen möchten, ist zwischen November und Anfang März deutlich niedriger.“
Überschuss im Sommer muss schwaches Wintergeschäft abdecken
Ein Grund dafür ist die seit Jahren marode Glörstraße: Schmal, ansteigend, mit zum Teil ausgebrochenen Rändern, übersät mit Schlaglöchern und noch dazu nicht beleuchtet: „In der dunklen Jahreszeit hier hoch zu fahren, möglicherweise noch bei Frost, ist schon abenteuerlich“, sagt Bernsdorf. „Viele Gäste scheuen daher im Winter den Weg zu uns.“ Ein Aspekt, der den Restaurantbetreiber gelehrt hat: „Ich muss im Sommer deutlichen Überschuss erwirtschaften, damit ich durch den Winter komme und mein Personal halten kann.“
Sanierung bedeutet unbequeme Umwege
Die ohnehin wirtschaftlich schwierigere Wintersaison werde also mit der beginnenden Sanierung der Glörstraße ab Anfang/Mitte Oktober für das „Haus Glörtal“ noch schwieriger: „Gäste müssten eine Umleitung über dunkle und zum Teil unbefestigte Forstbetriebswege in Kauf nehmen, und das werden die meisten nicht tun“, prophezeit Bernsdorf. Wenn ihm in diesem Jahr aber das komplette Weihnachtsgeschäft und weitere Monate Umsatz wegbrächen: „Dann habe ich ein nachhaltiges Problem.“
Bauzeit nicht prognostizierbar
Denn ein Knackpunkt der Sanierungsmaßnahmen: Die Glörstraße muss aus arbeitsschutzrechtlichen Aspekten (ab der Schranke im unteren Bereich) für den gesamten Bauzeitraum voll gesperrt werden, sie wäre außerdem sowieso zu schmal als dass ein Teil der Fahrbahn mittels Ampelregelung für Besucher wenigstens als Einbahnstraßenverkehr freigehalten werden könne. Anvisiert ist eine Bauzeit von drei bis vier Monaten, doch weil beim Straßenbau vieles von der Witterung abhängt, ist eine gesicherte Prognose auch seitens der Stadt Breckerfeld als Straßenbaulastträger nicht möglich.
Alternative für Gäste gefunden
Der „Geistesblitz“ sei Jochen Bernsdorf gekommen als er von der Übernahme des Traditionshauses „Hotel zur Post“ durch die Stadt Schalksmühle erfahren habe: „Und ich bin sehr dankbar, dass die Gemeinde Schalksmühle es uns ermöglicht, für die Dauer der Straßensanierung die Räumlichkeiten der einstigen Wirtschaft zu pachten und somit für unsere Gäste eine Alternative zu haben.“
Erst „Zwischenstopp“, dann Übernahme
Die Stadt hatte das „Hotel zur Post“-Gebäude nach jahrelanger Suche nach einem Käufer im März 2023 schließlich selbst erworben: „Um die Aufenthaltsqualität in Schalksmühle aufrecht zu erhalten“, betont Bürgermeister Jörg Schönenberg gegenüber LokalDirekt. „Gastronomie bringt Leben in den Ortskern und das von Jochen Bernsdorf vorgelegte Konzept hat uns als Gebäudeeigentümer, aber auch als Stadtverwaltung voll überzeugt.“
Doch es soll nicht nur bei einem mehrmonatigen „Zwischenstopp“ Bernsdorfs bleiben, er will das „Hotel zur Post“ nach einer gründlichen Sanierung beziehungsweise Renovierung zudem als zweiten Betrieb neben dem „Haus Glörtal“ etablieren. „Wie damals, als ich das Haus an der Glörtalsperre übernommen habe, sehe ich auch im ‚Hotel zur Post‘ enormes Potenzial, es zu einem beliebten Lokal- und Restaurantbetrieb zu entwickeln.“
„Gastronomie und Hotelbetrieb erhalten“
Zwar seien die ‚finalen Verträge‘ noch nicht unterschrieben, so Jörg Schönenberg, die Stadt Schalksmühle und der Gastronom seien jedoch in ihren Verhandlungen „sehr weit fortgeschritten“ und arbeiteten eng zusammen, um „sowohl die Gastronomie als auch den Hotelbetrieb für Handwerker, Monteure oder Firmenbesucher in der Stadt dauerhaft zu sichern.“
Optimistische Zusammenarbeit
Noch in diesem Jahr sollen die Ausschreibungen für die anstehende Renovierung des „Hotel zur Post“ folgen, damit mit den Arbeiten begonnen werden könne wenn die Glörstraße fertig und das „Haus Glörtal“ im Frühjahr wieder geöffnet sei. Details zur geplanten Modernisierung des Traditionshauses wollten Schönenberg und Bernsdorf noch nicht bekannt geben: „Wir müssen sehen, wie Wunschvorstellung und Kosten zusammen passen“, schmunzelt Schönenberg. „Aber ich bin optimistisch, dass wir uns auch hier sicher schnell einig werden.“
Ideen und Pläne nach Priorität umsetzen
In jedem Fall erhalten bleiben soll aber demnach die Thekenwirtschaft, an der (Hotel-)Gäste auch „einfach mal nur ein Feierabendbier trinken können“, ebenso sollen die Hotelzimmer modernisiert und effizienter eingerichtet werden.
Denkbar sei aber beispielsweise auch, die vorhandene Kegelbahn zu öffnen und statt dessen einen Biergarten entstehen zu lassen. „Ideen gibt es viele, wir werden uns aber zunächst auf die Prioritäten konzentrieren – und das ist ganz klar eine lebendige Gastwirtschaft und der Erhalt des Übernachtungsangebotes“, betonen Bürgermeister und Gastronom gleichermaßen.
Neue Tür, gewohnter Service
Jochen Bernsdorf ist jedenfalls heilfroh, den Restaurantbetrieb seines „Haus Glörtal“ über den Winter aufrechterhalten und auch sein Küchen- und Serviceteam halten zu können: „Wir werden zwar mit einer ‚kleineren Karte‘ arbeiten müssen, weil die Küche in der ‚Post‘ kleiner ist als an der Glör, aber ich kann mein Personal weiter beschäftigen muss keinen unserer Gäste vor verschlossener Tür stehen lassen, sondern kann eine andere Tür für sie öffnen.“ Statt an der Glörtalsperre 1 in Breckerfeld befindet sich diese Tür dann eben – für einige Monate – an der Bahnhofstraße 9 in Schalksmühle.