„Drei Tiere sind weggelaufen. Sie kamen wieder aber Dario geriet irgendwie zwischen den Häusern in Panik und rannte los – und war von da an wie vom Erdboden verschluckt“, erzählt Landwirtin Regina Weustermann.
Die letzte Sichtung gab es am Montagabend um 20 Uhr in Brenscheid. Schon da war das ganze Dorf auf den Beinen. Alle Freunde und Bekannte wurden mobilisiert. Denn die Zeit bis zur Dunkelheit war knapp. Es fehlte jedoch weiterhin jede Spur.
„Das war schon schlimm für uns, vor allem dass man einfach nichts tun konnte. Es war ja auch wirklich kalt und nass. Ohne Muttermilch und so ganz allein“, erzählt Regina Weustermann. Am nächsten Morgen wurde die Suche direkt fortgesetzt. Die Zeit drängte. Denn ab 36 Stunden wird es ohne Milch absolut lebensgefährlich für das kleine Tier. „Wir haben wirklich super viel Unterstützung bekommen“, freut sich die Landwirtin. Das große Problem sei der Urinstinkt der Tiere. Denn wenn ein Kalb merke, dass die Mutter nicht mehr in der Nähe sei, lege es sich hin und gebe keinen Ton von sich, bis die Mutter es ruft. „Das Problem ist, dass Dario ein Zwilling ist.
Das heißt, die Mutter hatte noch ein Kalb bei sich und hat daher nicht gerufen“, erklärt Regina Weustermann. Das habe sie übernommen und habe die Kuhstimmen imitiert. Allerdings ohne Erfolg. Sogar zwei Drohnen waren im Einsatz, um das riesige Gebiet zwischen Brenscheid und Herlsen abzusuchen. Mantrailerin Beate Remmert machte sich mit Hund Rufino ebenfalls auf die Suche. Aber das Gebiet war einfach zu groß.

Am Abend wollten die Helfer schon aufgeben. Die Nachbarn Alberto und Petra Triches waren schon wieder auf dem Weg nach Hause, als sie plötzlich doch etwas hörten.
„Wir hatten den Bereich schon mehrfach abgesucht. Da war nichts. Aber Alberto ist trotzdem noch einmal gucken gegangen und hat es dann tatsächlich gefunden“, freut sich Regina Weustermann. Erschöpft kauerte es am Waldrand.
Gut versteckt im Gestrüpp lag der kleine Bulle und ließ sich direkt mitnehmen. Ben Weustermann trug es bis zur Straße und von dort ging es mit dem Trecker bis in den Stall. „Erst sah es nicht so gut aus. Er wollte nichts trinken. Heute morgen hat er dann aber direkt drei Liter getrunken und geht jetzt auch ans Futter. Er hatte echt riesiges Glück“, sagt Regina Weustermann. Heute wird der kleine Bulle noch etwas beobachtet und abends geht es dann zurück zu seiner Herde und seiner Mutter. Zu Ehren seines Finders heißt der kleine Bulle jetzt übrigens Dario Alberto.