Schon mehrfach berichtete die Polizei von dem Mann, der ungefragt Frauen küsst und umarmt, fremde Hunde streichelt oder versucht in Kinderwagen zu greifen. Die Liste ist laut Anwohnern des Halveraner „Fischviertels“ – also dem Bereich rund um die Katrineholmstraße – lang. Sie meldeten sich nun bei LokalDirekt, um zu fragen: „Kann man da denn gar nichts machen?“
Auch der Bürgermeister ist längst mit dem Fall vertraut. Einige Betroffene trafen sich mit Michael Brosch im Rathaus, um – stellvertretend für weitere mutmaßliche Opfer – von ihren Erlebnissen und Sorgen zu berichten. „Das Problem der Anlieger ist total nachvollziehbar. Sie machen sich große Sorgen, weil sie oft angesprochen und angefasst werden.“ Die Stadt nehme das sehr ernst, sei aber kaum in der Lage, etwas zu tun. In Gesprächen mit den Betroffenen stellte sich heraus, dass der Mann unter anderem auf dem Waldweg Richtung Anschlag unterwegs sei und Menschen belästige.
„Das bekommen wir als Kommune nicht in den Griff“
„Ich verstehe die Angst, aber das bekommen wir als Kommune nicht in den Griff“, so Michael Brosch im Gespräch mit LokalDirekt.
Was die Stadt tun könne, seien Zwangseinweisungen, aber die seien eben nicht von Dauer. Denn am Ende entscheide ein Amtsrichter – und deshalb sei der Mann bislang immer wieder kurzum „auf freiem Fuß“ gewesen.
Doch um die Anwohner mit ihren Sorgen nicht allein zu lassen, zeige aktuell das Ordnungsamt verstärkt Präsenz, wenngleich „man natürlich niemanden daneben stellen könne“.
Brosch betont, dass die Betroffenen den Kontakt zur Polizei suchen müssen. Die Mitarbeiter seien keine ausgebildeten Polizisten und müssten Grenzen wahren. „Das ist unbefriedigend“, zeigt er Verständnis.
„Je häufiger Fälle gemeldet werden, umso mehr Grundlage haben wir.“
Und genau das empfiehlt auch Polizei-Pressesprecher Christof Hüls. „Wir raten dazu, nach jedem Vorfall die Polizei zu informieren. Je häufiger Fälle gemeldet werden, umso mehr Grundlage haben wir.“ Im Gespräch mit LokalDirekt bestätigt er, dass bereits mehrere Strafverfahren gegen den 24-Jährigen laufen – unter anderem wegen Nötigung und sexueller Belästigung. Ihm werde Gelegenheit gegeben Stellung zu beziehen, dann werde entschieden.
Es sei immer wieder eine Einzelfallentscheidung, die leider weniger die Gefühle der potentiellen Opfer berücksichtige. Christof Hüls erklärt, dass jeder Vorfall ein „Zusammenspiel“ verschiedener Behörden in Gang setzt. Und aus denen resultiere in der Regel keine umgehende, dauerhafte Lösung.
Im Fall des Halveraners läuft das ungefähr so: Eine Person, die sich von ihm belästigt fühlt, alarmiert die Polizei. Diese kommt zum Einsatzort und zieht das Ordnungsamt sowie einen Arzt hinzu. Diese entscheiden dann – im Falle des Halveraners bislang schon häufiger – ihn einzuweisen. Im Anschluss werde das Amtsgericht hinzugezogen und wenn nach der fachlichen Beurteilung eines Arztes keine Gefahr für andere und auch keine Eigengefährdung vorliege, würde der Eingewiesene wieder entlassen. Darüber werde die Polizei jedoch nicht in Kenntnis gesetzt. „In unserem Sichtfeld taucht derjenige dann erst wieder im Zuge einer erneuten Anzeige auf“, erklärt Hüls.
„Freiheit ist ein hohes Gut“
Der Pressesprecher der Polizei betont, dass die Freiheit eines jeden Menschen ein hohes Gut sei und dass das Strafrecht für alle gilt. Die Zwangseinweisung sei stets nur eine Momentaufnahme.