Der Arbeitstitel im Ausschuss für Bildung und Jugend am 17. Juni lautete: Pädagogische Bildungsangebote der offenen Ganztagsschulen in Halver. Kai Hellmann betonte gleich zu Anfang der Bekanntgabe, dass es künftig keine Grundschulen mit einer angeschlossenen Ganztagsbetreuung geben soll, sondern dass Grundschule und Ganztagsbetreuung miteinander vernetzt werden und eine Einheit bilden sollen.

„Wir haben uns nach dem Beschluss des Bildungskonzeptes der OGS an die Arbeit gemacht, um gemeinsam mit den OGS-Leitungen ein Konzept zu entwickeln. Wir wollten es schaffen, bezüglich der pädagogischen Umsetzung der Konzepte Fleisch an die Knochen zu bringen.“

Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine gleiche Qualität der Betreuung in alle offenen Ganztagsgrundschulen zu bringen. Zur Erreichung dieses Ziels müssen aber noch immer viele Probleme aus dem Weg geräumt werden.

„Es ist, besonders bei schwankenden Teilnehmerzahlen, schwierig, die freiwilligen Angebote zu koordinieren“, weiß Hellmann. „Daher ist noch keine OGS-Klassenbildung möglich. Noch müssen wir abgrenzen zwischen Schulalltag und Nachmittagsbetreuung. Aber wir können auch nachweisen, dass bereits ein qualitativ hochwertiges Angebot vorhanden ist und auch im kommenden Jahr angeboten werden kann.“

Ein Thema, das nach wie vor immer wieder für Rückfragen aus der Elternschaft sorgt, sind die Hausaufgaben. „Wie werden diese in der OGS betreut, müssen sie zu Hause fertiggestellt werden?“, das sind Fragen, die den Schulen und der Politik immer wieder gestellt werden.

Die anwesenden Schul- und OGS-Leiter konnten den Mitgliedern des Ausschusses ihre Konzepte zu diesen und weiteren Fragen erläutern, Gemeinsamkeiten aufzeigen und Unterschiede darlegen.

Unterschiedliche Konzepte zum Thema Hausaufgaben

So ging Monika Lauterbach, Leiterin der Lindenhofschule, auf die Frage der Hausaufgabenerledigung ein. „Wir bieten schon lange eine Lernzeit für unsere Schüler an, um damit die Kinder immer stärker in ihren eigenen Lernprozess einzubeziehen und das selbstständige Lernen zu fördern“, erklärte sie. Die Lernzeit, die die Schüler während des Vormittags haben, werde am Nachmittag fortgesetzt. Ziel sei es, dass schon die Grundschüler selbstreflektierend das üben, was sie noch nicht können. „Selbstverständlich gibt es aber auch ein Lerntagebuch mit verpflichtenden Übungen“, versicherte Lauterbach. Wichtiger als die Fertigstellung von geforderten Aufgaben sei aber die Zeit, die die Schüler dafür verwenden. In den ersten beiden Schuljahren sollen es nicht mehr als 30, in den Klassen drei und vier nicht mehr als 45 Minuten täglich sein.

Eine Zeit-Regelung, die auch Simone Domke, Konrektorin der Regenbogenschule, bestätigt. „Bei uns gibt es jedoch noch die klassischen Hausaufgaben, allerdings individuell auf die Bedürfnisse jedes Schülers ausgerichtet“, erklärte sie das Konzept ihrer Schule. „Aber wir haben in einigen Klassen bereits die Wochenhausaufgabe eingeführt, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ein Zeitgefühl zu entwickeln. Sie können selber entscheiden, wann in der Woche sie ihre Aufgaben machen und sich somit ihre Zeit selber einteilen. Aber im Kollegium sind auch wir bereits im Gespräch, Lernzeiten statt Hausaufgaben einzuführen“, sagt sie.

Rhythmisierung als Hauptproblem

Wann die Lernzeiten stattfinden oder die Hausaufgaben erledigt werden, ist aktuell noch unterschiedlich. „Die Rhythmisierung der einzelnen Bereiche ist aktuell noch unsere größte Herausforderung“, erklärte Monika Lauterbach. „Um Unterricht, Mittagessen und Nachmittagsangebote bestmöglich abzustimmen, wäre ein gebundener Ganztag die optimale Lösung“, sagt sie. Noch ist es nicht so weit, aber alle Pädagogen sehen sich auf einem guten Weg zu diesem Ziel.

Forderung nach bereichüberschneidenden Pädagogen

Für Simone Domke sind zwei OGS Mitarbeiter, die auch teilweise den Unterricht begleiten, eine wichtige Schnittschnelle für die Verbindung der Nachmittagsbetreuung und des Schulbetriebes. „Es ist für die Nachmittagsbetreuer wichtig zu wissen, was am Vormittag vorgefallen ist und umgekehrt natürlich auch“, sagt sie. Eine Erfahrung, die die Leitung der Lindenhofschule nur bestätigen kann.

„Um dieses Konzept weiter auszuführen, müssen allerdings Pädagogen eingestellt werden, die mehr Stunden leisten, als das aktuell der Fall ist. Sonst wäre diese doppelte Anwesenheit am Vor- und Nachmittag nicht zu leisten“, forderte die Leiterin der Lindenhofschule.

Kai Henning, Leiter der OGS der Regenbogenschule in Halver, unterstützte Monika Lauterbach bei diesem Wunsch. „Die beiden bereits vorhandenen Mitarbeiter helfen, bereits zur besseren Verzahnung auch im Vormittagsbereich, aber eine dritte Person für diese Funktion wäre hilfreich. Erste Schritte sind ja bereits gemacht, aber wir brauchen mehr“, wünschte er sich und ergänzte: „Die Lindenhofschule ist uns viel weiter voraus. Aber wir kommen ja Schritt für Schritt dahin.“

Kämmerer Simon Thienel versprach, sich den Wunsch nach mehr Stunden in der OGS zu notieren.

AGs vermitteln den Bildungsgedanken spielerisch

Victoria Brandl, OGS-Leitung in Oberbrügge, erläuterte dann auch gleich weiter die Angebote, die den Kindern am Nachmittag zur Verfügung stehen. Kunst-, Sport-, Entspannungs- und Wald-AGs sind nur ein kleiner Ausschnitt der Möglichkeiten, die sich den Kindern bieten.  „Wir wollen nach dem normalen Unterricht den Bildungsgedanken auf spielerische Art und Weise vermitteln“, erklärte sie.

Trommeln und die Zumba-AG stünden bei den Schülern hoch im Kurs. Dass in der Sport-AG auch die Möglichkeit besteht, nach Rücksprache mit den Kollegen aus dem Vormittag, koordinierte Förderung bei einzelnen Kindern zu leisten, unterstreicht nochmals die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen dem Vor- und Nachmittagsbereich.

In der Lindenhofschule steht das Schulparlament bei den Kindern ganz oben auf der Prioritätenliste. Hier besprechen die von den Schülern gewählten Kinder Themen, die ihnen am Herzen liegen und suchen gemeinsam nach Lösungen.

Konzepte bleiben im Fluss

Auf die Frage eines Ausschussmitgliedes, ob das, was jetzt in den OGS festgelegt wurde, für immer Bestand hat, konnte Monika Lauterbach die beruhigende Antwort geben: „Das Angebot ist im Fluss. Nichts ist in Stein gemeißelt. Das Ganze ist ein Prozess und so muss es auch sein. Schließlich verändern sich ja auch die Kinder. Bewährte Dinge werden fortgeführt, andere werden neu überdacht.“

Was nach der Bekanntgabe bleibt, ist der Vorschlag von Monika Lauterbach an die Ausschussmitglieder, gern einmal während einer Rhythmisierung zu hospitieren. Damit wäre ihnen dann die Möglichkeit gegeben, zu erkennen, dass eine gute Bildung nur gelingt, wenn dafür auch gutes Geld ausgegeben wird.