Radevormwald. Im Sommer 2025 soll das Megaprojekt des Radevormwalder Unternehmens Gira an den Strom gehen. Exakt 13.794 Photovoltaikmodule produzieren dann auf einer Fläche so groß wie zehn Fußballfelder bis zu 10.000.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr. Das zukunftsweisende Projekt des Gebäudetechnikspezialisten und Smart-Building-Pioniers Gira soll die beiden Radevormwalder Standorte mit Strom versorgen. Geschäftsführer Sebastian Marz gab am Montag, 28. Oktober, gemeinsam mit dem Radevormwalder Bürgermeister Johannes Mans den offiziellen Startschuss für das Großprojekt an der Bundesstraße 229.
Marz bezeichnete die millionenschwere Investition als „klares Bekenntnis zum Standort Radevormwald“. Das Solarprojekt sei nicht nur ein wesentlicher Meilenstein für das Unternehmen, sondern auch für die sogenannte „Stadt auf der Höhe“. Mithilfe der Solarstromgewinnung auf rund 70.000 Quadratmetern könne man beide Standorte perspektivisch autark mit grünem Strom versorgen, was das Unternehmen nicht nur unabhängig von schwankenden Energiepreisen mache, sondern zudem die Wettbewerbsfähigkeit vor Ort weiter stärke. Im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie komme Gira somit seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen als Familienunternehmen nach, betonte auch Dario Hudr, Sprecher des Unternehmens, im Rahmen des Pressetermins.
„Weg des Bürokratismus“
„Die größte Herausforderung bei diesem Projekt lag darin, den erzeugten Strom zu unseren Werken zu bekommen“, berichtete Gianluca Paasch von der intensiven, zweijährigen Planungsphase. Der Gira-Energiemanager zeichnete kurz den „Weg des Bürokratismus“ nach, den das Projekt in den vergangenen Monaten durchlaufen hatte. Mehr als 20 Ämter, Institutionen und Behörden wurden demnach mit einbezogen. „Unser besonderer Dank gilt hier der Stadt Radevormwald und den hiesigen Stadtwerken“, so Paasch.
Bürgermeister Johannes Mans bescheinigte Gira eine Vorreiterrolle: „Ich begrüße es, dass Gira diese Fläche nutzt, um zukunftsweisende, eigene Ziele und die des Pariser Klimaabkommens zu verfolgen.“ Vor diesem Hintergrund sei es von hoher Bedeutung, die Planung des Solarparks zu unterstützen. Aufgabe der Stadtverwaltung sei es aber auch, die Interessen anderer Vertreter wie zum Beispiel der Bürgerschaft, der Landwirtschaft oder des Naturschutzes anzuhören und verantwortungsvoll mit einzubeziehen. Eine Freiflächensolaranlage wie die von Gira sei von anderen Projekten demnach klar zu unterscheiden.
Der Bergische Technologiemittelständler geht davon aus, dass er seine direkten strombezogenen Treibhausgasemissionen durch den Ökostrom aus dem Solarpark dauerhaft um mehr als die Hälfte senken wird. Die Reduktion soll perspektivisch sogar noch größer ausfallen, da das Unternehmen bislang mit Erdgas betriebene Technologien schrittweise durch Alternativen ersetzen wird, die mit dem Sonnenstrom laufen können. „Die Beheizung unserer Gebäude etwa werden künftig Großwärmepumpen anstelle unserer Blockheizkraftwerke übernehmen, für die Kälteerzeugung werden wir Kompressoren statt Absorptionsanlagen nutzen“, erläutert Paasch weiter. „Derart werden wir künftig circa 70 Prozent des Stroms aus unserem Solarpark für eigene Zwecke nutzen.“
Neueste Generation Solarmodule
Oliver vom Lehn von der Apricus Solar AG erläuterte vor Ort an einem Mustertisch die technischen Eigenschaften der neuen Anlage. Demnach sind die Module „die effizientesten, die man derzeit verbauen kann.“ Herausragend sei zudem die Verschattungsoptimierung:
So geht’s weiter: Nachdem die Photovoltaikmodule auf den Unterkonstruktionen angebracht wurden, werden auf dem Gira Campus Röntgenstraße Vorkehrungen geschaffen, um beide Firmen an die sogenannte Mittelspannung anzuschließen. Zwei Trafostationen sorgen dafür, dass die Hochspannung des Kraftwerkstroms in die zehn Kilovolt betragene Mittelspannung in den Verteilnetzen umgewandelt wird. Um die Anlage aus der Ferne überwachen und steuern zu können, werden bis in den April 2025 hinein zusätzlich zu den Stromkabeln auch Glasfaserleitungen verlegt, die die Technikzentrale mit den Unternehmensstandorten verbinden. Im Frühsommer soll der Solarpark in Betrieb genommen werden.
Der Gira-Solarpark in Zahlen
- 13.794 Photovoltaik-Module à 650 Watt
- 67 Kilometer feuerverzinkte Stahlprofile
- 6.940 Pfosten (zusammen 21 Kilometer lang)
- 2.570 Längsträger (zusammen 16,5 Kilometer lang)
- 7.250 Modulträger (zusammen 29 Kilometer lang)
- ca. 180 Kilometer Stromkabel