Das Flurbereinigungsverfahren Breckerfeld-Kückelhausen wird vom Land NRW, dem Bund und der EU mit 80 Prozent gefördert. Die verbleibenden 20 Prozent der Kosten müssten eigentlich die Grundstückseigentümer tragen: „Den größten Kostenfaktor machen die Wegebaumaßnahmen aus“, erläutert Breckerfelds Baumantsleiter Joachim Fliß beim Ortstermin am Freitag, 19. Juli. Um die Eigentümer zu entlasten, übernehme die Stadt Breckerfeld hierfür den Hauptanteil.
Fahrbahn wird breiter
Im ersten Bauabschnitt in der Sylbach wird die Fahrbahn nicht nur saniert, sondern auch verbreitert. Aktuell ist die Straße drei Meter breit, ohne Bankette: „Diese Maße sind für die moderne Landwirtschaft nicht mehr ausreichend“, sagt Harald Dahlhaus als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft (TG), in der alle betroffenen Grundstückseigentümer zusammengeschlossen sind. Die TG nimmt als Bauherr beim Flurbereinigungsverfahren die gemeinschaftlichen Angelegenheiten der Eigentümer wahr – und hierzu gehört unter anderem auch der Zustand der Wirtschaftswege. Die Straßenränder in der Sylbach zum Beispiel sind arg ausgefranst: „Weil die Fahrbahn den heutzutage breiteren und schwereren landwirtschaftlichen Fahrzeugen auf Dauer nicht Stand halten kann, Gülletransporter beispielsweise müssen derzeit ‚auf Kante‘ fahren.“
Daher werde die Fahrbahn in der Sylbach im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens auf 3,50 Meter verbreitert: „Plus eine befestigte, geschotterte Bankette von 50 Zentimetern rechts und links neben der Fahrbahn“, so Harald Dahlhaus. Marco Neveling von der ausführenden Firma Neveling Tiefbau aus Gevelsberg erklärt: „Wir werden in Kürze die Fahrbahndecke abfräsen und so lange wie möglich eine Schotterschicht liegen lassen, so dass die Straße sowohl von Rettungsfahrzeugen als auch von Anliegern befahren werden kann.“ Die Zufahrt zu den Häusern und Höfen werde während der Bauphase mit kurzzeitigen Unterbrechungen möglich sein.
Stadt beteiligt sich mit 250.000 Euro
Die Baukosten für den ersten Abschnitt des Flurbereinigungsverfahrens belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Neben der 80-prozentigen Förderung beteiligt sich die Stadt Breckerfeld mit rund 250.000 Euro (15 Prozent). „Die restlichen fünf Prozent werden von den Grundstückseigentümern anteilig ihrer Fläche getragen“, erklärt TG-Vorsitzender Harald Dahlhaus.
„Mit Beginn der Bauarbeiten in der Sylbach haben wir auf Breckerfelder Stadtgebiet in der jüngeren Zeit das mittlerweile vierte Flurbereinigungsverfahren“, sagt Bürgermeister André Dahlhaus. „Aus Sicht der Verwaltung muss ich sagen: Wir sind auch gerne offen für weitere, denn letztlich führt es dazu, dass ein vernünftiges Straßen- und Wegenetz entstehen kann.“
„Agrarstrukturelle Verbesserungen“
Das erklärte Ziel, das auch die Bezirksregierung Arnsberg in einer Pressemitteilung hervorhebt, sei eine Agrarstrukturbesserung durch die Erschließung und Neuordnung der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Heißt: Die vorhandenen Wege werden durch entsprechende Ausbaumaßnahmen den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen – unter Beachtung schutzwürdiger Lebensräume und Arten – angepasst. Durch die Neuordnung von Grundbesitz, beispielsweise durch Arrondierung, werden agrarstrukturelle Verbesserungen erzielt.
Grundstücke neu vermessen
„Ein Flurbereinigungsverfahren bedeutet auch, dass alle Grundstücke neu vermessen und Grenzen dadurch für alle Beteiligten klarer erkennbar werden“, erläutert Harald Dahlhaus. Manchmal seien es jahrhundertealte Grenz- und Wegeaufzeichnungen, auf die sich berufen werde, dabei sei oftmals nicht allen wirklich klar, wer überhaupt welches Wegerecht habe. „Dass all diese Dinge neu erfasst werden, gibt letztlich auch den Eigentümern dauerhaft Rechts- und Planungssicherheit,“ sagt er und betont zugleich: „Solch ein Verfahren ist natürlich sehr stark auf Kommunikation ausgerichtet und immer von der Gesprächsbereitschaft der Grundstückseigentümer abhängig.“
Der erste Bauabschnitt im Flurbereinigungsverfahren Kückelhausen umfasst neben dem Bereich Sylbach die Wirtschaftswege in den Bereichen Ebbinghaisen, Kotten, Breloh, Groll und Holand. In 2025 wird der Wegebau laut Mitteilung der Bezirksregierung in Kückelhausen, Lausberg und im Steinbachtal fortgesetzt und dabei größtenteils in vorhandener Trasse erfolgen. Für das gesamte Verfahren sind seitens der Bezirksregierung Fördermittel in Höhe von 2,24 Millionen Euro eingeplant: „Mit diesem Geld werden dann die Erschließung, Neuordnung und Vermessung aller Hausgrundstücke sowie der land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke erzielt,“ heißt es aus der Regierungsbehörde.
Grundlage für den Wegebau bildet der Plan nach §41 Flurbereinigungsgesetz, der zusammen vom TG-Vorstand und der Bezirksregierung unter Beteiligung „aller betroffenen Träger öffentlicher Belange“ erarbeitet worden ist. Der Plan stellt unter anderem in Kartenform die neuen und die auszubauenden Wege sowie die hierfür erforderlichen Kompensationsmaßnahmen dar. Er kann im Internet unter www.bra.nrw.de/-2231 eingesehen werden.