Es ist mittlerweile der 21. „Runde Tisch“ für Vertreter der Gemeinde Schalksmühle sowie Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe. „Ich weiß noch, wie wir hier saßen, als die erste Krise stattfand“, erinnerte sich Bürgermeister Jörg Schönenberg zurück und dankte im gleichen Zuge für die jahrelange Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Ohne das Schalksmühler Ehrenamt könne die Verwaltung die Herausforderung gar nicht alleine stemmen.

148 Flüchtlinge in gemeindlichen Unterkünften
Silvia Gonzalez, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste und Soziales, gab zu Beginn der Sitzung einen Zwischenstand zu den aktuellen Flüchtlingszahlen in Schalksmühle. Zum Stichtag des 31. August befanden sich 20 Personen im Leistungsbezug (Asylbewerberleistungen). Zusätzlich zu diesen Personen befanden sich in den gemeindlichen Unterkünften weitere 126 anerkannte Flüchtlinge. „Insgesamt befinden sich 146 Personen in gemeindlichen Unterkünften. Von diesen 146 Personen kommen zum Beispiel 54 Personen aus der Ukraine und 28 Personen aus Syrien“, verkündete Gonzalez.
166 ukrainische Flüchtlinge leben derzeit (Stand 6. September) in Schalksmühle. Davon seien 54 Personen auf dem Jahnsportplatz untergebracht, die restlichen Personen in Privatunterkünften. Zum Teil hätten sie auch eigene Wohnungen bezogen. Viele Familien seien aber noch auf der Suche nach einer Wohnung.
Es fehlt an Wohnraum in der Volmegemeinde
Nach Angaben der Fachbereichsleiterin ist von den 16 Holzhäusern nur eins frei – das sind sechs Plätze. Die restlichen Häuser seien teilweise vollbelegt oder reichten nur für ein bis zwei Personen. „Die Belegung ist schwierig“, so Gonzalez. In den Unterkünften „In der Lieth“ sei kein Platz mehr zu belegen. Eine erfreuliche Nachricht gäbe es dennoch: Anfang Oktober würden zwei Wohnungen und eine Wohnung mit zwei Plätzen frei werden. Es ist davon auszugehen, dass wieder vermehrt Zuweisungen erfolgen. Das hätten das Land NRW und der Bund bereits angekündigt. „So viele Wohnungen in Schalksmühle haben wir nicht“, bedauert Gonzalez.
Es fehle an Wohnraum, auch wenn die Gemeinde eng mit der Wohnungsgesellschaft Halver-Schalksmühle (WHS) zusammenarbeite. „Es existiert fast keinen Leerstand“, beurteilt Schönenberg die Situation. „Wir denken über mehr Wohnraum nach“, so der Bürgermeister weiter. Derzeit werde daher überlegt, Kapazität auf dem Sportplatz gegebenenfalls mithilfe von Containerlösungen zu schaffen. Auch Kita-Plätze werden knapper – einen Platz zugewiesen bekommen haben ukrainische Kinder dennoch.
Westfälischer Hof immer gut besucht
Auch die Arbeitsgruppen berichteten von ihren Beobachtungen der vergangenen Monate. Irmtraud Quenzel zeigt sich zufrieden: Verschiedene Veranstaltungen im Begegnungszentrum, wie etwa der Pizzatag oder das Waffelnbacken werden von den Flüchtlingen gut aufgekommen. „Das Pizzabacken ist sehr beliebt. Zwölf Bleche mussten das letzte Mal in den Ofen“, freute sich Quenzel. Nach den Sommerferien würden zurzeit weniger Flüchtlinge kommen – ein Besucherrückgang sei jedoch üblich. Dennoch berichtet Quenzel von gutbesuchten Tagen, von Männern, die gerne Billiard spielen und von Kindern, die gerne kickern: „Es ist immer Betrieb und es ist täglich was los. Es hat sich mittlerweile etabliert“. Seit Anfang der Woche ergänzt ein neues Angebot das Programm im Westfälischen Hof. Dort wird Monika Deisenroth jeden Montag um 15.30 Uhr eine Lesestunde anbieten.
Eine Sache bedauerte Quenzel jedoch: Neu zugewiesene Flüchtlinge, insbesondere Syrer, würden weder die Sprachkurse noch das Begegnungszentrum besuchen. An die Neuen käme man kaum ran – oft halten sie sich in Großstädten, wie etwa Dortmund, auf. Viele hätten dort Bekannte, jedoch nicht alle. Eine Integration würde deshalb kaum stattfinden. Darüberhinaus wünschte sich Quenzel mehr Unterstützung auf dem Weg der Flüchtlinge in die Arbeitswelt.
Apropos Sprachkurs: 21 Flüchtlinge, aufgeteilt in drei Gruppen, nehmen derzeit an den Sprachkursen im Westfälischen Hof teil. Einer der pensionierten Deutschlehrer, Ralf Engelkamp, berichtete über „lernwillige und hochmotivierte“ Teilnehmer.
Bald neues Sportangebot für Flüchtlinge
Dass nun viele Flüchtlinge ein Fahrrad besitzen, ist dem Ehepaar Uwe und Doris Rittinghaus zuzuschreiben. Ziel sei es, in Zukunft einen Fahrradkurs anzubieten. Diese Idee begrüßte Jörg Schönenberg. Es sei „bedrohlich zu sehen, wie manche hier fahren“, sagte er.
Zum Winter hin wird Uwe Rittinghaus eine eigene Sportgruppe im Schalksmühler Turnverein für Flüchtlinge leiten können. Bei den warmen Temperaturen trainiere er zur Zeit draußen. „Wir machen einige Aktivitäten auf dem Sportplatz. Eigentlich sind wir so gut wie jeden Tag dort“, sagte Uwe Rittinghaus. „Wir haben mehr Kontakte als wir bei der letzten Flüchtlingskrise hatten. Man muss wieder zusammenführen“, so Rittinghaus weiter. Was seine Arbeit in der Flüchtlingshilfe jedoch erschwert, sei das Fehlen eines Transporters für den Transport größerer Objekte wie etwa Möbel. „Es reicht einfach nicht“, erklärte er und gab die Anregung an den Bürgermeister weiter.
Herren- und Kinderklamotten dringend benötigt
„Es wird immer noch gut gespendet“, resümierte Quenzel. Circa 60 bis 80 Personen kommen im Monat zum Spendenlager. Kinder, die seit neuestem in die Schule gehen, erhielten pünktlich zur Einschulung eine Tasche mit Schulutensilien. Trotzdem werden dringend Herrenkleidung bis Größe L sowie Kinderkleidung (116-164) und Schwimm- bzw. Sportklamotten benötigt.