Im Gemeinderat fehle es bislang an einer kritischen Opposition, betonte die Ortsvorsitzende Michaela Christodoulakis bei dem diesjährigen Ortsparteitag der FDP Nachrodt-Wiblingwerde. Insbesondere der Abriss der Lennehalle und die vorübergehende Schließung des Gemeindebads werde von der FDP kritisch beobachtet. „Das hat gravierende Auswirkungen auf die Bürger. Wir möchten, dass die Gemeinde attraktiv für die Bürger und auch die junge Bevölkerung bleibt“, sagte Christodoulakis. Durch mehr Öffentlichkeitsarbeit möchte sie den liberalen Gedanken in der Kommunalpolitik stärken. Wähler und Mitglieder sollen durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit gewonnen werden.
Die bisherige Entwicklung des Ortsverbands seit der Gründung 2019 stimmte die Ortsvorsitzende zufrieden: „Wir sind kein weißer Fleck mehr in Nachrodt-Wiblingwerde“. Die Partei habe in der Gemeinde an Einfluss gewinnen können, das sei in den Wahlergebnissen der letzten Kommunal- und Landtagswahlen ersichtlich. Großes Lob gelte dabei der Arbeit des aktuellen Ortsverbands. Bei dessen Nachwahlen wurden Patricia Tessmer-Höfelmann als Schatzmeisterin und Armin Speckmann als Beisitzer in ihren Ämtern bestätigt.
Auch einige an der Parteiarbeit interessierte Bürger nahmen an der Veranstaltung teil. In ihre Richtung erklärte Christodoulakis ihre persönlichen Beweggründe für das Ehrenamt: „Für mich heißt es Ehrenamt; weil es eine Ehre ist, in diesem Amt zu sein.“ Vor allem in Gesprächen mit den Bürgern merke sie, wie viel der Austausch den Menschen zurückgebe. Ihre große Hoffnung sie es, einige Interessierte für die Partei gewinnen zu können. Aktuell hat die Partei in Nachrodt-Wiblingwerde neun Mitglieder. Dabei freut sich die Ortsvorsitzende vor allem über das Engagement des jüngsten Mitglieds – mit 16 Jahren ist Mira Vogel frisch in die Kommunalpolitik eingestiegen. „Mir ist wichtig, dass man nicht nur an allem meckert, sondern sich für Veränderung einsetzt“, erzählt Vogel. Besonders am Herzen liege ihr, auch in Zukunft für gute Lebensbedingungen zu sorgen.
Zu Gast war zudem der FDP-Kreisvorsitzende Arne Hermann Stopsack, der die Arbeit des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in einem Impulsvortrag vorstellte. Der LWL übernimmt Aufgaben, die aus finanziellen oder organisatorischen Gründen nicht auf kommunaler Ebene erfüllt werden können. Dazu zählen die Bereiche Soziales, Kultur, Psychiatrie, Maßregelvollzug sowie Jugend und Soziales. Finanziert wird dies über die Landschaftsumlage durch die Kreise und kreisfreien Städte. Den größten und kostenintensivsten Anteil bilden dabei soziale Leistungen, wie zum Beispiel die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen beim Wohnen und Arbeiten. Dies würde künftig durch die steigende Lebenserwartung verstärkt. Aus diesem Grund setze sich die Fraktion, deren Vorsitzender Stopsack ist, bei der Landesversammlung für eine finanzielle Entlastung der kommunalen Ebene ein. Denn den Preis für die hohen sozialen Standards würden letztlich die Kommunen zahlen, sagt Stopsack. Diese „spätrömische Dekadenz“ könne das System in Anbetracht des demografischen Wandels langfristig ins Wanken bringen, betont Stopsack, und appelliert für ein Hinterfragen bestimmter sozialer Standards.