125 Ehrenamtler hatten die Einladung angenommen und kamen zum Feuerwehrgerätehaus in Wiblingwerde. Dort hatten die Mitarbeiter der Verwaltung gemeinsam mit der Bürgermeisterin und einigen Helfern ein Buffet zusammengestellt. Neben Leckereien vom Grill, Salaten und Eis gab es vor allem eines: Viel Raum für Dankbarkeit und Gespräche über das Ehrenamt.
Auch LokalDirekt hat mit vielen Ehrenamtlern gesprochen. Fast alle Vereine plagt vor allem eines: Der Nachwuchs in den Vorständen fehlt. Über mangelnde Mitglieder konnte sich hingegen niemand beschweren. Vor allem die Angebote der Sportvereine werden gut frequentiert. Die Mitglieder des Förder- und des Trägervereins Gartenhallenbad stehen derweil schon in den Startlöchern. Im September sollen sich die Türen des Bads nach der Sanierung wieder für die Allgemeinheit öffnen.
Das sagt Bürgermeisterin Birgit Tupat über das Ehrenamt in der Gemeinde:
Die Ehrenamtler selbst sehen ihre Tätigkeit gar nicht als anstrengend an. Im Gegenteil, eigentlich sind sich alle einig, dass das Ehrenamt sie bereichert. Viele sagen, dass sie neue Freunde gefunden haben und eine tolle Gemeinschaft erleben.
Bastian Wieprecht investiert beispielsweise jede freie Minute in sein Hobby. Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele:
Einer darf natürlich nicht fehlen, wenn es um Ehrenamt in der Gemeinde geht: Uwe Perlowsky. Seit Jahren engagiert er sich für seinen Verein, den TuS Nachrodt-Obstfeld. Auch im Gemeindesportverband war er bis zur Auflösung aktiv. Der Nachrodter weiß, wie wichtig Ehrenamt ist. Er kämpft für seinen Verein und den Sport. Und da gehört auch ein Blick über den Tellerrand dazu. Er besucht politische Sitzungen, spricht mit anderen Vereinen und engagiert sich weit über die Grenzen des TuS hinaus. Mit Sorge beobachtet er mit dem TuS-Vorsitzenden Heinz Even die Entwicklung im Ehrenamt. Beide machen das Problem der mangelnden Bereitschaft, im Vorstand zu helfen, immer wieder publik. Und auch an diesem Abend rührt er die Werbetrommel für das Ehrenamt:
Dieter Nölke ist Bürgerbusfahrer. Einer von vielen in der Gemeinde. Der Bürgerbus ist ein Paradebeispiel, wie Bürgern Bürgern helfen. Die Fahrer und Mitglieder sind gut vertreten am Abend. Sie haben sich – wie alle anderen auch – die Bratwurst in gemütlicher Runde verdient. Denn der Bürgerbus ist weit mehr als die Möglichkeit Menschen von A nach B zu bringen. Die Fahrer haben ein offenes Ohr für die Menschen. Sie helfen und hören zu. Gleichzeitig sind sie selbst eine eingeschworene Gemeinschaft, aus der schon viele feste Freundschaften entstanden sind. Was den Verein so besonders macht, erklärt der Vorsitzende:
Sie bekommen viel Kritik. Müssen sich durch unzählige Verwaltungstexte kämpfen und haben einen äußerst geringen finanziellen Gestaltungsspielraum: Kommunalpolitiker haben auf den ersten Blick keinen Traumjob. Doch die Ratsmitglieder und auch die Mitglieder in den Ausschüssen und die sachkundigen Bürger sind mit Leidenschaft bei der Sache. Gemeinsam kämpfen sie für die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde. Und sie wissen, wie wichtig Ehrenamt ist. Denn in Zeiten knapper Gemeinde- und Vereinskassen sind alle aufs Ehrenamt angewiesen, wie auch Petra Triches, Fraktionsvorsitzende der UWG erklärt:
Christian Pohlmanns Herz schlägt für das Gartenhallenbad. Er ist sich sicher: Ohne Ehrenamt gäbe es das Bad schon lange nicht mehr. Hier schaffen einmal mehr Bürger für Bürger – und das im Ehrenamt. Die Vereinsmitglieder mussten viel lernen, sind Rettungsschwimmer geworden, Buchhalter, Werbeexperten und kennen sich sogar mit Chemikalien und Wasserproben aus. In einem Verein kann jeder seine Stärken einbringen – und sei es mit einem Kuchen für den Trödelmarkt oder hinterm Grill beim Osterfeuer. Christian Pohlmann erklärt, was ihn anspornt, seine Freizeit ins Ehrenamt zu investieren:
Kirsten Steinecke wollte eine Frauengruppe. Hatte Lust auf Austausch und Gemeinschaft. Und weil es das nicht gab, hat sie einfach selbst eine Gruppe gegründet. Den Kopf in den Sand stecken, weil es keine evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Wiblingwerde mehr gibt, sondern die neue große Trinitatis-Gemeinde, war für sie undenkbar. „Jetzt erst recht“, lautete ihr Motto. Gemeinsam mit vielen anderen, hat sie einer sterbenden Kirchengemeinde wieder Leben eingehaucht. Dort, wo nach Corona der Saal oft leer war, ist vor allem dank vieler Ehrenamtler wieder viel Neues entstanden. Beispielsweise die Gruppe „Von Frau zu Frau“, das Café Kiwi, ein Kreativkreis und vieles mehr. Kirsten Steinecke erzählt, was sie am Ehrenamt begeistert:
Aykut Aggül ist so etwas wie Mr. Ehrenamt: Vor allem ist er das Gesicht der Nachbarschaftshilfe. Er setzt sich für die Menschen ein, die eher am Rand der Gesellschaft stehen. Gemeinsam mit dem Team schafft er Raum für Begegnungen, hilft bei der Integration und auch sonst bei allen Problemen des Alltags. Der Tag des offenen Denkmals in der Werkssiedlung ist ein weiterer Verdienst oder aber auch der Nachrodt-Wiblingwerde-Kalender. Er erklärt, warum Ehrenamt wichtig ist:
Wohl jeder der 125 Gäste hätte eine persönliche Ehrenamtsgeschichte erzählen können. Aber die meisten möchten das gar nicht. Für sie ist der Einsatz für andere ganz selbstverständlich. Und so verschieden wie die Menschen am Abend, so bunt sind auch die Ehrenamtler. Die eine kümmert sich um Kinder beim Turnen, der andere bietet Sport für Senioren an, die andere leitet einen Seniorenkreis und wieder andere sind die Grillmeister bei Vereinsfesten. Ehrenamt passiert aber auch oft im stillen Kämmerlein. Denn irgendwer im Verein muss auch die Bücher führen, die Mitgliederlisten verwalten, die Helfer koordinieren. Und es gibt auch immer die, die bei Veranstaltungen hinter den Kulissen aktiv sind. Beispielsweise hunderte Brötchen schmieren. Allen ist klar: Jede Hand zählt für eine lebens- und liebenswerte Gemeinde. Und umso mehr wiegt der Dank der Bürgermeisterin: „Ihr seid einfach spitze! Vielen Dank für euer Engagement.“




