Vom Amselweg aus führt ein kleiner Stichweg zu einer hölzernen Brücke über einen kleinen Graben. Von dort gelangte man früher über eine Brücke direkt zu der Querungshilfe über die L692 – und damit zum Spielplatz, zum Sport und zur Schule. Die Brücke musste ziemlich genau vor einem Jahr abgerissen werden. „Jetzt müssen wir immer ganz außenherum, das ist nicht nur viel weiter, sondern auch viel mehr an der Straße entlang“, erklärt Mariola Sedlaczek. Im Gespräch mit dem fraktionslosen Ratsherrn und Bürgermeisterkandidaten, den sie schon länger kennt, entstand schließlich die Idee, Unterschriften für den Neubau einer Brücke zu sammeln. Drei Tage lang ging sie in der Siedlung von Haus zu Haus und sammelte mehr als 50 Unterschriften. Fast alle Familien unterschrieben – lediglich die direkten Anlieger der Brücke nicht. Denn sie haben seither weniger Müll und Hundekot auf ihren Grundstücken, was vorher ein echtes Problem gewesen sei. Im Rahmen des Bürgerdialogs wurden die Unterschriften Aykut Aggül übergeben, der diese nun am heutigen Montag im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss (17 Uhr, Aula Grundschule Nachrodt) an Bürgermeisterin Birgit Tupat und die Ratsmitglieder übergeben wird und auch die Wünsche und Anregungen der Anlieger vorbringen möchte.
Doch nicht nur Aykut Aggül war zu dem Termin gekommen. Auch Bauamtsleiterin Ursula Schöllnershans, Sebastian Putz als Stellvertreter der Bürgermeisterin und Gewässer- und Wegeexperte Marc Trappe. Die Verwaltungsmitarbeiter hatten von dem Treffen erfahren und kamen spontan vorbei, um offene Fragen direkt mit den Anwohnern klären zu können.
Die kleine Holzbrücke ist übrigens kein Opfer der Flut 2021, sondern fiel bei einer routinemäßigen Brückenkontrolle durch. Das Holz der Brücke war an wichtigen Stellen marode. Heute, so sagten die Verwaltungsmitarbeiter würde man eine solche Brücke in einem feuchten und stark bewachsenen Gebiet gewiss aus einem anderen Material bauen – beispielsweise aus Kunststoff. „Das liegt auch daran, dass die Brücke nie gepflegt wurde“, monierte eine Anwohnerin. Dem widersprach Ursula Schöllnershans und berichtete von regelmäßigen Instandsetzungen und Wartungsarbeiten. „Wir können da nicht so einfach eine neue Brücke bauen. Das hängt dann doch mit der Flut 2021 zusammen“, erklärte Marc Trappe. Und versuchte den Anwohnern die Problematik zu erklären. Denn auch, wenn die Brücke so klein ist, ist die Thematik äußerst komplex.

„Wäre es nach uns gegangen, hätten wir den Bereich einfach verrohrt. Dann hätte es gar keine Brücke mehr gebraucht. Aber das geht nicht, denn die Untere Wasserbehörde des Märkischen Kreises hat diesen Bereich als Gewässer eingestuft“, erklärte Marc Trappe. Auch, wenn der Graben die meiste Zeit des Jahres trocken sei – so wie auch an diesem Tag – oder maximal ein Rinnsal zusehen sei, müsse ein sogenanntes HQ100 angenommen werden. Damit ist ein hundertjähriges Hochwasser gemeint. Aus diesem Grund dürfe der Bereich nicht verrohrt werden. „Das hängt auch damit zusammen, dass weiter oben die Quelle ist und in alten Karten hier ein Gewässer eingezeichnet ist – da können wir als Gemeinde aber gar nichts dran ändern“, erklärte Trappe.
Der Graben sei Teil des Wiederaufbauplans nach der Flut, da der Bereich deutlich geschädigt wurde. „Solange das nicht erledigt ist, können wir hier gar nichts machen. Der Wiederaufbau muss erledigt werden. Und dazu gehört nicht die Brücke, da diese nachweislich nicht durch die Flut beschädigt wurde“, betonte Ursula Schöllnershans. Erst wenn der Wiederaufbau abgeschlossen sei, könne ein Antrag auf eine neue Brücke gestellt werden – das aber sicherlich nicht mehr in diesem Jahr. „Der Graben ist in der Gewichtung im Wiederaufbauplan nicht an oberster Stelle. Verstehen Sie das bitte nicht falsch, ich möchte Ihre Problematik hier nicht abtun. Aber als kleine Kommune müssen wir Prioritäten setzen und da gibt es einfach Bereiche, die wichtiger sind, weil beispielweise ganze Häuser in Gefahr sind“, erklärte Marc Trappe.

Außerdem sei es so, dass durch die Einstufung als Gewässer ganz andere Anforderungen an eine Brücke bestehen. „Durch die zwingende Vorgabe nach HQ100 müsste die Brücke viel größer werden“, erklärte Ursula Schöllnershans. So spricht aktuell vieles gegen einen Neubau. Dennoch gibt es Verständnis für die Problematik. Eine hemdsärmelige Lösung soll her. „Wir haben uns da natürlich auch schon Gedanken gemacht und den Bedarf gesehen“, erklärte Sebastian Putz. Verschiedene Lösungen seien intern bereits entwickelt worden. Beispielsweise die, die Marc Trappe vorstellte: „Man könnte es so gestalten, dass man beispielsweise Trittsteine nimmt. Also das man den Graben, wenn er trocken ist, einfach durchqueren kann. Man müsste dann halt mit Schildern gucken, dass man deutlich macht, dass es auf eigene Gefahr ist. Ich kann ja niemanden abstellen, der immer guckt, wie viel Wasser im Graben ist. Das muss dann jeder Fußgänger für sich entscheiden.“ Ein Kompromiss, der unter den Anwohnern Zustimmung fand.