Die Lüdenscheider Stadtverwaltung stellt Gästen aus den USA die Klimaschutz-Strategien der Kreisstadt vor. In einer Zeit, in der ein amerikanischer Präsident den Klimawandel in Abrede stellt und jene Bürger mit Verächtlichmachung und Bestrafung bedroht, die sich um das Klima sorgen, ist das eine bemerkenswerte Angelegenheit.

Neben Fachwissen zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit waren am Freitag, 27. Juni, auch gute Englisch-Kenntnisse gefragt: Lea Schnippering und Stefan Tackmann vom Fachdienst Klima und Umweltschutz, Grünflächenplanung, haben einer Delegation aus der US-amerikanischen Stadt White Bear Lake die Starkregen-Strategie der Stadt Lüdenscheid und ein Projekt zur nachhaltigen Speicherung und Weitergabe von Regenwasser vorgestellt. 

Auch die Location des Empfangs hatte Symbolik: Der Karl-Grün-Saal des Rathauses ist nach dem gebürtigen Lüdenscheider Karl Theodor Ferdinand Grün benannt, Journalist und Demokrat, der sich aufgrund seiner linksdemokratischen Ansichten von der preußischen Regierung verfolgt und außer Landes getrieben sah. Etwaige Gedankensprünge zu den Vereinigten Staaten unserer Tage sind da rein zufälig ....

Der erste Teil des Treffens war theoretischer Natur. Im Rathaus sprachen Schnippering und Tackmann kurz über die Hochwasser-Katastrophe, die im Juli 2021 auch in Lüdenscheid gebietsweise schwere Schäden angerichtet hatte. Als Reaktion darauf entwickelte die Stadt eine umfassende Starkregen-Strategie, um für Extremwetterereignisse mit gewaltigen Niederschlagsmengen künftig besser gerüstet zu sein. Dazu zählen neben "baulichen Maßnahmen" auch der Aufbau eines Frühwarnsystems und die Modellierung von Gebieten, die hochwassergefährdet sind.

 Ein zweiter zentraler Aspekt ist der nachhaltige Umgang mit Wasser als einer Ressource, die infolge des Klimawandels auch in Deutschland künftig knapper zu werden droht. Im Stadtteil Piepersloh demonstrierten Schnippering und Tackmann den Gästen aus den USA ein Verfahren, bei dem über eine Lanze Druckluft in tiefe Bodenregionen geschossen wird, um das Erdreich aufzulockern. Auf diese Weise könne der Boden nicht nur mehr Wasser speichern, sondern auch besser an Bäume und Pflanzen abgeben. 

Bürgermeister Sebastian Wagemeyer begrüßte die Delegation aus den Staaten im symbolträchigen Karl-Grün-Saal des Rathauses.
Foto: Helmig

Wagemeyer: "Voneinander lernen"

„Auch White Bear Lake und der US-Bundesstaat Minnesota hatten bereits Probleme mit Starkregen. Deswegen sind wir froh, dass wir uns austauschen und voneinander lernen können“, sagte Lea Schnippering. Auch Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer, der die US-Amerikaner im Rathaus persönlich begrüßt hatte, betonte die Wichtigkeit des transatlantischen und weltweiten Miteinanders – nicht nur in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch in politischen und wirtschaftlichen Fragen. 

Lüdenscheid und White Bear Lake arbeiten seit dem Jahr 2018 als Partnerkommunen des Klimaschutz-Projekts „Climate Smart Municipalities“ zusammen. Ziel ist die gemeinsame Realisierung und Weiterentwicklung umweltfreundlicher, energieeffizienter und nachhaltiger Technologien. Der US-Bundesstaat Minnesota und das Land Nordrhein-Westfalen haben das Programm vor neun Jahren ins Leben gerufen.