Es war ein Abend, der die Lachmuskeln strapazierte, der aber auch nachdenklich stimmte. Die Kölner Kabarettistin sparte nicht mit Gesellschaftskritik und brillierte mit einer großen Portion Selbstironie – alles verpackt in ihr Programm „Die Felsin der Brandung“. Dagmar Schönleber kümmerte sich um die komischen Kleinigkeiten des Alltags genauso wie um die großen Themen. Bis zu dem Abend wusste vermutlich niemand, was unterdrückte Wut und Shapewear miteinander zu tun haben. Auch hätten die Gäste zu Beginn bestimmt nicht gedacht, dass sie gut gelaunt Rolf Zuckowski Lieder singen werden. Humor mit einer gehörigen Prise Politik – ohne Politikkabarett zu sein. Schönleber präsentierte ein cleveres Programm mit Anspruch.
„Ich komme hier zum Weltfrauentag. Einem Tag, der Mädchen und Frauen stärken soll. Und währenddessen geht Trump mit der Kettensäge durch eben genau all diese Programme, die genau das tun – die Rechte von Frauen sichern“, sagte Schönleber zu Beginn. Immer wieder stimmte sie am Abend doch durchaus ernste Töne an – dennoch war es ein Abend voll Lachen und Leichtigkeit.
Die meisten Frauen – und die wenigen Männer – kamen bereits gut gelaunt im Gemeindehaus an. Viele kommen seit Jahren. Seit 2002 gibt es die Veranstaltung, die einst die inzwischen verstorbene Lotte Glasow für die SPD ins Leben rief. Für viele Gäste ist das SPD-Kabarett zum Weltfrauentag ein fester Termin im Jahreskalender. Angst, dass es nicht gefallen könnte, hatten die Besucher nicht. Denn in den vergangenen Jahren bewiesen die Organisatoren durchaus ein Händchen für die Auswahl.
„Das ist gar nicht so leicht. Denn die Veranstaltung muss auch finanzierbar sein und der Platz im Gemeindehaus ist nun einmal auch begrenzt“, erzählt Christian Pohlmann, Vorsitzender der SPD Nachrodt-Wiblingwerde. Er recherchiere im Internet und suche Ausschnitte aus Programmen. „Natürlich findet man nur selten das komplette Programm. Wenn man die Künstler nicht kennt, muss man hoffen, dass das ganze Programm gut ist“, erzählt der Vorsitzende. Außerdem, so erzählt Pohlmann, sei ihm persönlich wichtig, dass es auch etwas Musik im Programm sei. Bei Dagmar Schönleber ist sein Plan definitiv aufgeganen. Das Publikum war begeistert.

Damit der Abend schön werden konnte, begab sich Dagmar Schönleber ersteinmal daran, „das Fremdheitslevel herabzustufen und das Sicherheitlevel zu erhöhen“. Dafür wurde Elke aus dem Publikum kurzerhand die Gesundheitsberauftragte mit Apfel und Peter der Hygienebeauftragte mit Staubwedel. Anschließend durften sich alle im Saal einmal mit ihren Sitznachbarn bekannt machen, denn: „Der Mensch ist ein soziales Wesen, wenn man ihn lässt.“
Natürlich ging es auch um Politik. „Im Februar hatten wir Wahlkampf, im M(a)erz läuft alles schon wieder ganz anders.“ Nämlich mit einem Kanzler, „der ’ne Rechts-Links-Schwäche hat. Aber wenn man ins Weiße Haus guckt, weiß man wieder, dass man eigentlich da nur ein kleines Problem hat“. Überhaupt, so die Kabarettistin, sollte man manchmal einfach mal ein Stück zurücktreten und die Welt Welt sein lassen.
Dagmar Schönleber dachte auch über den „Dreisatz der drei großen Ks“ nach. Dieser umfasse bekanntermaßen bei Frauen Kosmetik, Klamotten und Kuchen. Beides gäbe es zu fiel und müsse ausgemistet werden. Über skurille Umwege kam sie auf Freundin Sabine zu sprechen, die in einer mentalen Krise ist, weil ihr Staubsaugerroboter Staubi in einer Sinnkrise stecken könnte, sie ihm zugleich aber die Wohnung fegt, damit er es nicht so schwer hat. Sich selbst bezeichnete die Kabarettistin als „Marie Kondo fürs Grobe“, die das Geräusch der Müllpresse nach dem Entrümpeln doch irgendwie süchtig macht.
Dagmar Schönleber gelingt der Spagat zwischen den Welten: der großen Weltpolitik und Gesellschaftskritik und den Absurditäten im ganz normalen Alltagswahnsinn. Die Kombination zwischen Kabarett, Musik und jeder Menge Inhalt sorgte für einen kurzweiligen Abend, den viele Besucher wohl noch lange in Erinnerung haben werden.