Theodor Flörken wurde am 28. November 1887 in Lichtenau geboren und war von 1921 an in verschiedenen kirchlichen Ämtern tätig. Besonders in Breckerfeld aber hinterließ er einen bleibenden Eindruck: Ab 1935 hatte er seine Pfarrstelle in der Hansestadt und setzte sich hier nicht nur unermüdlich für seine Gemeinde, sondern auch offen gegen das nationalsozialistische Regime ein. „Hitler ist nicht der von Gott bestellte Führer unseres Volkes“, soll Flörken, so heißt es in mündlichen Überlieferungen, während eines Gottesdienstes gesagt haben – ein riskantes Bekenntnis, das ihn in der damaligen Zeit zur Zielscheibe des Regimes gemacht hätte.

Engagiert im politischen und kirchlichen Wiederaufbau
Noch zu Kriegszeiten erlitt Theodor Flörken einen Herzanfall. Doch trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen widmete er sich nach 1945 sofort dem Wiederaufbau der kirchlichen und politischen Gemeinde in Breckerfeld. Flörken pflegte dabei eine enge Zusammenarbeit mit seinem evangelischen Amtskollegen, Pastor Kornfeld, so dass ihm heute eine Schlüsselrolle bei der Förderung des ökumenischen Dialogs zwischen der katholischen und evangelischen Kirche in Breckerfeld zugeschrieben wird.
Die Bedeutung des Denkmals
Die Entscheidung, das Grab von Pfarrer Flörken zu erhalten und ein Denkmal zu errichten, ist nicht nur eine Würdigung seines außergewöhnlichen Mutes, sich öffentlich kritisch gegen das NS-Regime zu äußern, sondern soll zugleich auch Erinnerung an diese – so Bürgermeister André Dahlhaus – „dunkle Epoche in der deutschen Geschichte“ sein. „Es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass diese grausame Zeit gar nicht so lange her ist,“ betont er. Das Denkmal, das nun an Flörkens Grab auf dem städtischen Friedhof errichtet wurde, sei nicht nur ein Zeichen des Respekts, sondern auch ein Mahnmal: „Dass wir als Gesellschaft niemals vergessen dürfen, was in der Zeit des Nationalsozialismus geschah“, erklärte Dahlhaus weiter. Und die katholische Gemeindereferentin Eva Koch ergänzt: „Zur NS-Zeit waren viele Menschen in einem Zwiespalt zwischen Staatsgehorsam und Glauben. Aber als Christ ist es damals wie heute wichtig, nicht dem politischen Mainstream zu folgen, sondern – wie Theodor Flörken – seinen christlichen Werten.“

Rückblick auf die Kriegszeit
Der Breckerfelder Horst Hoffmann ist seit vielen Jahren im Heimatverein aktiv und erinnert sich noch vage an Pfarrer Flörken: „Auch wenn ich nicht sein ‚Kirchenkind‘ war, denn ich bin evangelisch getauft“, lacht er. Als Flörken im Jahr 1951 starb, war Hoffmann 16 Jahre alt. Er erzählt, seine Eltern und Großeltern hätten während der Kriegsjahre oftmals in Angst gelebt: „Ich wurde in einer Zeit geboren, in der man sich nicht traute, offen zu sprechen und zu sagen, was man denkt – weil man Furcht davor haben musste, verhaftet zu werden“, sagt Hoffmann. Trotz dieser schwierigen Umstände und der Gefahr von Repressionen habe Flörken niemals einem Menschen die Kirchentür verschlossen oder einen seelsorgerischen Dienst verweigert – ganz gleich, ob katholisch oder evangelisch.
„Für viele Menschen war die Kirche in dieser Zeit ein Art Schutzraum, wo sie sich geborgen fühlten“, sagt Pater David von der Katholischen Pfarrei Christus-König, zu der die Breckerfelder St. Jakobus-Gemeinde gehört. „Obwohl Protestanten und Katholiken sich ‚nicht grün‘ waren, sind sie durch die Schrecken des Krieges zusammengerückt, weil sie festgestellt haben, dass sie im christlichen Glauben vereint sind.“
Freundschaft war Baustein für die Ökumene
Ob es damals viele überzeugte Nationalsozialisten in politischen Ämtern in Breckerfeld gegeben habe, darüber vermochten die Vertreter des Heimatvereins nichts zu sagen. Hoffmann erinnert sich aber an einen Mann in SA-Uniform, der einmal laut auf der Straße gebrüllt habe: „Man sollte alle Kirchentüren zunageln!“ Martin Gensler, katholisches Gemeindemitglied, kennt diese Zeit nur aus Erzählungen, ist aber ebenfalls überzeugt, dass die Freundschaft zwischen Flörken und Kornfeld ein fundamentaler Baustein für die enge ökumenische Zusammenarbeit in Breckerfeld war: „Zusammen haben sie damals etwas geschafft, das in der Zeit des Nationalsozialismus nicht selbstverständlich war. Sie haben erkannt, dass sie trotz unterschiedlicher Konfessionen dem gleichen Herrn dienen“, sagt Gensler.
Gemeindereferentin Eva Koch erklärt, dieses ökumenische Miteinander sei noch heute ein entscheidender Bestandteil des Breckerfelder Gemeindelebens. Auch, weil spätere Pfarrer und Pastoren wie Hans-Theo Schulte, Helmut Dieterle, Gunter Urban, Claus Optenhöfel oder Paul-Gerhard Diehl stets den ökumenischen Gedanken gelebt und weiterentwickelt hätten: „Fast alle unserer kirchlichen Gruppen oder Angebote sind ökumenisch durchmischt.“

Denk- und Mahnmal zugleich
Das Denkmal, das Besucher des städtischen Friedhofes nun an Pfarrer Theodor Flörken erinnern soll, wurde von der Stadt Breckerfeld ohne Gebühr zur Verfügung gestellt. Die katholische Kirchengemeinde übernimmt die Pflege des Grabes, während der Heimatverein bei Steinmetz Patrick Kielmann einen Gedenkstein mit einer Inschrift anfertigen ließ. Auf dem Stein ist das Zitat Flörkens zu lesen: „Hitler ist nicht der von Gott bestellte Führer unseres Volkes“, sowie eine kurze Beschreibung seines Lebens und Wirkens in Breckerfeld – und der abschließende Wunsch „requiescat in pace“: Ruhe in Frieden.