Nach reiflicher Überlegung hat Jochen Bernsdorf entschieden, das Haus Glörtal nicht weiter zu führen. Dies teilt er am Mittwochabend, 19. Februar, in einer Presseerklärung mit. Darin heißt es, die Entscheidung folge einer intensiven Prüfung aller wirtschaftlichen und organisatorischen Gegebenheiten, „die nach den
schwierigen letzten Jahren notwendig wurde.“ Die aktuellen Rahmenbedingungen seien nicht mehr tragfähig für einen weiteren Neustart, teilt Bernsdorf weiter mit.
Noch Ende Dezember hatte Bernsdorf im Gespräch mit LokalDirekt verkündet, dass sich nach intensiven Gesprächen und Abwägungen alle Beteiligten auf den Kompromiss geeinigt hätten, das „Haus Glörtal“ erst dann wieder zu öffnen, wenn alle baulichen Maßnahmen, die den Gastraum direkt betreffen, abgeschlossen sind. „Der aktuelle Plan sieht nun eine Fertigstellung bis Ende April 2025 vor, so dass wir ab Mai mit einem großen Knall in die Sommersaison starten wollen“, verkündete Bernsdorf in dem Gespräch.
Nun aber folgt der Rückzug Bernsdorfs. In seinem Schreiben nennt der Gastronom dafür mehrere Gründe. Zum einen die Coronapandemie und ihre Auswirkungen auf das Gaststättengewerbe. Zudem die Verzögerung der geplanten Erweiterung, die das Haus Glörtal für Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen attraktiver machen sollte. “ [Sie] sollte bereits im Frühjahr 2023 umgesetzt sein. Doch Verzögerungen in der Bauplanung ließen den Wintergarten zur andauernden Geduldsprobe werden.“ Erst in diesem Jahr haben die Arbeiten dafür begonnen – LokalDirekt berichtete.
Die wohl größte Herausforderung habe jedoch die geplante Baumaßnahme der Zufahrtsstraße dargestellt, beschreibt Bernsdorf weiter. „Im September 2023 wurde mir mitgeteilt, dass der Baustart nicht wie geplant in wenigen Wochen, sondern erst im Januar 2024 erfolgen sollte – und deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als angenommen.“ Diese Nachricht sei „ein schwerer Schlag“ gewesen. „Mein erster Gedanke war: Das war’s mit der Glör.“
Um sein Team durch diese ungewisse Zeit zu bringen, entschied sich Bernsdorf, das Hotel zur Post in Schalksmühle anzupachten. Doch dieser Plan endete in einer Insolvenz. Durch den Insolvenzverwalter habe Bernsdorf zwar die Gestattung erhalten, das Haus Glörtal weiterzuführen, doch die Bedingungen blieben weiterhin unsicher.
Die ursprüngliche Idee sei gewesen, im Januar 2025 mit einem fertiggestellten Wintergarten und einem kleinen Kernteam langsam in die neue Saison zu starten. Doch nun sieht sich Bernsdorf mit weiteren Unwägbarkeiten konfrontiert: „Ich müsste ohne Eigenkapital oder Reserven in die Hochsaison starten. Außer der erfahrenen Küchenleitung, die mit Arndt Mähler gesichert wäre, wäre das gesamte Team neu. Hinzu kommen ein einseitig angepasster Pachtvertrag der Brauerei und die fortlaufenden Unsicherheiten bei der Baustelle.“
Drei Neustarts in fünf Jahren – das sei ein enormer Kraftakt, der am Ende nicht mehr wirtschaftlich tragbar sei. „Mein Herz hängt wirklich sehr an diesem Haus und seinen Gästen, aber unter diesen Bedingungen ist das Risiko zu hoch. Man kann mir vielleicht vorwerfen, dass ich diese Einsicht früher hätte haben können. Doch ich wollte wirklich alles versuchen, um einen Neustart zu ermöglichen.“
Die Entscheidung von Jochen Bernsdorf bedauert die Betreibergesellschaft Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre GmbH „sehr, so sehr wir diese auch nachvollziehen können. Wir verlieren mit Herrn Bernsdorf einen Gastronomen, der es in den zurückliegenden fünf Jahren geschafft hat, trotz teils widriger Umstände, das Haus Glörtal von einem reinen Ausflugslokal zu einem wirklichen Restaurant zu machen. Auch auf persönlicher Ebene war die Zusammenarbeit immer angenehm und und auf beiden Seiten von Respekt und Verständnis getragen“, heißt es seitens Doreen Kohl von der Geschäftsführung.
Die Geschäftsführung der FSG habe versucht, in dieser Zeit mit großer Unterstützung ihrer Gesellschafter, die Widrigkeiten durch Corona und die Einschränkungen durch den Straßenneubau abzufangen, heißt es weiter. Die Entscheidung Bernsdorfs komme „zu einem Zeitpunkt, zu dem wir damit überhaupt nicht gerechnet haben“.
Nach einem kurzen Innehalten heiße es aber für die Geschäftsführung der FSG und für die Krombacher Brauerei, an die das Haus verpachtet ist, nach vorne zu schauen, um für das Haus Glörtal einen neuen Pächter zu finden. Im April werden die Arbeiten an der Terrasse fertiggestellt sein; ein neuer Pächter könne, so die Vorstellung der FSG dann bereits im Mai die Sommersaison einläuten. Bewerberinnen und Bewerber können Ihr Interesse beim zuständigen Gebietsverkaufsleiter für Gastroimmobilien der Krombacher bekunden und dort weitere Informationen erhalten.
Telefon: 02732/880155;
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