Ukrainische Kinder, die sich verzweifelt an ihr neues Spielzeug klammern. Ein älterer Mann, der sich über ein Paket mit Lebensmitteln freut. Junge Frauen, die sich nach Wärme vor ihrem gespendeten Kamin sehnen – diese Bilder erreichen Uwe und Doris Rittinghaus mittlerweile wöchentlich und zeigen die Wirkung der Hilfe aus Schalksmühle.
Seit vielen Jahren engagiert sich das Ehepaar ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe und knüpfte enge Kontakte zu weiteren Hilfsorganisationen wie den „Sauerländer Jungs“ und der FeG Auslandshilfe. Etwa alle vier bis acht Wochen werden Pakete nach Mariupol in die Ukraine gebracht. Bald geht die 21. Lieferung mit 15 bis 25 Paletten raus, dass ist nach Angaben der Familie die zehnte in diesem Jahr.
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„Mittlerweile ist es ein Netzwerk. Derjenige, der fährt, nimmt das mit, was gerade da ist“, erklärt Uwe Rittinghaus. Durch eine Geflüchtete, die Schutz in der Gemeinde Schalksmühle gefunden hat, entstand der Kontakt zu Maria (Mascha), Leiterin und Gründerin der Hilfsorganisation „I Do Care“ und Iryna, die sich derzeit in Berezne im Gebiet Riwne – an der belarussischen Grenze – befinden.

Ukrainerinnen verurteilen unnötiges sterben
„Es ist nicht nur ein Problem für die Ukraine, sondern für die gesamte Welt. Jede Art von Unterstützung ist notwendig“, betont Iryna. Denn: Es fehlen lebensnotwendige Ressourcen wie etwa Elektrizität, Wärme, Lebensmittel und Kleidung. Mit der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Juni, die verheerende Folgen verursachte, stieg der Bedarf nach Spenden deutlich. Die betroffenen Menschen müssen wieder von vorne anfangen, bedauert die Ukrainerin. Im besten Fall tragen die Schutzsuchenden ihre Dokumente mit sich. Auch forderte die Explosion viele Tote. „Menschen mit Behinderung und ältere Leute, die nicht aus ihren Betten fliehen konnten, sind durch die Flut ertrunken. Unsere Leute sterben tagtäglich. Das muss aufhören“, fordert Iryna. Die Lage sei weiterhin angespannt, eine Verbesserung scheint nicht in Sicht – doch Aufgeben kommt für die beiden Ukrainerinnen nicht in Frage.
„I Do Care“ war ursprünglich von Maria ins Leben gerufen worden, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Das war die Idee vor drei Jahren – mit dem Beginn des Krieges verlagerte sich der Fokus auf schutzsuchenden Ukrainer sowie auf Soldaten an der Front. Sie helfen insbesondere Kindern und ihren Familien, Menschen mit Behinderung sowie älteren Leuten. Durch den Kontakt zu Familie Rittinghaus können Iryna und Maria Informationen über die Hilfsgüter weitergeben, die zurzeit am dringendsten benötigt werden, darunter sind unter anderem Kaminöfen, Rollstühle und Rollatoren. Bei der Kalthoff in Schalksmühle befindet sich das Lager – die Firma stellt dieses kostenfrei zur Verfügung.

Familie Rittinghaus überwältigt über Hilfsbereitschaft
Dass die Spenden ohne die große Hilfsbereitschaft der Schalksmühler nie die Menschen in der Ukraine erreicht hätten, ist Iryna und Maria bewusst. „Es ist eine zielgerichtete Unterstützung, die viel bewirkt. Denn man sieht echte Menschen mit realen Schicksalen, die die Hilfe bekommen, die sie benötigen“, sagt Iryna. Der Prozess wird regelmäßig dokumentiert – in Deutschland sowie in der Ukraine.
Im Gespräch mit LokalDirekt zeigt Uwe Rittinghaus Fotos aus der Ukraine, um einen Einblick zu gewähren. Die dokumentieren, wie Hilfsgüter aus der Volmegemeinde in einem Ort ankommen. Zusehen sind Kinder, Familien und ältere Menschen, die mit einem strahlendem Lächeln die Pakete in der Hand halten. Im Hintergrund: Zerstörte Häuser und Wohnungen. „Die Hilfe kommt dort an, wo sie gebraucht wird. Die Hilfsbereitschaft der Schalksmühler und der Menschen aus umliegenden Orten ist seit Beginn des Krieges immens. Das haben wir in dieser Form nicht erwartet“, sagt Uwe Rittinghaus. Einige würden sogar längere Strecken auf sich nehmen, um jeden Montag ab 17 Uhr ihre Spenden abzugeben. „Der weiteste kam aus Essen“, freut sich Rittinghaus.
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Ukrainer geben nicht auf
Die Kampfbereitschaft der Ukrainer ist ungebrochen. Der Zusammenhalt wachse von Tag zu Tag. „Die Ukraine wird sich erholen und überleben. Uns erreicht die Unterstützung aus aller Welt. Wenn der Krieg zu Ende ist, dann hoffe ich, die Schalksmühler bei uns begrüßen zu können“, gibt sich Maria zum Ende des Interviews hoffnungsvoll.
Spendenmöglichkeiten und Spendenkonto
Der Bedarf ist groß. Neben Hygieneartikeln, haltbaren Kerzen und Lebensmittel sowie guterhaltener Kleidung und Geschirr fehlen insbesondere medizinische Hilfsmittel wie Krücken, Rollstühle, Rollatoren und Verbandsmaterial. Die Abgabe findet immer montags ab 17 Uhr im Löher Weg 27, Schalksmühle statt. Spendenbescheinigungen sind ab 20 Euro möglich. Die Familie Rittinghaus bittet, unbedingt die vollständige Adresse anzugeben mit dem Hinweis „Spendenbescheinigung erwünscht“. Die Spendenbescheinigungen werden zum Jahreswechsel zugestellt.
Bankverbindung:
Freie evangelische Gemeinde Schalksmühle
IBAN: DE39 4526 0475 0009 4107 00
BIC: GENODEM1BFG
Spar- und Kreditbank des Bundes FeG
Vermerk: Ukrainehilfe aus Schalksmühle