CDU-Vorsitzender Thomas Hartung begrüßte zahlreiche Gäste in der gut gefüllten Gemeinschaftshalle zum ersten Neujahrsempfang seit 2019. Corona und der Hallenumbau waren die Ursachen für die lange Unterbrechung der Tradition. Grußworte sprachen der Bundestagsabgeordnete Florian Müller sowie der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat Ralf Schwarzkopf. Der Musikzug der Feuerwehr Herscheid sorgte für musikalische Unterhaltung.
Dann betrat der von Hartung als „Klartextpolitiker“ titulierte Wolfgang Bosbach die Bühne. Der erfahrene Kommunal- und Bundespolitiker (jeweils 23 Jahre) kam ohne Redemanuskript aus, streute immer mal wieder launige Anekdoten ein, vermittelte aber vor allem seine Ansichten zur aktuellen Situation in Deutschland. Dabei schnitt er eine ganze Reihe von Themen an wie Pflege, Rente, Situation der Landwirte und Aggressionen gegen Einsatzkräfte.
Bosbach fürchtet um die Stabilität des gesellschaftlichen Systems. „Wir wissen nicht zu schätzen, was wir für selbstverständlich halten“, stellte er fest. Oft höre er, die AFD würde doch die richtigen Themen ansprechen und die richtigen Fragen stellen. „Es geht aber nicht um die Fragen, die sie stellen, sondern um die Antworten, die sie geben.“ So sei der Gedanke, Deutschland solle aus der EU austreten, absurd. „Nie wieder Krieg! Das ist der Gedanke hinter dem vereinten Europa.“
Auch die wirtschaftliche Stabilität sieht Bosbach gefährdet. „Deutschland ist in erster Linie ein Industriestaat. Darauf basiert der Sozialstaat. Soziale Gerechtigkeit darf es nicht nur für die Menschen geben, die auf Leistungen angewiesen sind, sondern auch für die, die den Wohlstand erst erwirtschaften.“
Für die Zukunft müssten wir in die Köpfe unserer Kinder investieren, forderte Bosbach: „Bildung, Bildung, Bildung!“ Die deutsche Wirtschaft sei angewiesen auf Innovation, Forschung und Entwicklung. „Das ist die Herausforderung für die Politik. Sie muss Prioritäten setzen.“
Telefonkette durchbricht die Einsamkeit
Wie von ihm angekündigt, sprach Bosbach genau 51 Minuten. CDU-Geschäftsführer Eberhard Kaufmann hielt dann die Laudatio für die Bürgerehrenpreisträgerinnen Jutta Georg und Doris Holthaus.
Die Telefonkette gegen die Einsamkeit wurde 2012 als Bestandteil der Ehrenamtsbörse Schwungrad gegründet. Neben Jutta Georg gehörten Lucy Scholz und Karin Adams zu den Gründerinnen. Doris Holthaus ist seit 2015 dabei. „Vor allem älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen fehlt oft Kontakt zu Familie und Freunden. Sinn der Telefonkette ist es, die Einsamkeit zu durchbrechen“, schilderte Kaufmann. Nach der Kontaktanbahnung durch das Sozialamt treten Jutta Georg und Doris Holthaus in Aktion. Sie rufen regelmäßig an, plaudern über Themen aus Herscheid und aller Welt. „Sie widmen dieser Aufgabe viele Stunden ihrer Zeit“, betonte Kaufmann. Er appellierte an Interessierte, sich beim Sozialamt der Gemeinde zu melden, damit das Angebot ausgebaut werden kann.
Jutta Georg und Doris Holthaus überreichte er neben den Urkunden auch eine finanzielle Anerkennung. „Das Geld werden wir für unser Projekt verwenden“, kündigte Jutta Georg an.