Mit Christoph Brandt haben wir über den kleinen Verein gesprochen. Er erzählt, warum so ein Angebot eine gute Sache für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist. Außerdem erklärt er, was die BSG Einsal so besonders macht.
Die BSG Einsal ist durchaus ein Verein mit Tradition. 1974 gegründet – Sie feiern im kommenden Jahr also sogar ein Jubiläum. Aber nehmen wir mal die Frage von Iris Krutz: Was ist die BSG Einsal?
Christoph Brandt: „Wie der Namen bereits vermuten lässt, sind wir eine Betriebssportgemeinschaft, die sich der Sportart Tischtennis zugewandt hat. Wie Sie bereits angemerkt haben, feiert unsere BSG Walzwerke Einsal im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Hier haben wir eine Festivität am 8. Juni geplant, die wir derzeit im Detail planen.“
Wird bei Ihnen nach wie vor ausschließlich Tischtennes gespielt, oder gibt es auch andere Sportarten im Angebot?
„Dies ist so geblieben. Wir sind weiterhin im Bereich Tischtennis zuhause und trainieren beziehungsweise spielen diesen Sport an zwei Tagen in der Woche in der Turnhalle Holensiepen. Dies am Dienstag zwischen 16.30 und 20 Uhr und am Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr. Allerdings ist der Donnerstag primär für unsere Meisterschaftsspiele reserviert, die bei Stattfinden den Vorzug haben.“
Was unterscheidet die BSG von anderen Sportvereinen in der Gemeinde?
„Um genau zu sein, eigentlich nur der Name. Wir sind, wie alle anderen Vereine der Gemeinde auch, ein gemeinnütziger und offener Verein. Jeder, der gerne Tischtennis spielt, ist herzlich zu einem Trainingstag eingeladen und kann Mitglied in unserem Verein werden. Entstanden ist die BSG seinerzeit mit der Prämisse, dass ein Sportangebot inklusive Meisterschaftsspielen ermöglicht werden sollte, ohne die Wochenenden zu belegen, sodass die Spieler/innen am Wochenende Zeit für Ihre Familien haben.
Zuerst war dies in einem sehr kleinen Rahmen, wuchs aber immer weiter an, sodass man schnell an die Gemeinde herantrat und dort eben die Spielzeiten in der Sporthalle Holensiepen bekam.
Aufgrund der Entstehung sind wir natürlich als BSG noch immer eng mit dem Unternehmen Walzwerke Einsal GmbH verbunden, welches uns auch finanziell all die Jahre unterstütz hat und damit maßgeblich an dem langen Bestehen mitgewirkt hat.“
Ich stelle mir das manchmal etwas schwierig vor. Zum Sport gehören auch immer Emotionen und es geht verbal auch schon einmal härter zur Sache. Da spielt man abends mit seinem Chef, flucht und jubelt gemeinsam und am nächsten Morgen ist man wieder beim förmlichen Sie und im Anzug/Blaumann? Wie geht das? Hat man als Mitarbeiter da nicht eine gewisse Hemmschwelle?
„Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, ist dies nur bedingt der Fall. Unsere Mitglieder sind nur zum Teil aus der Belegschaft oder aus ehemaligen Mitarbeitern, die sich heute in ihrem wohlverdienten Ruhestand befinden. Unabhängig dessen finden Sie bei unseren Mitgliedern sowohl Auszubildende sowie Doktoren wieder. Allerdings sind diese Titel und Ränge nicht wirklich von Belang. Generell kann man hier sagen, dass natürlich trotz aller Kumpeligkeit immer noch eine gewisse Förmlichkeit verbleibt. Das Du kommt natürlich deutlich schneller, wenn man sich einmal warmgespielt hat und versteht. Aber wie so oft spielt natürlich auch der Knigge mit.“
Im Verein fühlen sich viele Zuhause, finden Freunde. Viel Privates wird ausgetauscht. Klar gibt es im Büro auch den Kaffeemaschinen- oder Raucher-Talk, aber das ist meistens auf einer anderen Ebene. Ändert eine BSG so etwas? Schwinden da die Hemmungen im Job oder ist man zurückhaltender in der Freizeit?
„Wie bereits geschrieben, verbindet dieses gemeinsame Interesse. Man tauscht sich aus über die Geschehnisse im Sport, über Techniken, Schläger und Beläge. Insgesamt bleibt natürlich die Entscheidung zum Angebot an das Du im Sinne der Höflichkeit beim Älteren. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass die Hürde zum Du schnell genommen ist und man den Spaß am Sport gemeinsam zelebriert.“
Ein Unternehmen muss in Zeiten wie diesen attraktiv sein. Die BSG trägt sicher dazu bei. Wie viele Mitglieder haben Sie denn? Und wie viele trainieren regelmäßig?
„Leider bleiben auch wir vom Schwund an Mitgliedern nicht unberührt. Derzeit sind wir insgesamt 34 Mitglieder und zählen damit zu den eher kleinen Vereinen. Aktiv am Sportgeschehen nehmen davon noch rund 20 Mitglieder teil. Speziell die jungen Spieler/innen fehlen uns leider. Daher liegt unser Altersdurchschnitt auch bei rund 60 Jahren. Allerdings hatten wir in den letzten Jahren das Glück, dass auch Familien zusammen bei uns spielen. So haben wir derzeit zwei Väter, die mit Ihren Söhnen bei uns aktiv mitwirken.“
Wie wirkt sich das auf Betriebsklima aus. Gibt es da Grüppchenbildung – wie zum Beispiel Produkion gegen Verwaltung – oder ist alles bunt gemischt und man lernt sich vielleicht sogar besser oder von einer ganz anderen Seite kennen?
„Eine Grüppchenbildung gibt es in diesem Sinne nicht. Es ist auch nicht relevant, an welcher Position man im Unternehmen fungiert, da das gemeinsame Interesse am Sport hier überwiegt. Als ich seinerzeit mit dem Betriebssport angefangen habe, war meine Anrede stets das Sie, bis mir seitens der älteren Sportkameraden das Du angeboten wurde. Dieses Du galt dann auch für die betriebliche Seite. Es gab auch Sportkameraden, die vorerst das Sie bevorzugt habe. Das galt dann ebenso auf beiden Ebenen.“

In Ihrer Gruppe sind bestimmt auch Führungskräfte, oder? Ist es für sie ein schwieriger Spagat zwischen dem Sport-Menschen und dem Chef? Wird da in der Turnhalle ein Schalter umgelegt?
„Der Spagat fällt relativ einfach aus. Im Sport wie im Unternehmen obliegt es den Kollegen, sich für die Wahl der Anrede zu vereinbaren. Das Du kommt üblicherweise recht schnell. Im Unternehmen besteht natürlich immer noch die Hierarchie laut Organigramm, wenn es um Entscheidungen geht.
Bedeutet, dass selbst wenn ich als Spieler gegebenenfalls meinem Vorgesetzten im Sport Tipps und Hinweise oder sogar Aufforderungen zur Spielweise geben kann, gilt das natürlich nicht zwangsläufig auch für das Unternehmen. Im Generellen ist man um ein sportlich faires und gutes Miteinander gesinnt und findet einen Weg, wie man miteinander interagiert.“
Was ist, wenn es betriebsbedingte Kündigungen gibt oder man selbst vielleicht den Job wechselt, die BSG als Gemeinschaft aber in sein Herz geschlossen hat. Kann man trotzdem Mitglied bleiben?
„Ja, das geht natürlich, da wir ein gemeinnütziger Verein sind. Insofern bedeutet ein Verlassen des Unternehmens nicht eine Zwangskündigung der Mitgliedschaft in unserer BSG.“
Viele Firmen, geben alles, um ihre Mitarbeiter in Bewegung zu bringen. Fitnessstudio-Abos, Pedelecs, etc. Warum gibt es im Umkreis relativ wenig Betriebssportgemeinschaften? Ist doch für den Arbeitgeber eigentlich die günstigere Alternative, oder?
„Es gibt durchaus einige BSGen. Zu nennen wären für den Bereich Tischtennis unter anderen die Stadtwerke Iserlohn, die Feuerwehr Iserlohn, Wälzholz, Bakelite, Möhling. Wir als BSG spielen in einem eigenen Verband, dem BKV Iserlohn (Betriebssport Kreisverband Iserlohn e.V.). Natürlich sind wir im Vergleich zum Pendant (WTTSV = Westdeutscher Tischtennis-Verband e.V.) als winzig zu betrachten. Daher ist die Bekanntheit auf medialer Ebene verschwindend gering. Hinzu kommt, dass die Organisation der Vereine innerhalb der oft wenigen Mitglieder zu stemmen ist, was ebenfalls nicht ganz einfach ist. Von daher kommt es leider eher selten vor, dass eine neue BSG dem bestehenden Verband beitritt.
Der Vorteil der BSGen liegt allerdings in dem eher familiären und freundschaftlichen Umgang miteinander. Im Vergleich zum WTTSV sind die einzuhaltenden Regeln weich. Spielverlegungen werden abgestimmt und der sportliche Erfolg wird natürlich verfolgt, stellt aber im Vergleich zum sportlichen und fairen Miteinander eine eher kleine Rolle dar. So ist es nicht unüblich, nach dem Spiel noch miteinander bei einem gemeinsamen Pils miteinander zu plauschen. Hierbei werden auch Abstimmungen zum gemeinsamen Besuch von beispielweise landesweiten Meisterschaften unternommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass noch immer die Trainingszeiten sowie die Meisterschaftsspiele ausschließlich in der Woche sind und damit das Wochenende für die Familie bleibt.
Insofern ist das Angebot einer BSG für den Arbeitgeber durchaus lukrativ, birgt allerdings wie bei uns das Risiko, dass eine finanzielle Unterstützung erfragt werden kann, um die laufenden Kosten decken zu können. Hierzu zählen beispielsweise die Hallengebühren aber auch die Verbandsgebühren, welche zusammen für unsere BSG rund 1100 bis 1200 Euro je Jahr bedeuten. Würde unser Unternehmen uns beispielweise nicht finanziell unterstützen, müssten wir den Mitgliedsbeitrag drastisch erhöhen, was sich vermutlich wieder auf die Mitgliederzahl auswirken würde und damit unsere Existenz gefährdet. An dieser Stelle möchte ich im Namen unserer BSG auch nochmals meinen Dank gegenüber unserem Unternehmen aussprechen, dass uns in guten wie in schlechten Zeiten stets unterstützt hat.“
Warum würden Sie sagen, dass eine BSG für den Arbeitgeber eine gute Sache ist?
„Die sportlichen Aktivitäten sind stets eine gute Investition in das Personal. Auch die Walzwerke Einsal GmbH begleitet dies und unterstützt neben dem Tischtennis auch andere Projekte wie beispielsweise durch Teilnahme an Bike-Leasing-Angeboten, Rückenschule, Gesundheitschecks, Firmenläufe und andere Dinge. Zudem stärken solche Angebote auch das Miteinander.“
Und was hat die Belegschaft davon?
„Die Belegschaft kann an den Vereinsmeisterschaften auch ohne eine Vereinsmitgliedschaft teilnehmen. Zudem sind wir als BSG auch für das Unternehmen greifbar und haben in der Vergangenheit bei Firmenfeiern Platten, Schläger und weiteres Equipment nebst unserer Expertise bereitgestellt.“
Was war Ihr schönstes Erlebnis in oder mit der BSG?
„Für mich persönlich waren dies die gemeinsamen Aktivitäten wie der Besuch des Mondpalastes in Wanne-Eickel aber auch auf sportlicher Ebene die erste gewonnene Kreismeisterschaft in der A-Klasse, was mir vermutlich nicht noch einmal gelingen wird.“