Was im März 2024 als Idee begann, entwickelte sich im Laufe eines Jahres zu einer Vielzahl kleiner Aktionen, die das Thema Glück in Breckerfelds Straßen, Schulen, Kitas und Kultureinrichtungen brachte. „Eigentlich nahm das Projekt sogar im Stadtmuseum seinen Lauf“, erinnert sich Annika Kretschmann. Dort nämlich, in einem zufälligen Gespräch mit Johannes Dennda, dem Vorsitzenden des Museumsvereins, habe sie erwähnt, dass sie der Meinung sei, man müsse das Thema Glück viel mehr in den Alltag integrieren, damit es im hektischen Alltag nicht verloren geht. Er habe ihr daraufhin zwei Fragen gestellt: ‚Wie stellst du dir das vor?‘ und ‚Was brauchst du dazu?‘ – und nach einem sprudelnden Austausch entstand daraus ein ganzes Projekt: „Breckerfeld macht sich glücklich“.
Glück auf den Straßen von Breckerfeld
Zuerst brachte Annika Kretschmann eine Vielzahl kleiner Glücksbotschaften auf Breckerfelds Asphalt: „Ein unauffälliger, aber effektiver Weg, um Menschen zum Innehalten zu bewegen“, erklärt sie. Doch es blieb nicht bei den Kreidebildern, die sie selbst als „Gedankenstolperer“ bezeichnet. Es wurden später auch Glücksgläser in Geschäften und Arztpraxen aufgestellt, in denen Menschen ihre Glücksmomente notieren konnten. Das Resultat: fast 30 Liter Glück wurden gesammelt.

„Es war überwältigend, wie viele Gespräche und Begegnungen dadurch entstanden sind“, erinnert sich Kretschmann. Besonders bereichernd sei dabei für sie die Zusammenarbeit mit Kindern gewesen, die mit ihrer unbeschwerten Sicht auf das Leben eine ganz neue Perspektive auf das Thema Glück ermöglichten. Denn in der Offenen Ganztagsschule baute Kretschmann gemeinsam mit den Schülern eine „Glückstankstelle“, und auch in den Kitas wurden Glücksprojekte durchgeführt. Auch beim Erzählcafé mit Senioren eröffneten sich für die studierte Soziologin wertvolle Perspektiven: „Glück kann so einfach sein – wie das gesunde Aufstehen am Morgen oder das Beisammensein mit den Liebsten“, reflektiert Kretschmann die Gespräche.

Nach und nach, mit jeder weiteren Aktion, zog das Glück immer weitere Kreise und inspirierte immer mehr Breckerfelder, das Thema aufzugreifen: „So haben die Jungs von ‚Breckbräu‘ den Glücksgedanken aufgriffen und ihr eigenes ‚Glückspils‘ gebraut“, sagt sie schmunzelnd. Es habe sich eine regelrechte Eigendynamik entwickelt: „Plötzlich gab es Haftnotizzettel mit kleinen Botschaften, die in Epscheid aufgetaucht sind, Kinder begannen, meine Kreidesprüche an anderen Orten auf die Straße zu malen, es tat sich unglaublich viel in unserer Stadt – das Glück sprudelte förmlich über – und das hat mich unglaublich glücklich gemacht“, so Kretschmann.

Die Glücksschmiede als Höhepunkt des Projekts
Am 20. März, dem offiziell von den Vereinten Nationen festgelegten „Tag des Glücks“, wurden die Ergebnisse des einjährigen Projekts und seinen vielen einzelnen Aktionen im Rahmen einer viertägigen Ausstellung dann gebündelt im Stadtmuseum präsentiert. Es gab einen Witze-Kiosk zu sehen, eine „Glücksdusche“, aus der lauter positive Wörter flossen, die Glückstankstelle der Offenen Ganztagsschule und auch einige der „Ballast-Steine“, auf denen Menschen aufgeschrieben hatten, was sie belastete, um diese dann symbolisch von sich zu werfen zu können. „Eine Frau sagte mir, dass ihr der Stein sehr geholfen hätte, in einer schwierigen Grübelphase Klarheit zu finden“, erzählt Annika. „Und das berührt mich sehr, wenn Menschen sich durch solch eine kleine Idee ein bisschen glücklicher fühlen.“

Das Glück bringt Gruppen zusammen
Doch die „Glücksschmiede“ war nicht nur eine reine Ausstellung, sondern sie bot mit unterschiedlichen Mitmach-Aktionen auch Gelegenheit zu weiterem Austausch. Nach dem Auftaktkonzert der Band „Soulmate“ gab es beispielsweise weitere Live-Musik, eine offene Jam-Session und ein Philosophisches Lagerfeuer mit Tomasz Romaniuk („Ethikmehrwert“) und Podcaster Simon Hommel („Phi-Futter“) für die Besucher des Stadtmuseum: „Und beides hat allen Beteiligten so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen haben, sie zu wiederholen“, erklärt Annika Kretschmann. So sei für Mai oder Juli bereits eine weitere Jam-Session geplant, und auch das Philosophische Lagerfeuer wird – zunächst als Online-Treffen – fortgesetzt.

Annika Kretschmann, die in Essen geboren ist, zeigt sich dankbar über die Resonanz auf ihr Glücksprojekt: „Ich habe so viele neue Menschen kennengelernt und das Gefühl, nun wirklich tief in Breckerfeld verwurzelt zu sein. Das erfüllt mich mit Glück.“
„Feurig-bunte“ Kooperation mit dem Feuerwehrmuseum
Doch nach diesem einem „Jahr voller Glück“ – welche Pläne hat die Soziologin für die Zukunft? „Es bleibt bunt!“, verspricht Annika Kretschmann. Sicher ist, dass sie auch weiterhin ihre bunten und lebensbejahenden Botschaften in Form von Kreidebildern auf den Asphalt malen wird. Zugleich möchte sie aber auch ihr künstlerisches Portfolio persönlich weiterentwickeln und dabei, so sagt sie, ihre Kunst dazu nutzen, Menschen aus ihrer gewohnten Perspektive zu holen. „Ich möchte ihnen mit meinen Werken neue Blickwinkel eröffnen.“
So zum Beispiel mit ihrer Beteiligung am „SinnesWald“ in Leichlingen, einem Ort, an dem Kunstwerke von rund 75 Künstlern in einem frei zugänglichen Gelände eines ehemaligen Bauernhofes ausgestellt sind – zu jährlich wechselnden Themen.

In diesem Jahr lautet das Thema dort Toleranz: „Mein Kunstwerk symbolisiert den Vorhang unseres Mindsets, hinter dem sich der Regenbogen der Vielfalt verbirgt“, erklärt Annika Kretschmann im „SinnesWald“ ausgestelltes Werk, das Besucher dazu einladen soll, ihre eigenen Vorurteile zu hinterfragen: „Um den Blick auf die Schönheit der Vielfalt zu lenken.“ Die Ausstellung wird am Sonntag, 4. Mai eröffnet.
Doch damit nicht genug: Ein weiteres Projekt, über das Annika Kretschmann aber noch nicht allzu viel verraten möchte, ist die „feurig-bunte“ Kooperation mit dem Feuerwehrmuseum „Feuer.Wehrk“ in Hattingen (www.feuerimrevier.de), das am Sonntag, 4. Mai, in die neue Besuchersaison startet.
Fokus auf eigene künstlerische Entwicklung
Trotz der vielen Anfragen, insbesondere auch von Schulen und Kitas aus anderen Städten, die in den zurückliegenden Monaten von Annika Kretschmanns Glücksprojekt gehört haben, bleibt die zweifache Mutter bodenständig und fokussiert: „Die Durchführung einzelner Projekte und Aktionen kostet mich viel Vorbereitungszeit. Jetzt möchte ich mich in meiner Freizeit aber erst einmal wieder mehr auf meine eigene Kunst konzentrieren“, erklärt sie, warum sie die meisten Anfragen abgelehnt hat – und das einjährige Breckerfelder Glücksprojekt damit wohl in naher Zukunft einzigartig bleiben wird. Die vielen Begegnungen und positiven Rückmeldungen hätten sie zwar unglaublich gefreut: „Aber nun bin ich erstmal gespannt, was die Zukunft für mich als Künstlerin noch so bereithält.“
Auf ihrem Instagram-Account „mimmika_art“ hält Annika Kretschmann ihre Follower über ihre künstlerischen Aktivitäten auf dem Laufenden.