Drei bis vier Anläufe und viele Geschmackstests brauchte es, bis Tobias Mohrmann die perfekte Rezeptur für sein Schalksmühler Bier fand. Doch wie schmeckt eigentlich eine sauerländische Volmegemeinde frisch vom Gär- und Lagertank? „Das Schalksmühler Helle ist malzig, aromatisch, mild gehopft und hat eine leichte Zitrusnote“, erklärt der gelernte Brauer und Mälzer. Diese Sorte spreche insbesondere Nicht-Biertrinker an, weil sie im Gegensatz zu dunklem Bier nicht allzu bitter sei.
Mohrmann betont, dass sich Bier aus einer Kleinbrauerei von dem einer herkömmlichen Großmarke unterscheidet. Sein gebrautes Bier ist weder filtriert, noch pasteurisiert und stattdessen naturtrüb. Zudem verleiht die regionale Nähe dem Bier „einen speziellen Charakter“, ist sich Mohrmann sicher. Auch dürfen Kunden gerne ihre Wünsche äußern, denn die verschiedenen Hopfen- und Malzarten – wie etwa Sternfrucht – machen individuelle Sorten möglich.

Klein-Brauereien im Trend
Der Bier-Experte macht eine interessante Beobachtung: „Die Brauer-Szene wächst enorm“. Grund dafür sei, dass immer mehr Menschen auf Individualität achten. So wie die einen Bio-Produkte vom regionalen Anbieter kaufen, fällt laut Mohrmann auf der selben Weise die Wahl bei Bier. Eine kleine „Brauerei-Community“ habe sich bereits in der Region gebildet. Mit den Brauern aus Breckerfeld und Neuenrade tausche sich Mohrmann regelmäßig aus. „Wir sind keine Konkurrenten, sondern gute Freunde, die sich gegenseitig unterstützen. Schließlich ist Platz für alle da“, erzählt er.
Ein weiterer Trend ist dem Brauer auch nicht entgangen: Alkoholfreies Bier boomt. Die Produktionsmenge ist in den vergangenen Jahren gestiegen – doch rein alkoholfreies Bier kann Tobias Mohrmann nicht herstellen, dafür unterscheide sich die Herstellung zu sehr, wie er erklärt: „Für alkoholfreies Bier bin ich technisch nicht aufgestellt. Nächstes Jahr möchte ich aber ein alkoholreduziertes Bier rausbringen“, verspricht er. Zum Sortiment hinzugefügt werden soll zudem das Schalksmühler Pils und – wie im vergangenem Jahr auch – das Weihnachtsbier.
„Kein Bier ist schlecht“
„Freibier“ lautet Mohrmanns klare Antwort auf die Frage, welches sein Lieblingsbier ist. Festlegen möchte er sich nicht, dafür seien einfach zu viele Biersorten lecker. Daher ist sich der Experte auch sicher: „Es gibt kein schlechtes Bier, wenn es auf dem Markt ist“.
Dennoch unterscheiden sich die Geschmäcker von Biertrinker zu Biertrinker – mit seinen Sorten „Schalksmühler Helles“, „Schalksmühler Dunkles“ und „SLIM RAVEN Landbier“ möchte er viele Bier-Fans begeistern.

Sein Bier möchte er per Direktverkauf in seiner Brauerei an der Klagebach verkaufen. Auf einer Fläche von 230 Quadratmetern stehen neun große Gär- und Lagertanks, die jeweils bis zu 4500 Liter Bier produzieren können. Zum Vergleich: In Mohrmanns vorheriger Brauerei an der Glörstraße konnte lediglich die Hälfte hergestellt werden. „Ich kann hier um einiges effektiver arbeiten“, freut er sich.
Interessierte können bald ihr eigenes Bier brauen
Malz, Hopfen, Hefe und Wasser sind die vier Grundzutaten eines Biers. Doch die „Kunst des Brauens“ hat laut Tobias Mohrmann viel mehr zu bieten, als nur die „Basics“. Daher plant er – voraussichtlich im Oktober – Brauseminare anzubieten, um sein jahrelang angeeignetes Wissen mit Bier-Fans teilen zu können.
Für die Seminare stellt er in seiner Brauerei eine separate Anlage zu Verfügung, sodass genügend Platz da ist, um in die Welt des Bieres einzutauchen. Die bereitet er jedoch noch vor – eine kleine Baustelle steht also noch an. In dem circa sechsstündigen Braukurs brauen die Teilnehmer ihr eigenes Bier selbst, lernen die Zutaten, den Brauvorgang und das Equipment kennen. Nach etwa vier bis sechs Wochen können sie dann ihr Bier in der Brauerei abholen.
Tag der Offenen Tür: Hinter die Kulissen schauen
Die offizielle Eröffnung der Landbrauerei mit Fassanstich steht bald an: Am 26. August möchte er mit Freunden, Verwandten, Interessierten den erfolgreichen Umzug feiern. Hierfür wird bereits literweise Bier gebraut, um jedem Besucher eine Kostprobe zu ermöglichen. Gleichzeitig dient der Samstag als Tag der Offenen Tür, „damit sich jeder einen Einblick in meine Brauerei verschaffen kann“, kündigt der Brauer an. Mohrmann hofft zudem, den Bürgermeister Jörg Schönenberg zu begrüßen. „Die Einladungen gehen bald raus“, versichert er. Ab 10 Uhr geht’s los.