Am Montag konnten die vier Wochen alten Kälber von Landwirt Michael Loitz nicht wie geplant den Hof verlassen.
Denn seit im Kreis Kleve die Infektion bei einem Schaf mit dem Virus der Blauzungenkrankheit (Bluetongue disease – BT) nachgewiesen wurde und es daran verstarb, zählt auch Halver zum Sperrbezirk. „Vom Fund aus schlägt man dann einen Radius von 150 Kilometern; da fallen wir rein“, erklärt Loitz.
Tierarzt testet das Blut der Kälbchen
Am Dienstag (17. Oktober) kam der Tierarzt auf seinen Hof, um den Kälbchen Blut abzunehmen und sie auf BT zu testen. Er rechne mit einem negativen Ergebnis, denn die Mücke (Anm. der Red.: Der Erreger wird von Mücken der Gattung Culicoides, sogenannten Gnitzen, übertragen), sei in der Kürze wohl noch nicht bis hier her gekommen. Pro Woche legten sie zwei bis fünf Kilometer zurück.
Zuletzt vor drei Jahren sei das Blauzungenvirus grassiert. Seitdem hat Michael Loitz seine Rinder zwei Mal jährlich dagegen impfen lassen. Doch seit diesem Sommer gab es keinen Impfstoff mehr und das Virus galt als bekämpft, erklärt er. Diesmal handele es sich aber ohnehin um eine neue Variante, für die es noch keinen Impfstoff gebe.
Blauzungenkrankheit gilt als gelistete Seuche
Das bestätigt auch Ursula Erkens, Pressesprecherin des Märkischen Kreises, auf Anfrage von LokalDirekt: „Einen zugelassenen Impfstoff gegen die aktuelle BT vom Serotyp 3 gibt es noch nicht. Ob Impfstoffe gegen andere Serotypen wirksam sind, wird geprüft“, erklärt sie.

Die Blauzungenkrankheit sei eine gelistete Seuche, gehöre zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen und müsse innerhalb der Union gemeldet werden.
Bei einem Verdacht auf BT werde das Veterinäramt in der Regel vom Halter oder dem Tierarzt informiert und veranlasse Beprobungen. Erkens: „Im Fall des Nachweises einer BT-Infektion werden Sperrmaßnahmen und weitere Untersuchungen eingeleitet. Ziel der Sperrmaßnahmen ist es, eine Ausbreitung einzudämmen.“
Aktuell keine Fälle im Märkischen Kreis gemeldet
Bestätigte Fälle gibt es im Märkischen Kreis derzeit nicht (Stand 18. Oktober). Laut Ursula Erkens gibt es kreisweit 118 Milchviehbetriebe. Insgesamt würden dort circa 25.000 Stück Rindvieh und circa 4500 Schafe und Ziegen gehalten. Michael Loitz erklärt, dass der Verlauf bei Schafen deutlich schlimmer sei, als bei Rindern und ende oft tödlich.
Trächtige Kühe besonders gefährdet
Die Rinder bekommen durch das Virus hohes Fieber – die Körpertemperatur steige dann von regulären 38,5 auf bis zu 41,5 Grad. „Die sind dann richtig krank, fressen nicht mehr und die Milchleistung lässt nach.“ Die Tiere könnten dann ein Schmerzmittel bekommen. Ist eine Kuh jedoch trächtig und befinde sich im letzten Drittel vor der Geburt, besteht die Gefahr, das Kälbchen zu verlieren.
Ob die Kälber des Halveraner Landwirts am kommenden Montag also „abreisen“ und weiter verkauft werden können, hängt vom negativen Testergebnis ab. Michael Loitz zieht – solange sein Hof im Sperrgebiet liegt – Konsequenzen aus der neuen Sachlage: Er wird seine Kälber nun bereits im Alter von drei Wochen auf das Virus testen lassen, damit sie dann – bei negativem Ergebnis – regulär mit vier Wochen verkauft werden können.
Die Testpflicht entfalle übrigens für die Tiere, die zum Schlachter gebracht werden. Gleichzeitig betont der Landwirt, dass er nicht groß im Zuchtgeschäft tätig sei. Zusätzliche Kosten kommen dennoch auf ihn zu – nämlich fürs Testen. Mit etwas Glück bekomme er einen Zuschuss von der Tierseuchenkasse.
Der Märkische Kreis prüft indes also, ob es einen kompatiblen Impfstoff gibt. Präventiv, erklärt Ursula Erkens, könnten empfängliche Wiederkäuer mit Repellentien behandelt werden; das sind Vergrämungsmittel, die zur Abwehr von Mücken dienen.