„Bei uns haben schon mehrere Kunden angerufen, um zu fragen, ob wir überhaupt geöffnet haben“, sagt Marius Scholten, Geschäftsführer der Raiffeisengenossenschaft, im Gespräch mit der Redaktion. Obwohl er immer bestätigt, dass das Geschäft während der kompletten Baustellenzeit geöffnet hat, merkt er doch bereits einen Rückgang der Kundenzahl. „Ich weiß nicht, woher die Idee mancher Kunden kommt, dass wir geschlossen hätten, aber dieser Gedanke scheint sich herumgesprochen zu haben“, bedauert er.
Sein Wunsch ist es, dass die Beschilderung der Baustelle deutlich verbessert wird. Der Hinweis an den ersten Warnschildern „frei bis Baustelle“ hilft dem Durchgangsverkehr nicht weiter. „Hier müsste genau beschriftet werden, wo man herfahren muss“, wäre sein Vorschlag. Am besten über die bekannten gelben Umleitungsschilder, denn dann wäre so manches Chaos vermeidbar.
„Speziell am Montag konnten wir hier beobachten, dass jede Menge Lkw in Richtung Kierspe fuhren. Die haben dann an der Sperrung gewendet und kamen wieder zurück“, erinnert er sich.
Ein Vorgang, den auch Sakine Demir bestätigt. Die Pächterin der „Circle K“ Tankstelle (Hinweis der Redaktion: das deutsche Tankstellennetz TotalEnergies wurde im Januar 2024 von Alimentation Couche-Tard Inc mit seiner Marke Circle K übernommen) sagt, dass die Lkw-Fahrer häufig erst an der Sperrung erkennen, dass sie dort nicht links über Oberbrügge fahren können. „Die wenden dann bei uns auf dem Gelände und fahren wieder zurück“, beschreibt sie die Situation. Die Beschilderung sollte auch nach ihrer Meinung für Ortsfremde deutlich aussagekräftiger sein.
Mit den Vorbereitungen auf die Baustelle war sie eigentlich sehr zufrieden. „Wir hatten ein umfassendes Informationsgespräch mit der Stadt Halver. Nach den Erklärungen, die wir dort über die einzelnen Bauabschnitte bekommen hatten, haben wir unsere weitere Vorgehensweise mit dem Personal abgesprochen und auch unsere Stammkunden vorgewarnt.“
In der ersten Woche des Baustellenbetriebs war es auf Grund des Feiertages schwer abzuschätzen, welche finanziellen Auswirkungen die Straßensperrung auf die Tankstelle haben würde. Aber inzwischen merkt Sakine Demir schon, dass vor allem die Lkw fehlen, die sonst bei ihr getankt haben. „Vor allem seit Montag ist es heftig“, sagt sie, da inzwischen auch immer mehr Pkw-Fahrer als Kunden ausfallen.
Nachdem sich der Umsatzrückgang auch am Dienstag zeigte, habe sie nach Rücksprache mit der Gesellschaft die Tankstelle früher als gewohnt geschlossen. „Es lohnt sich nicht, wegen des Verkaufs von zwei Packungen Zigaretten bis 22 Uhr geöffnet zu haben“, rechnet sie vor. Aktuell ist daher die Tankstelle von 6 bis 20 Uhr geöffnet. „Es kann aber auch sein, dass wir die Zeiten weiter reduzieren. Wir versuchen aber, die Kunden über Aushänge an den Zapfsäulen und der Tür rechtzeitig darüber zu informieren.“
Ein Punkt ärgert Sakine Demir besonders: „Wir beteiligen uns an der Aktion, Lebensmittel zu retten und verkaufen daher abends Lebensmitteltüten die eigentlich einen Wert von 11,50 Euro haben für 3,50 Euro. Dafür fehlen jetzt auch die Abnehmer und wir müssen gute Lebensmittel wegwerfen.“
Große Probleme macht die Baustelle auch dem Schlemmerimbiss an der Karlshöhe. „Wir haben viele Kunden aus Kierspe“, erläutert Michael Stoffer, Inhaber des Schlemmerimbisses auf Rückfrage der Redaktion. Auch ihn fragen immer wieder Kunden, ob sein Imbiss geöffnet sei. „Den Umsatzrückgang merken wir deutlich“, sagt er, was auch „ganz klar“ an der undeutlichen Beschilderung liege. Viele unserer Kunden sind über 70 und trauen sich nicht, weiterzufahren, wenn sie das Schild ‚Durchfahrt verboten‘ sehen. Dass dort steht, dass Anlieger bis zur Baustelle fahren dürfen, lesen sie oft nicht, wenden und fahren woanders hin“, weiß er. „Es wäre gut, wenn dort genauer beschrieben wäre, wo die Sperrung beginnt, oder besser gesagt, wen man noch erreichen kann.“
Am meisten fürchtet er die bevorstehende Vollsperrung im zweiten Bauabschnitt wenn, zumindest zeitweise, eine Vollsperrung zwischen der Kreuzung zur Herpine und der Karlshöhe ansteht. „Dann werden wir – wie es die Stadt ja auch angeregt hat – unseren Jahresurlaub nehmen und hoffen, dass die eingeplante Zeit für die Vollsperrung ausreichen wird.“ Bis dahin wird der Schlemmerimbiss seine Öffnungszeiten aber beibehalten.
Die Auswirkungen der ungenauen Beschilderung fürchtete auch Tim Paulsen, Inhaber des Cattlemen’s und nahm die Verbesserung der Beschriftung gleich selbst in die Hand. Selbst ausgedruckte Zettel an den Hinweisen ‚frei bis Baustelle‘ zeigen an, dass das Restaurant noch anfahrbar ist. „Diese Schilder“, so ist er überzeugt, „sind nötig, weil sie meinen Betrieb und somit Arbeitsplätze schützen. Es hätte unbedingt eine genauere Beschriftung angebracht werden müssen. Das heißt nicht, dass der Name meines Restaurants drauf stehen muss, aber wenigstens ‚frei bis Karlshöhe‘ oder ‚frei bis Tankstelle‘ wäre eine deutliche Verbesserung.“
Aktuell habe er – vielleicht auf Grund seiner Eigeninitiative – noch keinen größeren Einbruch bei den Gästezahlen bemerkt. Nur die Laufkundschaft sei ein bisschen weniger geworden, meinte er und hofft, dass das angekündigte gute Wetter für die nächsten Tage auch weiterhin Kundschaft ins Cattlemen’s führt, die sich auch nicht von einem Umweg oder fehlender Beschilderung abhalten lässt.