„Diese Fernsehsendungen kann ich schon nicht mehr sehen“, sagt aber Ralf Wagener, Abteilungsleiter bei der Polizei. „Sie zeigen den Beruf des Polizisten nicht ehrlich auf. Da wird wild um sich geschossen und der Polizist macht am nächsten Tag weiter, als wäre nichts gewesen“, ist nur ein Beispiel, wo Film und Wirklichkeit weit auseinandergehen.
Die tägliche Arbeit, mit der die 57.000 Beschäftigen der Polizei in NRW leben müssen, sieht auf der einen Seite unspektakulärer aus, erfordert auf der anderen Seite aber eine erhebliche Belastbarkeit.
Mit diesem Wissen hat das ZeBuS (Zentrum für ethische Bildung und Seelsorge in der Polizei NRW) die ethische Fortbildung „Grenzgang“, die in Selm und Brühl durchgeführt wird, ins Leben gerufen. Hier werden verpflichtend Führungskräfte im gehobenen Dienst und alle in der Polizeiausbildung befindlichen Beschäftigten noch einmal motiviert, ihre eigenen Haltungen und Überzeugungen zu reflektieren. Für diese Fortbildungsmöglichkeit macht die Teaser-Ausstellung Werbung, „Denn wir wollen, dass die Kollegen zu uns kommen“, erklärte Agnes Wrazidlo.
Zur Eröffnung der Ausstellung, die im Kreishaus im Bereich des Straßenverkehrsamtes noch zwei Monate zu sehen sein wird, sagte Landrat Marco Voge: „Bei der Kreispolizeibehörde spielen Werte eine immer größere Rolle. Gesetze und die dahinter stehenden Werte müssen beachtet werden – um dies durchzusetzen, müssen unsere Polizisten leider immer mehr erdulden.“ Für ihn sei eine dunkelrote Linie überschritten, wenn er sieht, wie mit Vollzugsbeamten umgegangen wird. „Die, die unsere Polizisten bespucken, beschimpfen und körperlich angreifen, sehen nicht, dass der Beamte auch Vater oder Sohn, Mutter oder Tochter ist. Es ist wichtiger denn je, dieses noch einmal darzustellen und es in die Köpfe der Menschen zu bringen.“
Die Auswahl des Kreishauses zur Präsentation der Teaserausstellung empfindet Voge als perfekt, denn hier sei ein großer Publikumsverkehr gegeben, so dass jeder noch einmal die Möglichkeit hat, sich vor Augen zu führen, womit Polizisten in ihrem Alltag gefordert werden.
In Brühl und Selm können die Teilnehmer der Fortbildung „Grenzgang“ dann in vier Bereichen Situationen aus ihrem Alltag reflektieren. André Mönsters vom LAFP NRW (Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalwesen der Polizei NRW) erläuterte den Inhalt der Fortbildung. Von „Polizei und Gesellschaft“ über „Polizei und Gewalt“, „Polizei in Extremsituationen“ bis hin zu „Umgang mit Sterbenden und Toten“, werden viele Bereiche abgedeckt, die die Polizeiarbeit betreffen.
„Da stellen sich Fragen wie: „Was macht das Gewaltmonopol mit uns, warum riskieren wir unser Leben für Fremde oder wie überbringe ich eine Todesnachricht.“ In Gruppen sollen die Teilnehmer Erlebnisse aus ihrem Berufsalltag erzählen und ihre Haltung und Wertevorstellung überdenken und sich darüber austauschen.
Im Flyer des ZeBuS heißt es dazu: „Polizeibeschäftigte haben umfangreiche Befugnisse und treffen Entscheidungen, die nachhaltige Auswirkungen auf andere haben können. Zugleich sind sie regelmäßig mit gesellschaftlichen Konfliktfeldern und menschlichen Grenzsituationen konfrontiert. Wie kann es gelingen, in all dem professionell und moralisch integer zu bleiben?“
„Nach 20 bis 30 Dienstjahren stumpft man automatisch ab“, sagte Agnes Wrazidlo vom ZeBuS. „Und wir haben mit unserer Ausstellung alles richtig gemacht, wenn die Teilnehmer mit mehr Fragezeichen im Blick rausgehen als sie reingekommen sind! Diese Teaser-Ausstellung soll ein ethischer Appetizer sein, um den Polizisten Lust zu machen, uns ins Selm oder Brühl zu besuchen.“