Es gibt 130 Berufe im Handwerk, 350 insgesamt – dazu die Möglichkeit zu studieren. Wie soll sich ein junger Mensch da entscheiden können? Wenn dann noch die Schulzeugnisse nicht ganz so gut, persönliche oder gesundheitliche Einschränkungen vorhanden sind, wird der Einstieg in den Beruf und damit der Start in ein selbstbestimmtes Leben zur Mammutaufgabe. Daran kann man sogar im schlimmsten Fall zerbrechen. Gut, dass es Menschen und Institutionen gibt, die bei der Lösung dieses Problems helfen können – so etwa das Berufsbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis.
Genau dorthin, In die Bredde 1 nach Iserlohn, hatten Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft, Jobcenter und Iserlohns Bürgermeister Michael Joithe anlässlich der „Woche der Ausbildung“ eingeladen. An insgesamt 14 verschiedenen Standorten informieren unterschiedliche Akteure bis einschließlich Donnerstag, 16. März. Beim Treffen in Iserlohn standen Chancen und Möglichkeiten der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) im Mittelpunkt. Jörg Schumacher, Leiter der Berufs- und Studienberatung bei der Agentur für Arbeit, Dirk Jedan, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis, Jörg Otto vom Jobcenter, BBZ-Leiterin Michaela Graf und Bürgermeister Michael Joithe informierten zum Thema Ausbildung.

Sie hatten Verstärkung mitgebracht: Jessica Nowicki, Daniel Wiesebel und Melina Hammerschmidt, zwischen 20 und 22 Jahre alt, berichteten über ihre Schwierigkeiten und Erfahrungen beim Berufseinstieg. Alle drei sind zurzeit in einer Maßnahme, absolvieren eine zwölf Monate dauernde berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme.
„Wir bekommen hier vielfältige Unterstützung“, so Jessica Nowicki. Wie die aussieht, erläuterte Michaela Graf: „Ausbilder, Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Berufsbegleiter kümmern sich um die Teilnehmenden. Sie helfen, eventuell vorhandene Defizite abzubauen.“ Das können schulische sein oder auch persönliche. „Vielleicht ist jemand einfach nur zu schüchtern, um sich und die eigenen Fähigkeiten bei Vorstellungsgesprächen zu präsentieren. Dann arbeiten wir auch daran“, so Manuela Graf.

Positiv in die nahe Zukunft blicken kann Daniel Wiesebel. Der 20-Jährige wollte eigentlich „Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste“ werden. Daraus wurde nichts. Jetzt hofft er auf eine Ausbildung zum „Kaufmann für Spedition- und Logistikdienstleistung“. Wiesebel hat Chancen auf ein Praktikum bei der Firma Grohe in Hemer, das dann in eine Ausbildung münden könnte. „Ohne Hände, keine Wende“, ist das Motto von Dirk Jedan. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft wird nicht müde, die Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk zu bewerben.
„Die Jugendlichen sind vielfach ahnungslos. Die berufliche Orientierung müsste bereits in der Schule beginnen – als Unterrichtsfach, nicht erst durch kurze Praktika“, so Jedan. Das Motto dabei müsse sein: „Stärken stärken – Schwächen schwächen“. Unterstützung bekommt Jedan für seinen Vorschlag auch von Daniel Wiesebel: „Das Fach Allgemeinbildung gehört in die Schule.“ Möglichst schon ab Klasse 6 oder 7, nicht erst für nur wenige Unterrichtsstunden in der 8. Klasse, gaben ihm alle Protagonisten recht.
Auch die Stadt Iserlohn sucht Auszubildende. „Wir sind der größte Arbeitgeber, wir haben zurzeit fast 40 Auszubildende. Wir brauchen auch dringend weiteren Nachwuchs“, so Iserlohns Bürgermeister Michael Joithe. Der Nachwuchsmangel sei „eine Katastrophe für unsere Region“, so Joithe. Bevor er als Chef ins Iserlohner Rathaus einzog war er Unternehmer. Die Stadt sei auf florierende Betriebe angewiesen, die zahlten Gewerbesteuer. Joithe beklagt die „zunehmende Akademisierung“ der Berufswelt. „Die duale Ausbildung ist wichtig.“

Wichtiger Baustein in der beruflichen Entwicklung der Jugendlichen seien die Eltern. „Die haben früher bestimmt, was das Kind lernen soll. Sie sollten heute begleiten und unterstützen“, nimmt Jörg Schumacher die Erziehungsberechtigten mit in die Pflicht. Unterstützen – genau das ist auch die Aufgabe des Berufsbildungszentrums. 60 Teilnehmende sind aktuell im Lehrgang. 68 Plätze gibt es insgesamt – noch einmal so viele am Standort des Berufsbildungszentrums des Handels in Lüdenscheid. „80 Prozent der Jugendlichen gehen mit einem Erfolg hier raus“, erläutert Leiterin Manuela Graf. 30 Prozent bekommen direkt einen Ausbildungsplatz, die übrigen gingen gestärkt aus der Maßnahme. „Die betriebliche Ausbildung ist immer unserer Ziel“, verrät Jörg Schumacher von der Agentur für Arbeit.
Und an genau die solle sich jeder Jugendliche wenden, wenn er Rat, Hilfe oder Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz brauche.