Am Mittwoch, 10. Dezember, möchte das Kulturhaus Lüdenscheid junge und erwachsene Gäste mit einem besonderen Theaterstück beeindrucken. „Hannah Arendt auf der Bühne" thematisiert einfühlsam alte und junge politische Geschichte und sensibilisiert für das Feingefühl der Freiheit und Menschlichkeit. Heute auf den Tag vor 50 Jahren (4. Dezember 1975) verstarb Hannah Arendt - die Theateraufführung in wenigen Tagen könnte also aktueller kaum sein.

Zur Handlung:

4. Dezember 1975, New York. Hannah Arendt sitzt an ihrem Schreibtisch und arbeitet konzentriert an ihrem Buch "Vom Leben des Geistes". Niemand – auch sie selbst nicht – ahnt, dass dies ihr letzter Tag sein wird.

Da erscheint plötzlich ein Mädchen, das sich „eine andere Hannah“ nennt und voller Fragen steckt. Die Philosophin nimmt das Kind mit ins Theater, wo jene Figuren lebendig werden, die ihr Denken geprägt haben: Aristoteles und die griechische Polis, der Wolf als Bedrohung der Freiheit und der Fuchs, der sich in den Schutz des Privaten zurückzieht.

Szenenfoto aus "Hannah Arendt auf der Bühne".
Foto: I. Heinen

Die Inszenierung bringt Arendts zentrale politische Gedanken auf die Bühne und erinnert zugleich an die historische Katastrophe, die die jüdische Intellektuelle zur Flucht vor den Nationalsozialisten zwang. Zugrunde liegt Arendts Gewissheit: Freiheit ist ein zerbrechliches Gut, für das stets neu gekämpft werden muss – und ihr unerschütterliches Vertrauen in jedes Kind als Symbolträger für die Möglichkeit des Neubeginns.

So entwirft die Bühnenfassung den letzten Tag im Leben der Philosophin noch einmal neu. Ein Mädchen, ebenfalls Hannah, stellt beunruhigende Fragen – und führt das Publikum behutsam an Arendts Denken heran, an die Ursprünge der Demokratie und an die stets gefährdete, stets zu verteidigende Freiheit.

Zusammen mit dem Agora-Theater findet ein Nachgespräch im Anschluss an die Veranstaltung statt. Alle Details dazu sind auf der Internetseite des Kulturhauses einsehbar.

Für das Theaterstück „Hannah Arendt auf der Bühne“ am Mittwoch, 10. Dezember um 11.00 Uhr gibt es noch ein begrenztes Kartenkontingent ab 6,00 Euro für Kinder (ab zehn Jahren) und 8,00 für Erwachsene zzgl. Gebühren. Diese können an der Theaterkasse (Telefon 0 23 51/17 12 99) und – abhängig von der Verfügbarkeit – an der Tageskasse vor der Veranstaltung erworben werden. An der Tageskasse gilt ein erhöhter Eintrittspreis.

Hannah Arendt, 1958.
Foto: Wikipedia / B. Niggl-Radloff

Zu Hannah Arendt:
Hannah Arendt (1906 - 1975) war eine jüdische deutsch-US-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin. Die Entrechtung und Verfolgung von Juden in der Zeit des Nationalsozialismus sowie ihre eigene kurzzeitige Inhaftierung durch die Gestapo im Juli 1933 bewogen sie zur Emigration aus Deutschland. Arendts Leben war geprägt von ihrer jüdischen Herkunft und der Flucht vor den Nationalsozialisten. Nach ihrer Emigration in die USA lehrte sie an renommierten Universitäten und gilt heute als eine der einflussreichsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Anlässlich des 1961 vor dem Bezirksgericht Jerusalem geführten Prozesses gegen den SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann erschien 1963 ihr polarisierendes Buch "Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen". Eichmann nahm eine Schlüsselrolle bei der "Endlösung der Judenfrage" ein - der Begriff "Banalität des Bösen" ist auf ihn gemünzt und lotet aus, dass es keiner monströsen Grausamkeit bedarf, um am Schreibtisch, durch das Fehlen jeglicher Empathie, durch Wegsehen und bloße Gedankenlosigkeit ins Werk zu setzen, was dann als Schrecklichstes, als Unmenschlichkeit, als millionenfaches Verbrechen aufwächst.