Er ist Wirtschaftswissenschaftler und ein international gefragter Digitalisierungsfachmann. Dirk Stein kennt Theorie und Praxis. Er arbeitet als Hochschuldozent und war in zahlreichen internationalen Unternehmen tätig.
„Wir wünschen Ihnen und Ihren Unternehmen eine gute Reise in die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI)“, schloss AGV-Vorsitzender Dr. Frank Hoffmeister den offiziellen Teil der Veranstaltung im Science Center Phänomenta Lüdenscheid, an der zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Verbänden und Politik teilnahmen.

Der Veranstaltungsort war gut gewählt. „World in Motion – Welt in Bewegung“, so signalisiert es ein Slogan im ersten Obergeschoss der Phänomenta. Das ist nicht zu viel versprochen. „Eine KI als CEO: Science-Fiction oder schon bald Realität?“, so lautete das Vortragsthema. So mancher Geschäftsführer der AGV-Mitgliedsunternehmen wird sich an diesem Abend gewundert haben. Für Dirk Stein liegt die Antwort nämlich klar auf der Hand. Sie kann es. In einigen rein digital arbeitenden Unternehmen belegte er anhand von Beispielen, sei es bereits so weit.
Alle Unternehmen, vom Dax-Riesen bis zum inhabergeführten Mittelständler, kommen um den Einsatz von KI nicht herum, wenn sie in den nächsten Jahren nicht gnadenlos von der Entwicklung abgehängt werden wollen, sagt Dirk Stein.
Einer von vielen Gründen sei der demografische Faktor. Die Generation der Babyboomer scheide aus dem Arbeitsleben aus. Aufgrund von Fachkräftemangel lande bei den verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer mehr Arbeit. Das könne nicht funktionieren.
Deshalb stehe fest: KI werde der deutschen Wirtschaft helfen, den Fachkräftemangel zu lindern. Erklärbar mache das der Begriff der „organisationalen Ambidextrie“, der die Fähigkeit von Organisationen beschreibe, gleichzeitig effizient und flexibel im Bestands- und Innovationsgeschäft zu sein. Indem KI unterstützend bei wertschöpfenden Tätigkeiten helfe, die zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, könnten Ressourcen umverteilt werden. Die entstandenen Effizienzgewinne investiere man sinnvollerweise in das Innovationsgeschäft, um eben zukunftsfähige Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle zu entwickeln. „Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund bestätigt mittlerweile die Sichtweise, dass eine Automatisierung und Digitalisierung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zwingend notwendig sei“, sagte Dirk Stein.

Die Einführung von KI im Unternehmen müsse ein transparenter Prozess sein, den alle Mitarbeiterinnen die Mitarbeiter mitgehen könnten, fordert der Digitalisierungsexperte. „Qualifizierung“ sei das Schlüsselwort.
In Deutschland würden allerdings viele Chancen vertan. „Wir diskutieren bei neuen Entwicklungen immer zunächst die Risiken und dann die Chancen“, kritisierte er. „Das ist die falsche Reihenfolge.“ Selbstverständlich müssten auch die Gefahren eingeschätzt werden. Wichtig sei es vor allem, den Einsatz von KI passgenau auf das eigene Unternehmen abzustimmen. Eins bleibe allerdings sicher: „Am Ende entscheidet der Mensch darüber, was KI machen soll.“