„Die Würde des Menschen ist unantastbar – und das gilt für alle Menschen“, betonte Bürgermeister Jörg Schönenberg in seiner Rede. Er sprach nicht nur als Politiker, sondern auch als langjähriger Bürger der Volmegemeinde. Schalksmühle sei stets „vielfältig, tolerant und hilfsbereit“ gewesen, betonte er und wies auf die ausländischen Mitbürger hin, die immer ein integraler Bestandteil der Gemeinschaft sein würden.
Trotz dieser positiven Merkmale beobachtete er eine alarmierende Entwicklung in den vergangenen Jahren: „Den Rechtsdruck in Politik und Gesellschaft“. Diese Bewegung bedrohe nicht nur die demokratischen Werte Deutschlands, sondern auch den sozialen und zwischenmenschlichen Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Wir müssen uns dieser Herausforderung stellen und ein Zeichen gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz setzen“, sagte er. Er rief die Gemeinschaft dazu auf, aktiv gegen diese Herausforderungen vorzugehen und die demokratischen Prinzipien zu verteidigen. Und dies würde sich auch derzeit deutlich zeigen: Die „Mitte der Gesellschaft“ komme zusammen und gehe gegen rechte Kräfte auf die Straße, „überall in Deutschland und heute in Schalksmühle“, so Schönenberg weiter. Die Würde des Menschen sei unantastbar – und das unabhängig vom Geschlecht, der Herkunft, ob mit Einschränkung oder ohne.
Fotogalerie:
In einer Demokratie müsse jeder aktiv werden. Es genüge nicht, nur passiver Beobachter zu sein. „Die Demokratie lebt davon, dass wir für sie eintreten. Insbesondere dann, wenn sie bedroht wird“. Für Rechtsextremismus, Faschismus und Fanatismus gibt es in der Gesellschaft keinen Platz – eine Aussage, die vom Publikum stark befürwortet wurde. Der Bürgermeister unterstrich auch, dass Auseinandersetzungen, Diskussionen und Fehler ein integraler Bestandteil des demokratischen Verständnisses sind. „Es läuft nicht immer alles rund“, fügte er hinzu und verwies auf die vielen Krisen und Kriege, die bei vielen Bürgern Unsicherheiten ausgelöst haben. Dennoch darf dies nicht dazu führen, die Demokratie in Frage zu stellen, wie es von Politikern der AfD, die vom Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ eingestuft wurden, getan wird. „Schalksmühle ist gegen Ausgrenzung und Unterdrückung – darauf bin ich stolz“, schloss Schönenberg seine Rede.
Manchmal sagt ein Schweigen mehr als tausend Worte. Dies erkannten zumindest fünf Schülerinnen der Theater-AG der Primusschule, die gemeinsam mit dem Publikum für einen kurzen Moment für Frieden und Toleranz schwiegen. „Und doch drückt ein Schweigen Betroffenheit aus. Erst in Worten wird richtig klar, was ich sagen möchte. Und deswegen sind wir alle hier, egal ob leise oder laut, für Toleranz und Frieden“, sagte eine Schülerin. Eine weitere Primusschülerin zählte auf, wie vielfältig das Leben in einer Demokratie ist: „Demokratie bedeutet, mitzuentscheiden und mitzugestalten. Demokratie bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, damit unsere Gesellschaft stark und lebendig bleibt“. Zwar seien laut dem Grundgesetz alle Menschen gleich, trotzdem würden „cis, hetero und weiße Menschen“ mehr Freiheiten genießen können als andere. Gegen dieses Ungleichgewicht stellte sich die Theater-AG am Freitagabend entschlossen gegen.
Fotogalerie:
Kilian Behrendt, Vorsitzender des TuS Stöcken-Dahlerbrück, griff das Thema mit satirischem Unterton auf. „An alle Teilnehmer: Ihr könnt euch gleich bei Hajo das Demo-Geld abholen. Ich begrüße natürlich auch Vertreter der Lügenpresse.“ Dieser Einstieg soll – laut Behrendt – das Problem in unserer Gesellschaft darstellen. Es werde gelogen, um Bürger gegeneinander aufzuhetzen – insbesondere von einer „braunen Partei, die heute irgendwie blau ist“.
Er verwies auf ein Kapitel in der deutschen Geschichte, in dem die Demokratie keinen Platz gehabt hätte. „Dieser Vogelschiss ist die Mahnung an uns alle, uns nie wieder von irgendeinem Führer, Reichskanzler oder sonst irgendwem ins Gehirn scheißen zu lassen“, betonte er. Zum Schluss seiner Rede appellierte er an die Schalksmühler, wählen zu gehen. „Bei der nächsten Wahl in Schalksmühle wünsche ich mir, dass die blaue Partei nur ein kleiner Schneeball bleibt. Wir haben weit und breit den besten Winterdienst und wir zeigen allen, wir räumen von unseren Straßen nicht nur Schnee, sondern auch Lügen, Hass, Hetze und Intoleranz.“
Kein Recht auf Krieg, Intoleranz und Diskrimierung
Für die Flüchtlingshilfe Schalksmühle ergriff Uwe Rittinghaus das Wort, der in der Vergangenheit eine Vielzahl an Paletten von Hilfsgütern in die Ukraine geschickt hatte. „Ich bekomme Bilder aus der Ukraine, wie diese Hilfsgüter ausgepackt werden.
Ich bekomme Bilder, die ich manchmal nicht ertrage kann“, sagte er. Es gäbe kein Recht auf Krieg, auf Intoleranz und Diskriminierung. Er schätze sich glücklich, in einem Land wie Deutschland geboren zu sein, wo es ein Wahlrecht, Menschenrechte sowie Frauenrechte gäbe. „Ich kann nicht ruhig bleiben, wenn ich meinem Umfeld Stimmen lauter werden, die gegen diese Werte sind“.
Fotogalerie:
Zum Schluss der Kundgebung rief Sebastian Göpfert von der Freien Evangelischen Gemeinde Schalksmühle zur Nächstenliebe auf. „Ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, uns als verletzliche und bedürftige Menschen wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Dann beginnen wir miteinander zu leben, anstatt aneinander vorbei“, so Göpfert. Laut zu sein – dies sei vielleicht ein heutiges Problem der heutigen Gesellschaft. „Wer am lautesten schreit, hat gewonnen?“, gab er als Gedankenanstoß an das Publikum weiter. Schließlich könne Gott („der da oben“) einen gewissen Trost schenken. Bei ihm fühle sich Göpfert aufgehoben – und das auch in schwierigen Zeiten. „Er kennt mich, er sieht mich, er kümmert sich um mich“, sagte er.
Musikalisch wurde die Kundgebung durch das Musik-Duo Klaus Sonnabend und Christian Breddermann, auch bekannt als „Ich&Du“, begleitet, die das Publikum zum Mitsingen und -klatschen anregten.
Positives Fazit des Organisators
Die Kundgebung endete nach etwa anderthalb Stunden. Organisator Hajo Kapfer äußerte sich auf Nachfrage der Redaktion erleichtert und zufrieden. Die Teilnehmerzahl von mehr als 400 übertraf seine Erwartungen deutlich. „Ursprünglich hatte ich nur 70 Teilnehmer bei der Polizei angemeldet“, erinnerte er sich. Dass mehr als das vierfache erschienen sind, mache ihn stolz. Auch die Polizei war zufrieden. „Es verlief alles friedlich“, erklärte Polizei-Wachleiter Nils Haböck.